Die Universitätsgesellschaft Bielefeld (UGBi) hat am 18. April die Preise für die besten Doktorarbeiten der Universität Bielefeld verliehen. Die Themen reichen von der Familiengründung mittels Eizelle über Wolken aus geladenen Teilchen bis hin zur Gehirnaktivität beim Sport. Aus dreizehn Fakultäten wurde je mindestens ein*e Doktorand*in ausgezeichnet, außerdem ging ein Preis an eine Doktorandin der Bielefeld School of Education (BiSEd).
© Stefan Sättele
Dr. Eva Laura von der Heyde (Fakultät für Biologie)
„In meiner Doktorarbeit habe ich die Dynamik von Zellteilung und Lichtwahrnehmung von Mikroalgen untersucht und herausgefunden, dass Algen und Tiere in einigen Punkten ähnlicher sind als bisher angenommen. Als Postdoc an der Universität Bielefeld entwickle ich aktuell molekularbiologische Tools zur Erforschung von Algen und gehe den molekularen Zusammenhängen ihrer Zellbiologie weiter auf den Grund.“
Titel der Dissertation: Lichtrezeption und frühe Embryonalentwicklung von Volvox carteri – Charakterisierung von 2c-Cyclop1, Babo1 und Mitose-assoziierten Proteinen
Dr. Niklas Adebar (Fakultät für Chemie)
„Ich habe in meiner Arbeit Herstellungswege neuer Leitstrukturen für Feinchemikalien aus erneuerbaren Rohstoffen erforscht. Um diese Prozessentwicklung zu beschleunigen, habe ich eine Plattform für selbstoptimierende Synthese entwickelt, um Prozessparameter wie die Reaktionstemperatur automatisiert zu optimieren. Zurzeit arbeite ich als Postdoc bei Boehringer Ingelheim an digitalen Werkzeugen für die chemische Wirkstoffentwicklung.“
Titel der Dissertation: Towards Automation of Continuous Chemoenzymatic Syntheses of Plasticizers, Nitriles, and Chiral Esters from Renewable Resources [Auf dem Weg zur Automatisierung der kontinuierlichen chemoenzymatischen Synthese von Weichmachern, Nitrilen und chiralen Estern aus nachwachsenden Rohstoffen]
Dr. Hans-Peter Griewatz (Fakultät für Erziehungswissenschaft)
„In meiner Dissertation habe ich Supervisionsprozesse mit (angehenden) Lehrkräften rekonstruiert. Die professionstheoretischen Ansprüche an Supervision lösen sich in der Praxis nicht ein. Stattdessen etablieren die Teilnehmenden differente Erwartungen und versuchen diese durchzusetzen. Ich bin seit Oktober 2022 Professor für Soziale Arbeit an der IU in Wuppertal und erforsche weiterhin Supervisionsprozesse mit qualitativen Forschungsmethoden.“
Titel der Dissertation: Supervision zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Dr. Clemens Heyder (Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie)
„Die Eizellspende ist eine Möglichkeit der Fortpflanzung, die mit unterschiedlichen Herausforderungen verbunden ist. In meiner Arbeit diskutiere ich diese aus ethischer Perspektive und zeige Wege auf, wie ein guter Umgang gelingen kann. Gleichzeitig markiere ich Eckpunkte für die anstehende Debatte über eine mögliche Neuregelung. Aktuell bin ich als Dozent in der Aus- und Fortbildung für Pflegekräfte tätig.“
Titel der Dissertation: Familiengründung mittels Eizellspende. Ethische Betrachtung über den Umgang mit einer reproduktionsmedizinischen Praxis in einer liberalen Gesellschaft
Dr. Louise Biddle (Fakultät für Gesundheitswissenschaften)
„Meine Dissertation kam zu dem Ergebnis, dass die Resilienz der Gesundheitsversorgung für Geflüchtete in Deutschland gestärkt werden sollte. Dies könnte vor allem durch eine verbesserte Datengrundlage und -verarbeitung, sowie eine direktere Einbindung des öffentlichen Gesundheitsdienstes erreicht werden. Derzeit forsche ich zu den Lebensbedingungen für Geflüchtete in Deutschland, wie zum Beispiel der Unterkunft und dem sozialen Umfeld, und welchen Einfluss diese Faktoren auf die Gesundheit haben.“
Titel der Dissertation: Analysing health systems responses to forced migration in Germany through the complementary lenses of resilience and responsiveness [Analyse der Auswirkungen von Zwangsmigration auf die Gesundheitssysteme in Deutschland anhand der komplementären Aspekte von Resilienz und Reaktionsfähigkeit]
Camilo Nelson Forero Medina (Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaften)
„In meiner Dissertation analysiere ich die Rolle der lateinamerikanischen Medien in Bezug auf zeitliche Wahrnehmung. Ich habe herausgefunden, dass die Digitalisierung der Medien dazu führt, dass die Dauer als stabilisierende Zeiteinheit von einer Fragmentierung abgelöst wurde. Diese lässt die Vergangenheit als unverfügbar und die Zukunft als ungewiss erscheinen. Ich lehre und forsche zurzeit an der Universität Bielefeld.“
Titel der Dissertation: Fragmentación del tiempo: De los medios de producción y distribution en masa a los medios digitales en las Américas [Fragmentierung der Zeit: von den Massenmedien zu digitalen Medien in Lateinamerika]
Dr. Simon Nowak (Fakultät für Mathematik)
„Integro-Differentialgleichungen werden in der Wahrscheinlichkeitstheorie oder Physik verwendet, um nichtlokale Interaktionen, „große Sprünge“, zu modellieren. Ich habe in diesem Kontext Regularitätsresultate bewiesen, die Aussagen darüber treffen, wie „gut“ Lösungen in Abhängigkeit der Eingangsdaten sind. Ich arbeite aktuell im Rahmen des SFB 1283 der Uni Bielefeld daran, solche Regularitätseigenschaften unter allgemeineren Rahmenbedingungen zu untersuchen.“
Titel der Dissertation: Regularity theory for nonlocal equations [Regularitätstheorie für nichtlokale Gleichungen]
Dr. Markus Ebke (Fakultät für Physik)
„In meiner Dissertation habe ich ein mathematisches Modell zur Beschreibung von Wolken aus geladenen Teilchen analysiert. Meine Hauptfrage war, ob das äußere Potential, das die Form der Wolke steuert, auch einen Einfluss auf die Verteilung der Teilchen innerhalb der Wolke hat. Als Doktorand im IRTG 2235 habe ich einige Monate in Südkorea verbracht. Im Moment arbeite ich als Postdoc an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen.“
Titel der Dissertation: Universal Scaling Limits of the Symplectic Elliptic Ginibre Ensemble [Universale Skalierungsgrenzen des symplektischen elliptischen Ginibre-Ensembles]
Dr. Svenja Heitmann (Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft)
„Die Beantwortung von Fragen während des Lernens fördert den erfolgreichen Abruf des Gelernten zu einem späteren Zeitpunkt (testbasiertes Lernen). Ich habe in meiner Dissertation zu adaptivem testbasiertem Lernen gezeigt, dass eine gute Passung der Lernfragen zu den kognitiven Ressourcen der Lernenden von Vorteil ist. Heute arbeite ich als Projektmanagerin bei GOLDBECK in Bielefeld.“
Titel der Dissertation: On Optimising the Use of Practice Quizzing: Benefits Increase by Adapting and May Depend on Learners’ Achievement Motives [Zur Optimierung des Einsatzes von Übungsfragen: Vorteile steigen durch Anpassen und können von der Leistungsmotivation der Lernenden abhängen]
Dr. Kuo-Pin Wang (Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft)
„Wir ermitteln die wesentlichen Gehirnprozesse, die für eine verbesserte sportliche Leistung bei Sportler*innen sorgen. Zudem konnten wir nachweisen, dass eine einzige Sitzung des Gehirntrainings die Gehirnprozesse verändern und die sportliche Leistung verbessern kann. Ich bewerbe mich um eine Professur und nehme in der Zwischenzeit an internationalen Forschungsprojekten teil, um die Sportindustrie durch innovative Lösungen und Ansätze zu verbessern.“
Titel der Dissertation: Cognitive neuropsychological assessment and intervention: Understanding and promoting superior performance in precision sports [Kognitive neuropsychologische Untersuchung und Behandlung: Verstehen und Fördern von Spitzenleistungen im Hochleistungssport]
Dr. Jean-Marcel Krausen (Fakultät für Rechtswissenschaft)
„Ich habe mich in meiner Dissertation mit Künstlicher Intelligenz als Erfindung und Erfinder befasst. Aus Sicht des Patentrechts bleibt menschlicher Erfindergeist trotz KI-generierter Problemlösungen für technischen Fortschritt unerlässlich. Allerdings bedarf es einer Änderung des Patenterteilungsverfahrens sowie einer technikinduzierten Stufenregelung KI-gestützter Erfindungsvorgänge. Ich freue mich auf den Start ins Berufsleben.“
Titel der Dissertation: Künstliche Intelligenz als Erfindung und Erfinder – Patentrechtliche Auswirkungen des Fortschritts auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz
Dr. Katrin Weible (Fakultät für Soziologie)
„Seit den 2000ern wurden in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern sozialhilfeartige Programme für arme und vulnerable Gruppen eingeführt. Was aber tragen sie zum sozialen Schutz bei? Meine Arbeit zeigt, wie selektiv und höchst unterschiedlich Leistungsansprüche sind und regt zum Überdenken bisheriger Ansätze an. In Kürze werde ich als Beraterin der GIZ das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung auf dem Gebiet soziale Sicherung beraten.“
Titel der Dissertation: Social citizenship for “the poor”? Large N data construction, conceptualization, and comparative analysis of social cash transfers across the global South [Sozialstaatsbürgerschaft für „die Armen“? Konstruktion von Large-N-Daten, Konzeptualisierung und vergleichende Analyse von Sozialgeldtransfers im globalen Süden]
Dr. Sarah Täuber (Technische Fakultät)
„Ziel meiner Dissertation war die Untersuchung von dynamischen Umweltbedingungen aus großtechnischen Bioreaktoren auf Einzelzellebene. Ich habe ein mikrofluidisches System entwickelt, das mit einer hohen zeitlichen Auflösung und Präzision verschiedene Bioprozessparameter untersuchen kann. Aktuell arbeite ich an der Uni Bielefeld an der Entwicklung eines gasundurchlässigen mikrofluidischen Systems und an einem mikrofluidischen System für Multiparameteranalysen.“
Titel der Dissertation: Development and application of a microfluidic single-cell cultivation device to simulate dynamic environmental conditions for Corynebacterium glutamicum [Entwicklung und Anwendung eines mikrofluidischen Einzelzellkultivierungssystems zur Simulation dynamischer Umweltbedingungen für Corynebacterium glutamicum.]
Dr. Jan Klostermann (Fakultät für Wirtschaftswissenschaften)
„In meiner Dissertation und aktuellen Arbeit als Postdoc an der Universität zu Köln habe ich untersucht, wie sich Unternehmen und Konsumenten durch ihre bidirektionale Kommunikation in sozialen Medien gegenseitig beeinflussen. Auch habe ich gezeigt, wie Unternehmen hieraus marketingrelevante Informationen gewinnen können. Hierzu habe ich unstrukturierte textuelle und visuelle Daten mit Methoden des maschinellen Lernens ausgewertet.“
Titel der Dissertation: Essays on Brand-Related User-Generated Content in Online Social Networks [Beiträge zu markenbezogenen nutzergenerierten Inhalten in Sozialen Netzwerken]
Dr. Johanna Lojewski (Bielefeld School of Education)
„In meiner Dissertation habe ich untersucht, wie Schulprofil und soziale Zusammensetzung an gymnasialen Oberstufen mit der Wahrnehmung schulkultureller Merkmale korrespondieren. Eine wichtige Erkenntnis daraus war, dass die Oberstufen diverser sind als es Bildungsforschung und Bildungspolitik nahelegen, und daher auch differenzierter zu betrachten sind. Aktuell bin ich an der Wissenschaftlichen Einrichtung Oberstufen-Kolleg und an der BiSEd beschäftigt.“
Titel der Dissertation: Die feinen Unterschiede – Schulkulturen in der gymnasialen Oberstufe. Eine explorative Untersuchung anhand quantitativer Daten