Wie Menschen mit riskanten Unsicherheiten umgehen


Autor*in: Universität Bielefeld

Bis heute sind individuelles und institutionelles Handeln von Rationalisierungsprozessen der Moderne geprägt. „Dessen ungeachtet, lehnen Menschen vernünftige Schutzimpfungen ab, hängen Verschwörungstheorien an oder vertrauen blind der Wissenschaft“, so schreibt der renommierte Soziologe Professor Dr. Jens O. Zinn, derzeit Gastwissenschaftler an der Universität Bielefeld, im Abstract zu seinem Vortrag in der Reihe „Uncertainty Talks“. An der Universität von Melbourne arbeitet Zinn schwerpunkthaft zu einer Soziologie des Risikos und der Ungewissheit. Zinn erläutert im nun online gestellten Vortrag die Dynamiken des Umgangs mit riskanten Unsicherheiten in der Moderne.

„Um den Umgang mit riskanten Unsicherheiten zu verstehen, ist es nützlich, neben rationalen Umgangsweisen weitere Modi des Umgangs mit Unsicherheit einzubeziehen, wie etwa Vertrauen, Intuition und Gefühl sowie Hoffnung und Glaube“, erläutert Zinn weiter. Dabei wäre es aber voreilig, solche Umgangsweisen als subjektive Irrationalitäten abzutun. Vielmehr erscheine es so, dass sie erst in ihrem Zusammenspiel ermöglichen, vernünftig mit Unsicherheiten umzugehen. Zudem sind auch auf institutioneller Ebene nicht nur „Prozesse der Rationalisierung und Verzauberung“ zu beobachten. Die Subjektivierung abstrakten Wissens könne als Voraussetzung für deren lebensweltliche Wirksamkeit verstanden werden.

Aufzeichnung des Vortrags von Jens O. Zinn


Der Vortrag „Rationalisierung, Verzauberung und Subjektivierung“ des Soziologen Professor Jens O. Zinn

Ich weiß nicht, ob Sie die anderen Uncertainty Talks bereits gehört haben.
Also am Anfang der eine hat sich aus ökonomischer Perspektive Unsicherheit genähert.
Dann hatten wir einen Vortrag, der hat sich aus psychologischer Perspektive genähert und einen Vortrag, wo ich sagen würde ja, vielleicht eher makro, soziologisch, systemtheoretisch. Und ich möchte dazu beitragen, indem ich ja aus einer interdisziplinären risiko soziologischen Perspektive etwas beisteuern möchte und das phänomenologisch verankern. Man könnte aber auch sehr viel einfacher sagen Was mich wirklich interessiert, ist ja, wie soziale Akteure mit Unsicherheit umgehen.
Und da also welche Konstruktionen, welche Strategien, welche Modi nutzen sie, um mit Unsicherheit umzugehen, um eine prinzipiell kontingente und handhabbare Zukunft irgendwie in eine unsichere, aber handhabbare zu überführen und das kann natürlich auf ganz unterschiedliche Art und Weise passieren.
Ich möchte das in drei oder vier bzw vier Schritten machen. Ich fange an mit einer Typologie vernünftiger Umgangsweisen. Da war ich noch in der Universität von Kent im SCA Network Social Kontext and Responses to Risk. Wer meine Arbeiten kennt, das ist 2008 veröffentlicht worden. 2016 noch mal überarbeitet, ein bisschen. Das ist im Prinzip so mein Ausgangspunkt. Und dann möchte ich diese Typologie mit, ja, mit der neuen Phänomenologie unterfüttern.
Das war im Prinzip ein Zufall, der sich ergeben hat. Aus den Corona Jahren habe ich einen Kollegen Manuel Schulz getroffen und der ist ein begeisterter Anhänger der neuen Phänomenologie.
Und wir haben festgestellt, dass das ganz gut eigentlich zu meinen Ideen dieser Typologie passt. Das möchte ich in einem zweiten Schritt kurz vorstellen, bevor ich dann zu dem abschließenden Thema komme, wie das diese Umgangsweisen, diese Modi dynamisiert werden können und wie solche Konzepte wie Rationalisierung, Verzauberung und Subjektivierung in dem Zusammenhang dann Sinn machen können.
Aber bevor ich damit anfange, nur kurz etwas zu den historisch Hintergrund annahmen und mein Risiko soziologischen Ausgangspunkt. Also im Prinzip, wenn Sie sich überlegen, das ist ja nichts Neues. Unsicherheit ist eigentlich schon immer ein Problem für die Menschheit gewesen.
Ob man nun in die Antike zurückschaut, wo Feldherren oder Könige Orakel befragt haben oder Göttern geopfert haben oder eben im Mittelalter oder wenn sie ja, ich weiß nicht, ob Sie Asterix lesen, der Seher, der in den Eingeweiden die Zukunft vorhersehen will, oder den Flug der Vögel, oder ob wir einfach beten oder hoffen, immer hat es irgendwie damit zu tun, wie wir mit dieser Unsicherheit umgehen.
Und was man allerdings sagen kann, ist, und das ist natürlich das Interessante, das hat sich doch grundlegend geändert. Obwohl man sich natürlich darüber streiten kann, inwieweit. Aber im Zuge der Modernisierung sind eben andere Formen des Umgangs mit Unsicherheit zunehmend dominant geworden. Was hier Soziologinnen werden, das kennen Max Weber, der sich ja verdient gemacht hat mit der Untersuchung des Modernisierungsprozess, und er hat ihn hier spezifiziert als eine Form der Rationalisierung. Ich nehme das immer wieder ganz gerne ist es natürlich furchtbar, trivialisieren für die komplexen und lang anhaltenden Prozesse der Modernisierung. Aber es bringt so den Knackpunkt irgendwie auf den Punkt. Deswegen mache ich das Zitat ganz gerne aus Wissenschaft als Beruf. Die zunehmende Rationalisierung bedeutet das Wissen davon oder den Glauben daran, dass es prinzipiell keine geheimnisvollen, unberechenbare Mächte gibt, die da hineinspielen, dass man vielmehr alle Dinge im Prinzip durch Berechnen beherrschen könne. Zwei Sachen finde ich spannend und wichtig.
Das eine ist dieses Gegenüberstellen von Wissen und Glauben. Es geht also um eine Einstellung. Nicht einfach nur, dass man weiß, dass man etwas kontrollieren kann und das wissenschaftlich hinkriegt, sondern dass es eine Einstellung ist, dass man im Prinzip es hinkriegen wird und dann, was ich auch ganz nett finde, ist hier der Bezug auf berechnende Ökonomen, die sich mit der Historie der Wahrscheinlichkeitsrechnung beschäftigen.
Die werden vermutlich hier auch einen Bezug sehen, aber was interessant ist, ist hier eben auch die Entzauberung der Welt. Nicht mehr wie der Wilde, für den es solche Mächte gab und das inhaltliche Votum Gegenüberstellung Rationalität auf der einen Seite, auf der anderen Seite eben die Wilden, die die Geister anbeten. Und so weiter. Okay, jetzt kann man sich uns im Prinzip das vorstellen. Na ja, so als die Geburt des Rationalität Paradigmas der Moderne mit Berechenbarkeit und Zweckrationalität.
Und daraus ist im Prinzip ja bis in die 50er 60er Jahre hinein so ein Fortschrittsoptimismus entstanden. Ich zitiere Ich beziehe mich hier auf Talbott Parsons, einfach einer für viele, der ihn sich vorgestellt hat, dass mit zunehmendem Wissen soziale Probleme immer besser in den Griff gekriegt werden werden und im Prinzip ja einer positiven Entwicklung des Wissenszuwachs und der besseren Problem Bearbeitung entgegen schauen.
Wenn wir uns heute so umschauen Ukrainekrieg, wild Pandemie haben wir grad hinter uns. Klimawandel lässt uns nicht mehr los. Das Da scheinen die Thesen, die Ulrich Beck bereits Mitte der 80er Jahre aufgestellt hat, dass eben diese Modernisierung mit Nebenfolgen begleitet sind. Die eher negativen Charakters sind doch zunehmend überzeugender. Nicht? So war das in 80er Jahren, da war das noch hochgradig umstritten. Aber seine Idee im Prinzip war zu sagen Na ja, diese Nebenfolgen führen dazu, dass Ausnahmen und Krisen im Prinzip der Normalzustand werden. Und Unsicherheit, könnte man sagen, wird im Prinzip zur neuen Normalität. Was auch immer man davon jetzt hält und wie sehr das der Fall ist.
Das Spannende für mich ist eigentlich die Frage Wie gehen denn jetzt soziale Akteure mit dieser Unsicherheit um? Und auch wenn sie es in der historischen Perspektive sehen sind die denn jetzt alle so rational und rationalisiert, wie man vielleicht bei Weber annehmen möchte?
Und da gibt es natürlich gute Forschung, die zeigt, dass auch die alten Art und Weisen, mit Unsicherheit umzugehen, nicht verschwunden sind, sondern nach wie vor ihre Bedeutung haben. Aber ich weiß nicht, woran Sie denken. Ich habe mir, als ich diese Typologie entwickelt habe, es Ich hatte oft in relativ schweren Kopf. Ich hatte viel Kaffee getrunken, zwei schreiende Kinder zu Hause, also großes Schlafdefizit und wusste dann nicht immer war es die Masse an Studien, die ich analysiert habe? Oder war es der Mangel an Schlaf, der mir den dicken Kopf bereitet hat?
Aber die Frage ist ja was sind denn solche Sachen? Also denken wir an die Flüchtlinge, Wie machen die das? Die sehen den Tod ins Auge, den über das Mittelmeer. Sind die total irrational? Sehen die nicht, dass das tödlich sein kann? Wie ist es mit der Impfung? Die einen sagen Na ja, natürlich muss man sich impfen lassen. Die anderen sagen Um Gottes willen, ja. Sind die einen rationaler oder irrationaler?
Denken wir an die englischen Hausbesitzer, die in Überflutungen Gebieten wohnen, nach dem ersten Flut sind schon ein großer Teil, nehmen also ergreifen Maßnahmen, um sich vor den nächsten zu schützen. Nach der zweiten Flut sind es schon mehr, nach der dritten Flut sind es aber immer noch. Gibt es immer noch Leute, die das nicht tun? Sind die völlig von allen guten Geistern verlassen oder gibt es gute Gründe, warum sie das tun? Also solche Art von Fragen haben mich interessiert.
Man könnte noch ein klassisches Beispiel dazu nehmen, was ich ganz nett finde von Benjamin Franklin, der seinem Neffen geraten hat, wie er denn entscheiden sollte, ob er die die Frau, die er beabsichtigt, erwägt zu heiraten, ob er sie denn heiraten soll oder nicht. Und er hat gesagt Ja, du musst dir einfach so eine Tabelle machen. Links schreibst du alles, was dafür spricht, gegen Rechts, alles was dagegen spricht. Dann ordnest du es. Die schwerwiegendsten Argumente oben und dann immer nach unten die nicht so schwerwiegendsten. Und dann bewertest du und guckst wegen die sich aus ist das eine wichtiger, das andere weniger wichtig. Und und wenn du das so machst, dann wirst du eine Entscheidung, eine gute Entscheidung fällen können.
Wenn nicht, wirst du vermutlich nie heiraten. Finde ich ein super Beispiel für einen rationalen Zugang zu Zeiten romantischer Liebe möchte man vielleicht von solchen Strategien Abstand nehmen. Aber es zeigt, dass es ganz unterschiedliche Art und Weisen gibt, zu Entscheidungen zu kommen. Ich finde es gut, das Beispiel, weil es zeigt hier, worauf ich hinaus möchte. Die Dichotomie, die im Prinzip Weber schon aufgemacht hat mit rational und nicht rational.
Die ist im Prinzip der Ausgangspunkt für meine Typologie zu unterscheiden. Modi, die so nach Technik, Wissenschaft, Ökonomie als rational definierten angesehen werden und die im Prinzip gegenübergestellt werden von zum Teil auch irrationalen Motiven. Ich bin ein bisschen wertneutral, nicht rational. Wie Hoffnung, Glaube und Ideologie. Und was man dann aber zeigen kann.
Und das würde Ihnen hoffentlich auch einleuchten, das ist das natürlich. Hoffnung, Glaube. Und so weiter. Auch ganz vernünftige Strategien sind oder Modi, um mit Unsicherheit umzugehen, und zwar unter ganz bestimmten Bedingungen. Ich habe hier ich weiß nicht, ob Sie Herbert Achternbusch kennen, der titelte ein Buch Du hast keine Chance, aber nutze sie, die Atlantik Schwimmer.
Und ich finde, der hat in diesen Titel eigentlich ganz nett eine Idee von Hoffnung präzisiert, dass, wenn wir wenig Perspektive haben oder auch gar nicht wissen, in was für eine Richtung wir uns wenden sollen, weil die Umwelt zu komplex ist oder wir nicht genug darüber wissen, dass dann Hoffnung, Glaube, Ideologie uns immer noch Richtung geben kann, Ja dass dann, wenn nicht genug Information ist oder wenn wir völlig verwirrt sind, dass immer noch etwas da ist, was als eine Ressource dienen kann, mit dieser Unsicherheit oder Nichtwissen umzugehen. Ich hab hier so die Punkte Komplexität, Innovation, aber auch wenn der Handlungsablauf sehr unwahrscheinlich ist, man kann hier an Beispiele denken von Krebs Medikamenten, wo Menschen, die im Endstadium sind, Mut gemacht wird, dass das neue Medikament vielleicht wirkt.
Sie können es ja mal ausprobieren und aber auch natürlich, Revolutionen sind immer hochgradig unsicher, was den Output betrifft. Klassiker hier Ernst Bloch. Auf den gehe ich ausnahmsweise nicht näher ein. So dann, wenn sie natürlich sagen Halt, halt, halt, halt, Moment, jetzt sind Sie haben was vergessen. Das kann doch nicht alles gewesen sein. Und genau das war im Prinzip. Ich hab mir gedacht, nein, das diese diese idealtypische moderne Dichotomie, die lässt ganz viel weg, was uns im Lebensalltag ganz, ganz wichtig ist. Und das ist eben Intuition, Vertrauen und Gefühle.
Und was daran spannend ist, ist, die beziehen sich auf andere Ressourcen. Also es ist nicht rationales Wissen, aber es ist oft doch irgendwie auch erfahrungs bezogen. Und es ist eben auch subjektiv. Und ich habe hier eben vorgeschlagen, Sie kennen vielleicht den Begriff der Ethnologie, also Körper, Erfahrung, Körper, Wissen, praktisches Wissen.
Das scheint bei diesen Strategien, die ich hier als in between dazwischen bezeichnet habe, von besonderer Bedeutung zu sein. Und das möchte ich mal kurz noch illustrieren. Sie sehen, dass die überhaupt nicht auf soziologische Forschung es sind psychologische Studien hier vor allen Dingen auch entscheidungs theoretische. Wir haben Gigerenzer gehört, die hat sich eben auf generelle kognitive Neigungen bezogen. Ich möchte hier mehr auf Gerrit Klein eingehen, der im Prinzip untersucht hat wie Experten. Aber ich denke auch andere durch die Wiederholung, dass sie immer wieder ähnliche Aufgaben machen. So eine Art Mustererkennung entwickeln. Das ist ganz spannend. Sie kennen das vielleicht. Ein Beispiel war von einer, der hat unzählige Beispiele in diesem Buch aufgeführt waren für eine Feuerwehr Crew in US in USA.
Die kamen zu einem Haus, da brannte es. Sie sind rein gestürmt, das Feuer war in der Küche, haben angefangen zu löschen und es ging erst ein bisschen runter und dann kam das Feuer wieder hoch. Haben sie wieder ordentlich gelöscht und ging das Feuer wieder ein bisschen runter, kam wieder hoch. Es war lauter, es war heißer als normal. Und dann hat er gesagt Raus hier sind wir raus! Und dann ist der Boden eingestürzt. Und was total atypisch ist für Häuser in den USA, zumindest in vielen Regionen, dass es eben einen Keller gibt. Normalerweise gibt es keinen Keller, die haben auch nicht damit gerechnet.
Das Entscheidende ist aber, dass es eine Mustererkennung gibt, die sich dieser Captain angeeignet hat. Und wenn er befragt wird? Er konnte nicht sagen, was das Problem war. Er konnte es auch nicht spezifizieren. Er konnte nur sagen irgendwas stimmt hier nicht. Und Ähnliches gibt es zum Beispiel auch bei Doktoren, die zum Beispiel sagen Baby, wenn es eine Sepsis entwickelt, auch ein intuitives Wissen haben, bevor sie die Tests gemacht haben, wann das eintritt und schon früh Maßnahmen dagegen ergreifen können. Und das ist eben eine Art von Wissen, die ja anders ist, nicht einfach wissenschaftlich formal erschließbar. Okay, Vertrauen ist ein wahnsinnig wichtiges, ja ein wahnsinnig wichtiger Modus. Sozialwissenschaftler, aber auch andere, haben darauf hingewiesen, dass mit der gesellschaftlichen Entwicklung die Komplexität zunimmt. Auch die Instabilität von Entscheidungssituationen zunimmt und dass deswegen eigentlich immer mehr Vertrauen benötigt wird, Weil man kann gar nicht alles wissen, auch in einer arbeitsteiligen Gesellschaft.
Man kann gar nicht alles wissen, um gut informierte Entscheidung zu machen. Man ist darauf. Man muss sich im Prinzip auch auf andere verlassen können, man muss anderen vertrauen können. Das können Institutionen sein, es können aber auch Personen sein. Giddens hat hier mal gesagt Na ja, wenn man das empirisch anguckt, Eigentlich sehen wir, dass Vertrauen tendenziell eher abnimmt in vielerlei Hinsicht. Giddens hat aber vorgeschlagen, dass es eher das vorbehaltlose Vertrauen ist, was abnimmt, dass wir also kritischer sind. Was eigentlich eher so im Hinblick auf reflexives Vertrauen kritisch ist. Überlegen Wem kann ich vertrauen oder nicht? Aber was bei Vertrauen meines Erachtens nach wie vor entscheidend ist, warum ich das in diese Kategorie von dazwischen habe, ist, dass es eben, wenn man sich hier auf die entsprechenden Studien beruht, eine soziale Dimension hat, wo es um affektive Bindungen, Empathie und Identifikation geht, was oft eben eher intuitive Elemente und natürlich auch wahrgenommene Kompetenz und Wissen. Aber das ist eine Perzeption, das ist nicht eine Überprüfung, das sind ist wichtig zu unterscheiden. Was also zentral ist beim Vertrauens Begriff ist die Delegation von der Problem Beurteilung zur Einschätzung von Vertrauenswürdigkeit von Personen wie delegieren die Unsicherheit Problematik zu anderen, zu Doktoren, zu Experten, die uns dann sagen, was wir tun sollen. Gefühle und Emotionen in der klassischen Dichotomie oder traditionell, das ist nun alles schon ein Weilchen her, wurden Gefühle vor allen Dingen angesehen, als etwas, was die überlegenen Kognition beeinträchtigt, also interveniert, rationalem Entscheidungs handeln entgegensteht. Man wird von seinen Gefühlen über, wenn man über Fraud überrumpelt. Aber was sich gezeigt hat und da ist eben diese Arbeit hier von Damasio extrem wichtig gewesen, dass Gefühle eigentlich bei allen Entscheidungen beteiligt sind. Ja, ganz klassisch Was hat er gemacht? Er hat Menschen untersucht, die hatten einen Unfall, also ein Arbeiter, der ist eine Stahl Stange durch den Kopf gedrungen, hat die beiden Hälften des Hirns separiert und hat es nachher wieder gut. Aber sie hatten komische Charakter Veränderungen und er hat die dann untersucht und hat können die noch normale Aufgaben erledigen? Können Sie mathematische sonstige Aufgaben sehr gut.
Problematisch wird es, wenn es um die Evaluation von Alternativen, wenn es um die Bewertung von unterschiedlichen Optionen geht. Und klar, seine Schlussfolgerung war ja, die beiden Hälften der emotionale Teil und der kognitive, die sind separiert, die kommen nicht zusammen. Und deswegen diese Schwierigkeiten. Und dann gibt es natürlich auch noch andere Studien hier auch von Psychologen, wo Gefühle oder Sozialwissenschaftlern, wo Gefühle als Ratgeber dienen.
Also so, Sie kennen das mit Bauchgefühl. Was soll ich tun? Und ich habe zum Beispiel Berufsentscheidung junge Erwachsene untersucht und manche haben gesagt Na ja, und letztlich habe ich dann auf meine Gefühle gehört, ob ich eher den Job oder etwas anderes tue. Affekt als Orientierungs mechanismus gibt es ja auch und Gefühle beeinflussen Entscheidungs handeln in ganz wichtigen Maße. Das können Angst, Scham, Selbstvertrauen, Freude, Stolz, Angst usw Das sind natürlich alles ganz wichtige Elemente und es ist natürlich auch wichtig, in verschiedenen Situationen auch Angst zu haben und nicht das einfach zu ignorieren. Okay, so sieht also im Prinzip die Typologie aus. Sie besteht aus rationalen, nicht rationalen und irgendwie dazwischen Elementen.
Alle haben spezifische Charakteristika und Vor und Nachteile. Sie können sich vorstellen, dass wenn man sehr gute Information hat und kalkulieren kann, kann man eben sehr gute rationale Entscheidungen machen. Wenn das nicht der Fall ist, muss man auf andere Ressourcen zurückgreifen. Und auch aus Effizienzgründen. Mag man einfach anderen vertrauen oder seiner eigenen Intuition folgen. Das Spannende ist dann eigentlich in der Praxis Wie verbinden sich diese Idealtypen in der individuellen und gesellschaftlichen Praxis? Und da das ist denke ich, sehr spannend zu sehen.
Und ich meine, Sie können sich vorstellen, wenn Sie bei Neues ein altes gebrauchtes Auto kaufen oder wenn Sie bei Ebay einen Computer kaufen wollen, dann werden Sie irgendwie doch auf all diese Sachen zurückgreifen. Sie werden sich informieren Was ist eigentlich los? Was ist das für ein Gerät? Ist das ein gutes Gerät? Dann werden Sie unter Umständen versuchen rauszukriegen Ist der Verkäufer vertrauenswürdig, dann haben Sie das Rating oder online. Und letztlich können Sie nur hoffen, dass das alles gut bei Ihnen ankommt und nicht in kürzester Zeit vor die Hunde geht. Also letztlich ist es normal, eigentlich, dass wir doch viele dieser Ressourcen irgendwie verwenden und kombinieren. Aber es kommt natürlich dann auf die ganz konkrete Problemlage an und auch die eigenen Erfahrungen, was da im Vordergrund steht. So, ich hoffe, so weit, so gut. Manche lächeln, manche gucken etwas kritisch, da sie nicht sehr viele sind, habe ich sie gut im Blick. Jetzt kommt der nächste Schritt. Das ist insoweit, wenn Sie sich das angucken. Die Typologie ist das erste gewesen, der nächste Schritt im Hier, die Verknüpfung mit der neuen Phänomenologie. Das fand ich ganz spannend, was der Manuel da vorgeschlagen hat, dass die neue Phänomenologie tut im Prinzip das Argument Cogito ergo sum auf den Kopf stellen statt Ich denke, also bin ich. Ich bin also, denke ich, es ist also schon ein Körper da, der dann denkt und das hat Folgen für die Ideen, wie Leute handeln, dass eben die Vorstellung ist, dass da eine vorgängige Körper Erfahrung ist, die Leute beeinflusst.
Und das fand ich eine ganz spannende Idee, wenn Sie an die Strategien dazwischen denken und an diese Verbindung, dann ist die Idee hier, dass es eine Unmittelbarkeit der Körperwahrnehmung gibt und hier die neue Phänomenologie unterscheidet dann entsprechend reflexives Denken von nicht reflexiver Erfahrung und ja, da gibt es im Prinzip ein entsprechendes Spannungsverhältnis. Das heißt, im Leben kann man sich natürlich vorstellen, wir haben diese Erfahrung, aber wir können die, die ist uns unmittelbar gegeben, subjektiv, empirisch. Und wir können uns auch von der also im Zuge der Sozialisation und wenn Kinder erwachsen werden, sich davon emanzipieren oder distanzieren.
Also da findet, kann eine Abstraktion stattfinden, was vielleicht ein bisschen verwirrend ist, nicht rational ist. Und Rationales ist ja beides beim reflexiven Denken, weil für mich in dieser Perspektive nun Glaube, Hoffnung und so auch ein reflexiver Akt ist, nicht etwas was, was einen Körperwahrnehmung anspricht.
Und es gibt hier allerdings dann doch einen entsprechenden Unterschied zwischen den beiden. Das eine ist eben, dass das Rationale empirisch gesättigt ist, während das nicht rationale, eher verlängertes, also ein Wunschdenken, imaginativ ist, nicht empirisch begründet. Das Ich habe ja gedacht, ich habe mir, es muss vielleicht ein bisschen mich entschuldigen, diese Grafik. Mag vielleicht ein bisschen verwirrend sein, weil ich versucht habe, rational, nicht rational und dazwischen mit reinzubringen, um zu sehen, um zu zeigen, wie dieses Empirische und Subjektive bei dem Zwischen zusammenkommt. Das ist hier die Idee. Nicht reflexive Erfahrungen sind subjektiv, ja sie sind ganz individuell.
Diese verkörperten Erfahrungen machen sie ganz für sich, aber gleichzeitig sind sie empirisch, werden sie erlebt. Und das führt dazu Die haben einen, wie soll man sagen, ein erhöhten Wirklichkeits Charakter für sie. Sie erleben das und haben ein unmittelbares Gefühl der Wahrheit. Wahrhaftigkeit, dass etwas so ist, um so, und ich hoffe, dass das die Logik etwas deutlicher macht. Deswegen habe ich diese Grafik noch mal zusammengefügt, also rational mit diesen Aspekten empirisch objektiv reflexives Denken, nicht rational, reflexives Denken, imaginativ, subjektiv und eben hier unten dann empirisch subjektiv, aber nicht reflexiv. Und daraus ergeben sich Sie können sich das überlegen, ergeben sich ganz praktische Folgerungen für das Leben und die Verknüpfungen. Sie haben einerseits in Körper, erleben nicht Reflexives und können sich aber davon können das objektivieren, und dadurch, dass sie sich davon distanzieren und objektivieren, können sie damit auch wieder zurückkommen.
Und das verändern ihre Körper Erfahrungen und darauf Einfluss nehmen. Aber das Spannende daran ist eigentlich, dass man, selbst wenn man sehr reflexiv ist, man auch wieder eingeholt werden kann von den Körper Erlebnissen. Also wenn zum Beispiel das jetzt ein bisschen primitiv, vielleicht eine große Welle auf Sie zukommt, dass Sie reflexhaft davonrennen oder wenn ein Auto auf sie zufährt, dass sie, wenn auch eine gelernte, aber in der Situation nicht mehr auf direkte Reaktion zeigen. Das Spannende daran ist im Prinzip, dass man diese Verbindung hat, was für die neue Phänomenologie so wichtig ist, dass ein dass Körper erleben auch immer wieder einholen kann und dass es eben etwas ist, was unmittelbar erfahren wird und oft einen höheren oder in der Regel einen höheren Wahrheits Charakter hat. Ich weiß nicht, wenn Sie, wenn Sie sich überlegen, man hat oft man diskutiert mit Leuten ganz lange, und plötzlich gibt es so einen Moment, wo man denkt Ah ja, so ist es. Das stimmt.
Man hat so ein Gefühl, man hatte ein Gefühl subjektiver Wahrheit. Und es ist nicht immer unbedingt, dass es nun das bessere Argument war, was einen überzeugt hat. Das ist das Entscheidende. Okay, ich hoffe, das war halbwegs verständlich. Man könnte da auch noch andere Beispiele hinzufügen. Ich würde jetzt eigentlich, wenn da kein Bedarf besteht, zum Dritten Aspekt kommen, dass es die Dynamik der Modi und die Idee hier ist eigentlich, dass man nicht nur diese Idealtypen hat, mit rationalen, nicht rational dazwischen, sondern das, was man beobachten kann, ist, dass eben Verzauberung, Prozesse oder subjektive Prozesse eben da sind. Denken Sie beispielsweise Wissenschaftsgläubigkeit. Man kann also entweder sagen Na ja, gut, während der Corona Krise, wir können jetzt all den Experten hören, sollen wir uns impfen lassen oder nicht? Oder wir können einfach dem Experten glauben, dass sie das schon richtig machen werden. Dann hat man allerdings nicht mehr die kritische Reflexion, das heißt man ist. Also gutes Beispiel wäre vielleicht Schweinegrippe in den 70er Jahren in den USA. Ja, da haben die Leute auch geglaubt, wir müssen uns impfen lassen. Es wurde ganz schnell ein Impfstoff bereitgestellt. Die Menschen haben der Wissenschaft vertraut und blind vertraut.
Vielleicht. Und mehr Menschen sind tatsächlich an diesem Impfstoff gestorben, tragischerweise als an der Schweinegrippe. Da kann man heute dann natürlich in der Gegenwart sagen Oh, das war nur ein Versehen, das kommt nie wieder vor.
Oder man kann sagen, na ja, vielleicht ist eine gewisse kritische Distanz dadurch notwendig. Aber gleichzeitig kann man natürlich sagen jede Wissenschaft bedarf auch ein Gewissen, ja Imagination, um vorangetrieben zu werden und voranzugehen. Gutes Beispiel hier die Stammzellenforschung. Nick Braun hat allerdings das ein bisschen gewendet und hat eine Kritik entwickelt, dass es zunehmend mehr Unternehmen gibt, die nicht auf Evidenzen sich berufen, sondern auf Hoffnung. Die sagen oder vermarkten im Prinzip die Hoffnung, dass Stammzellenforschung sich einmal so rasant entwickeln wird, dass es heute Sinn macht, die Nabelschnur des Babys einzufrieren, weil dann in Zukunft vielleicht die Heilung hergestellt werden kann, die dafür notwendig ist für eine mögliche Krankheit, die das Baby immer entwickelt.
Ja, also auch hier findet im Prinzip eine Form der Verzauberung von Wissenschaft statt.
Es ist nicht mehr rational argumentativ begründet.
Dann kann man aber eben auch was anderes beobachten. Und das ist das Argument mit der
ja subjektiven Rückbindung an die Lebenswelt. Und das ist hier bei der Subjektivierung von Wissen
das größte Problem für die Klimaexperten war lange, lange, lange, dass sie alle die tollen Modelle hatten
und keiner wollte auf sie hören, weil es war nicht wirklich nachvollziehbar. Es war nicht wirklich nachempfinden.
Es wurde nicht richtig verstanden, was das bedeutet. Und es fing dann so langsam an mit dem Eisbär als Symbol auf der Eisscholle.
Da plötzlich drang es vor. Wurde es symbolisch handhabbar und vorstellbar,
was das vielleicht bedeuten könnte? Und heute sind natürlich die Evidenzen
und Beispiele, was das bedeuten könnte, viel umfassender und klarer.
Und was man natürlich hier auch noch als Subjektivierung sich vorstellen kann, ist, dass man eben nicht mehr
sich direkt an Wissenschaft wendet, sondern die subjektiven Meinung von Experten sich einholt,
weil an der Stelle, wo die Unsicherheit zu groß ist, gut, dann kann man eben nicht mehr kalkulieren,
sondern kann die Expertenmeinungen kalkulieren. Und das wird ja dann auch gemacht.
Aber auch das ist wieder ein Aspekt, wo rationales Wissen eine subjektive Anknüpfung, eine Subjektivierung erfährt
oder bedarf.
Gehen wir mal auf die nicht rationale Seite, was auch sehr spannend ist,
weil auch da kann man Entwicklungen beobachten. Ich war ganz erstaunt. Es gibt schon nahezu Bestseller,
wo der wissenschaftliche Gottesbeweis geführt wird von Absolventen der Cambridge University.
Die Frage ist Ist das wirklich eine Rationalisierung oder ist das eher eine symbolische Rationalisierung, wo im Prinzip mit Symbolen
der Wissenschaftlichkeit versucht wird, einem nicht rationalen Konstrukt
größere Überzeugungskraft zu verleihen. Und das macht unter Umständen sehr viel Sinn,
wenn man sich in einer aufgeklärten, modernen Gesellschaft befindet, dass man eben zusätzliche Unterstützung für solche Ideen braucht.
Aber es gibt natürlich noch was anderes, und das ist sind die positiven Effekte des Hoffens und
Glaubens, die man tatsächlich nachweisen kann. Es geht nicht nur um Selbstvertrauen, sondern es geht im Prinzip darum,
dass in der Medizin Forschung kennt man das, wenn Leute krank sind und sind sehr hoffnungsvoll,
haben eine positive Zukunftsperspektive, dass die Höhere Heilungs Aussichten haben
und der Placeboeffekt funktioniert deswegen, weil der Glaube und die Hoffnung da tatsächlich fruchtet
und auch Effekte hat, die man nachweisen kann.
Jetzt kann man aber auch in die Richtung der Subjektivierung gehen, also die Rückbildung, Rückbindung des Abstrakten
in zu Intuition, Vertrauen, Gefühlen und in die alltägliche Lebenswelt.
Und da könnte man zum Beispiel daran denken, dass es eben nicht
um rationale Bestätigung geht, sondern es geht um das geteilte gemeinsame Gefühl,
die einen bestätigt in seiner Imagination und in seinen subjektiven Erfahrungen
das gemeinsame Gebet in der Kirche, das gemeinsame Singen, was einem ein positives Gefühl gibt und eine Bestärkung.
Aber was ehrlich gesagt noch ein bisschen spannender ist.
Ich habe mal geschrieben hier provokativ das gemeinsame Marschieren. Ich weiß nicht, ob Sie die Welle gesehen haben.
Mal, wo es im Prinzip darum geht, wie totalitäre wie auch im Hitlerdeutschland das gemeinsame Marschieren
ein Gefühl der Stärke vermittelt. Das sind verkörperte Gefühle. Ja, und die wirken, die sind hochwirksam.
Und das ist das Spannende daran, dass man im Prinzip wer weiß was damit bestärken kann und verankern kann.
Man hat hier die reflexive Ebene, aber es wird dann rückgekoppelt, eine ganz praktische Erfahrung und wird dort wirkmächtig.
Deswegen finde ich das wichtig und spannend, dass diese neue Phänomenologie mit dieser
Körperlichkeit auch tatsächlich ganz praktische Anwendung immer wieder findet. Und das letzte Beispiel Ich möchte vor allen Dingen mal auf Vertrauen eingehen.
Ich hatte das am Anfang angedeutet mit Giddens und kritischen Vertrauen
in der Debatte gibt es natürlich auch bei den Ökonomen.
Es vertrauen rational oder wie die Soziologen sagen Nein, es ist nicht rational.
Dann bräuchten wir ja den Vertrauens begriff gar nicht. Man könnte aber mit so einem Modell sehr viel spezialisierter sein und sagen
Na ja, wenn Vertrauen im Prinzip auf diese unterschiedlichen Wissensformen zurückgreift, kann man natürlich einmal eine Rationalisierung beobachten,
wo eben kritisch Vertrauen getestet und überprüft wird. Also wenn man zum Beispiel seinem Autoverkäufer
nicht einfach nur vertraut, sondern bei der Stiftung Warentest sich vielleicht mal erkundigt, ob das auch was taugt, was er einem verkaufen möchte,
dann kann man natürlich da sehr kritisch und reflexiv vorgehen. Man kann aber eben auch umgekehrt
blind vertrauen, nicht mehr Erfahrung, unbedingt einfach, weil man vertrauen möchte.
Und dazu gibt es auch interessante Forschung.
Ich dachte hier wieder an diese Versuchsreihen bei den Krebs Medikamenten bei weil mein Kollege
Patrick Brown in Amsterdam die entsprechende Forschung durchgeführt hat, wo im Prinzip
die schwer an Krebs Erkrankten ihren Doktoren vertrauen wollten, nicht nur hoffen, vertrauen wollten, dass die Versuchsreihen,
wenn sie da teilnehmen, ihnen tatsächlich auch hilft. Das ist natürlich auch eine wichtige Funktion.
So gut, so klar. Ich habe gar nicht auf die uhr geguckt. Vermutlich, weil ich wieder viel zu schnell
ein relativ na ja, allgemeiner Schluss.
Rationalität ist nicht alles. Das wussten Sie bestimmt schon zuvor. Vernünftiger Umgang mit den wachsenden Unsicherheiten der Welt
erfordert auch nicht rationale und dazwischen liegende lebensweltliche Modi des Umgangs, Unsicherheit.
Und auf die richtige Balance kommt es an, aber das ist natürlich sehr schwierig, wenn man sich vorstellt,
viele Dinge können erst im Nachhinein entschieden werden, weil man erst im Nachhinein weiß, was gut und was richtig war.
Gleichzeitig beeinflusst der Modus selbst, den Sie wählen, unter Umständen den Output,
also wie sich die Zukunft, wie sich die Wirklichkeit weiterentwickelt.
Also auch da entstehen Komplexitäten, die extrem spannend sind.
Ich habe hier noch einmal von den griechischen Philosophen Phones, die eben angeführt, das Praktische, die praktische Schlauheit
im Unterschied zur Technik und zum abstrakten Wissen.
Und das finde ich interessant, dass sie im Prinzip eigentlich ein ähnliches Problem oder Argument entwickelt haben,
was ich mache, dass eben dieses praktische Wissen einen hohen Wert hat und mit diesem praktischen Wissen
auch balanciert wird, zu was für einem Grad wir uns zu Rationalität hinwenden
oder zu anderen Modi, damit diese sinnvoll
genutzt werden können. Es tut mir leid, mir sind gerade noch ganz viele
tolle Beispiele eingefallen, die ich vergessen habe, aber ich bin
am Ende. Danke schön.

„Jens Zinn macht in seiner Forschung deutlich, dass der menschliche Umgang mit riskanten Unsicherheiten komplex ist und Rationalität allein oft zu kurz geblickt erscheint, wenn es darum geht, Unsicherheiten einzuordnen“, sagt Professor Dr. Andreas Zick, Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld. Andreas Zick organisiert die Uncertainty-Talks zusammen mit dem Wirtschaftswissenschaftler Professor Dr. Herbert Dawid und der Geschichtswissenschaftlerin Professorin Dr. Silke Schwandt. Hervorgegangen ist die Vortragsreihe aus einer Forschungsinitiative an der Universität Bielefeld, die die drei Wissenschaftler*innen koordinieren. Sie wird in Kooperation mit dem Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld veranstaltet. Der Zusammenschluss beschäftigt sich intensiv mit Unsicherheit. Lange Zeit ist Unsicherheit als allgegenwärtige Bedrohung betrachtet worden, die es zu kontrollieren und im Zaum zu halten galt. Die Initiative strebt hingegen danach, die Forschung zu Ungewissheiten und Unsicherheiten auf eine breitere Basis zu stellen und voranzubringen. Dafür stellt sie die vielfältigen Arten der Navigation von Unsicherheit in den Mittelpunkt. Die Uncertainty-Talks sollen durch verschiedene Blickwinkel auf diese Analyse einen Beitrag zum interdisziplinären Verständnis dieses Forschungsansatzes leisten.

Portraitfoto von Professor Jens Zinn
Der Soziologe Professor Jens O. Zinn spricht an der Universität Bielefeld zu Dynamiken des Umgangs mit riskanten Unsicherheiten.

Experte zum Thema Risiko und Unsicherheit

Professor Dr. Jens Zinn ist Soziologe und Risikoforscher. Nach einem Studium der Soziologie, Sozialpsychologie und Politikwissenschaft an der Universität des Saarlandes und der Universität Bielefeld promovierte er im Jahr 2000 in Bremen zum Übergang junger Erwachsener in die Arbeitswelt. Berufliche Stationen führten ihn nach Bremen, München, Kent (UK) und Melbourne (Australien), wo er seit 2009 T.R. Ashworth Associate Professor in Sociology an der Universität ist.

Zinn ist Gründungspräsident der Forschungsnetzwerke »Sociology of Risk and Uncertainty« in der European Sociological Association (ESA) und der International Sociological Association (ISA). 2015 wurde er mit dem Friedrich-Wilhelm Bessel Preis der Alexander von Humboldt Stiftung ausgezeichnet. Von 2016-2018 hatte Zinn das Marie Skłodowska-Curie Fellowship »Understanding the discourse-semantic shift towards risk« am ESRC centre »Corpus Approaches to Social Science« (CASS) an der Lancaster University (UK) inne. Von 2016-19 war er als Gastprofessor am »Risk and Crisis Research Centre« an der Mid-Sweden University in Östersund (Schweden) tätig. Auch ist Zinn für mehrere internationale Zeitschriften tätig: Health, Risk & Society (Asia Pacific Editor), Journal of Risk Research (Board Member), und Historical Social Research (cooperating Editor).

Bereits vierter Talk in Vortragsreihe

Jens Zinns Vortrag zum Thema „Rationalisierung, Verzauberung und Subjektivierung – Dynamiken des Umgangs mit riskanten Unsicherheiten in der Moderne“ ist bereits der vierte Uncertainty-Talk der Reihe. Vor ihm sprachen im vergangenen Wintersemester der Ökonom und Medizinsoziologe Professor Dr. David Tuckett, der Soziologe Professor Dr. Armin Nassehi und der Psychologe und Risikoforscher Professor Dr. Gerd Gigerenzer.