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Fünf Personen stehen um ein Flipchart-Plakat herum und diskutieren

„Vergleichspraktiken in der Kommunikation hinterfragen“


Autor*in: Insa Vogt

Unternehmen, Universitäten wie auch politische und kulturelle Organisationen nutzen Kommunikationsmaßnahmen, um ihre Inhalte und Botschaften in die Öffentlichkeit zu tragen. Wie unterscheiden sich die genutzten Strategien und wo ähneln sie sich? Dieser Frage geht die Bielefelder Changing Academy seit Mai 2021 nach, in der sich professionelle Kommunikator*innen austauschen. Hervorgegangen ist das Austauschformat aus dem Projekt Ö (Öffentlichkeitsarbeit) des Sonderforschungsbereiches (SFB) 1288 „Praktiken des Vergleichens“ der Universität Bielefeld. Im Gespräch mit der Kunsthistorikerin Dr. Britta Hochkirchen, Initiatorin der Changing Academy.

Was ist die Idee hinter Ihrem Austauschformat?

Britta Hochkirchen: Wir verstehen die Changing Academy als ein internes Austauschforum über Wissenschaftskommunikation. Intern bedeutet, dass es ein geschützter, nicht-öffentlicher Austausch ist. Pro Jahr und Kohorte laden wir bis zu dreizehn Mitglieder ein, sich mit uns über Kommunikationsformate, -ziele, -strategien und -herausforderungen auszutauschen. Durch die unterschiedlichen Blickwinkel und Expertisen entsteht ein offener Diskussionsraum. Darin werden Kommunikationsstrategien nicht nur im Sinne einer Best Practice präsentiert, vor allem analysieren wir gemeinsam die damit verbundenen Methoden, Zielgruppen und Medien. Wir reflektieren unsere Praktiken der Wissenschaftskommunikation und das ermöglicht auch die Chance, aus nicht geglückten Maßnahmen zu lernen. In regelmäßigen Abständen treffen wir uns seit Mai 2021 pandemiebedingt online. Gerade laufen die Treffen der zweiten Kohorte. Vergangene Woche gab es das erste Mal einen Workshop in Präsenz. Dabei kamen die Mitglieder der aktuellen Changing Academy, Mitglieder anderer Sonderforschungsbereiche, zum Thema „Wissenschaftskommunikation in interdisziplinären Verbundprojekten“ zusammen.

Dr. Britta Hochkirchen vom Projekt Ö im Sonderforschungsbereich 1288 „Praktiken des Vergleichens“
Dr. Britta Hochkirchen gehört zum Leitungsteam des Projekts zur Öffentlichkeitsarbeit im Sonderforschungsbereich 1288 „Praktiken des Vergleichens“. Sie ist die Initiatorin der Changing Academy.

Was waren die thematischen Schwerpunkte der Changing Academy?

Britta Hochkirchen: Im ersten Jahr haben wir dreizehn Kommunikationsexpert*innen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und Bildung eingeladen, um mit ihnen der Fragestellung nachzugehen, ob und welche Unterschiede es in ihrer Kommunikation gibt. Es gibt Unterschiede, wie sie zum Beispiel anhand der Evaluierungsmethoden der Kommunikation deutlich werden. In der derzeit laufenden zweiten Kohorte sind wir im Gespräch mit zehn anderen Teilprojekten Ö aus Sonderforschungsbereichen der Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften, die über ganz Deutschland verteilt sind. Der thematische Fokus dieser Gruppe liegt auf den Herausforderungen der Wissenschaftskommunikation von Sonderforschungsbereichen und wie ihre Herangehensweisen voneinander abweichen können. Sonderforschungsbereiche sind interdisziplinär ausgerichtet. Deswegen sind wir stets mit der Frage konfrontiert, ob wir uns in der Kommunikation auf das Oberthema des Sonderforschungsbereiches beschränken oder ob wir einzelne Teilprojekte in den Mittelpunkt stellen. Ein Ergebnis zeichnet sich jetzt schon ab: Sonderforschungsbereiche benötigen eine spezielle Form der Wissenschaftskommunikation, da sie einerseits thematisch gebunden, dabei aber andererseits interdisziplinär sind und auf einen spezifischen geförderten Zeitraum abgestimmt sein müssen.

Inwiefern greift die Changing Academy Leitideen des Sonderforschungsbereiches 1288 „Praktiken des Vergleichens“ auf?

Britta Hochkirchen: In unserem Teilprojekt Ö des Sonderforschungsbereiches 1288 untersuchen wir die Verbindung zwischen Geisteswissenschaften und Gesellschaft und wie dieses Verhältnis durch Praktiken der Wissenschaftskommunikation hervorgebracht wird. Praktiken des Vergleichens sind so allgegenwärtig, dass sie oftmals nicht mehr bewusst wahrgenommen werden. Das betrifft auch das Feld der Wissenschaftskommunikation, denn auch hier finden sich Vergleichspraktiken. Das Teilprojekt Ö zielt darauf ab, generell Vergleichspraktiken in der Kommunikation und speziell in der Wissenschaftskommunikation zu hinterfragen. Die Changing Academy ermöglicht die Reflexion dieser Praktiken und bietet den Raum, das Tun in der Wissenschaftskommunikation zu analysieren und bei Bedarf auch zu verändern.

Jetzt lief der erste Workshop in Präsenz. Was stand im Mittelpunkt?

Britta Hochkirchen: An dem Tag haben wir die Ideen und Erfahrungen aufgegriffen und gegliedert, die wir in den vorangegangenen Online-Workshops gesammelt haben. Wir haben auch an Grundlagen für eine gemeinsame Publikation gearbeitet, die die Ziele, Formate und Herausforderungen von Projekten der Wissenschaftskommunikation in interdisziplinären Verbundprojekten thematisieren und problematisieren soll. Die Publikation soll ausgehend von der Vorstellung konkreter Kommunikationsprojekte Fragen nach den Formaten, nach den unterschiedlichen Öffentlichkeiten, aber auch nach der Nachhaltigkeit von Wissenschaftskommunikation in Sonderforschungsbereichen aufgreifen. Wir werden mit den Mitgliedern der Changing Academy in der weiteren Laufzeit unseres Teilprojekts an dieser Publikation arbeiten.

Display mit Schriftzug "Changing Academy", unscahrf im Hintergrund eine Gruppe an einem Tisch
In dem Workshop der Changing Academy im März arbeiteten die Mitglieder unter anderem an Grundlagen für eine gemeinsame Publikation zu Wissenschaftskommunikation in interdisziplinären Verbundprojekten.

Wie geht es mit der Changing Academy weiter?

Britta Hochkirchen: Mit dem Format ging es hauptsächlich darum, als ersten Schritt die Variantenbreite von Kommunikationsformaten und -zielen aufzuzeigen. Inwieweit wir daraus in Zukunft zum Beispiel auch eine Art Leitfaden für die Wissenschaftskommunikation von Sonderforschungsbereichen erstellen könnten, wird sich zeigen. Zudem hoffe ich, dass Öffentlichkeitsarbeit immer ein wesentlicher Teil vieler Sonderforschungsbereiche bleibt und wir die unterschiedlichen Verständnisse von Wissenschaftskommunikation in den Diskurs aufnehmen. In unseren Treffen wurde oft betont, dass die Teilprojekte Ö einen Effekt wieder in den Sonderforschungsbereich hinein haben. Ein Beispiel: Zahlreiche SFBs organisieren Schüler*innenlabore, um ihre Forschungsthemen Schulklassen zu vermitteln. Dieser Austausch mit den Schüler*innen wirkt sich wiederum auf die Arbeiten der Wissenschaftler*innen aus.

Zur Person

Dr. Britta Hochkirchen leitet seit 2021 zusammen mit Prof. Dr. Lars Deile das Teilprojekt Ö „Making of: Communities of Practice. Geisteswissenschaften und Gesellschaft in Relation“ im Sonderforschungsbereich 1288 „Praktiken des Vergleichens. Die Welt ordnen und verändern“. Sie hat die Changing Academy innerhalb des Teilprojekts Ö initiiert. Hochkirchen ist promovierte Kunsthistorikerin und ist außer als Teilprojektleiterin an der Universität Bielefeld auch als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Friedrich-Schiller-Universität Jena tätig.