Ein Jahr lang haben sich 24 Lehrerinnen und Lehrer mit Fluchthintergrund oder aus Drittstaaten im Programm „Lehrkräfte Plus“ an der Universität Bielefeld für den Schuldienst in NRW weiterqualifiziert – erfolgreich. In einer feierlichen Online-Veranstaltung wurden sie am Dienstagabend, 14. September, von der nordrhein-westfälischen Schul- und Bildungsministerin Yvonne Gebauer per Videobotschaft begrüßt. Anschließend feierten sie den Programmabschluss gemeinsam mit Klaus Kaiser, Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Professorin Dr. Birgit Lütje-Klose, Prorektorin für Studium und Lehre der Universität Bielefeld und Katharina Latsch vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD). Zeitgleich mit dem Abschluss des vierten Jahrgangs beginnen in diesen Tagen 25 Teilnehmende des fünften Programmjahrgangs mit dem einjährigen Kurs an der Universität.
14 Lehrer und 10 Lehrerinnen aus der Türkei, Syrien, dem Iran, dem Irak und Georgien haben das Programm im vergangenen Jahr erfolgreich absolviert. Damit schließt der bereits vierte Jahrgang Lehrkräfte Plus das Pionierprogramm an der Universität Bielefeld erfolgreich ab. Die diesjährigen Absolvent*innen unterrichten im Anschluss an das Programm in Schulen in Nordrhein-Westfalen und nehmen am Anschlussprogramm „Internationale Lehrkräfte Fördern“ der Bezirksregierungen Detmold, Arnsberg, Münster, Düsseldorf oder Köln teil. Dabei unterrichten die Programmabsolvent*innen an den Schulen im Team Teaching gemeinsam mit erfahrenen Lehrkräften. Zusätzlich vertiefen sie ihre Kenntnisse in der Unterrichtssprache Deutsch für den Beruf als Lehrkraft und erweitern ihre pädagogischen Fähigkeiten.
Stimmen zum diesjährigen Programmabschluss von Lehrkräfte Plus:
Yvonne Gebauer, Ministerin für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen:
„Das Programm Lehrkräfte Plus ist eine Erfolgsgeschichte. Es bietet Lehrerinnen und Lehrern mit einer Fluchtgeschichte die Chance, neu anzufangen. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer können stolz auf sich sein, dass sie den Mut, die Kraft und den Willen gehabt haben, dieses Programm zu durchlaufen. Das Zertifikat ist Ausdruck einer besonderen Leistungs- und Einsatzbereitschaft. Es steht nicht nur für einen erfolgreichen Abschluss, es steht auch für einen Aufbruch in einen neuen Tätigkeitsbereich. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern stehen nun viele Wege offen. Dafür wünsche ich ihnen alles erdenklich Gute.“
Klaus Kaiser, Parlamentarischer Staatssekretär, Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen: „24 Lehrkräfte mit Fluchtgeschichte können nun in ihrer neuen Heimat in ihrem erlernten Beruf arbeiten. Die Lehrerinnen und Lehrer bereichern unsere Schulen nicht nur mit ihren Fachkompetenzen, sondern auch mit ihren Erfahrungen. Mit dem Programm, das auch an den Universitätsstandorten Bochum, Köln, Siegen und Duisburg-Essen angeboten wird, können bis 2022 rund 250 Lehrkräfte mit Fluchtgeschichte für den Schuldienst qualifiziert werden. Das schafft echte Integration und stärkt so den Bildungsstandort
Nordrhein-Westfalen.“
Professor Dr. Joybrato Mukherjee, Präsident des DAAD: „Mit dem erfolgreichen Berufseinstieg ist den ‚Lehrkräfte Plus‘-Absolventinnen und -Absolventen ein großer Schritt gelungen hin zur Teilhabe an Leben und Gesellschaft in Deutschland. Ihnen möchte ich herzlich gratulieren! Das vom DAAD geförderte ‚Lehrkräfte Plus‘-Programm zeigt deutlich, wie alle Seiten von Bildung und Austausch profitieren, auf persönlicher und gesellschaftlicher Ebene. Daher engagiert sich der DAAD in Krisen- und Kriegsregionen der Welt und unterstützt gezielt geflüchtete Akademikerinnen und Akademiker bei der Integration in den deutschen Arbeitsmarkt.“
Professorin Dr. Birgit Lütje-Klose, Prorektorin Studium und Lehre, Universität Bielefeld: „Rund 100 internationale Lehrkräfte haben wir an der Universität Bielefeld mittlerweile im Programm Lehrkräfte Plus weiterqualifiziert – vor und während der Pandemie. Darauf sind wir stolz und freuen uns, auch im neuen Jahrgang 25 Teilnehmer*innen auf ihrem Weg zurück in den Lehrer*innen-Beruf zu unterstützen“, sagt Professorin Dr. Birgit Lütje-Klose, Prorektorin für Studium und Lehre an der Universität Bielefeld.
Das Programm wird seit dem vierten Programmjahrgang vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) aus Mitteln des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen (MKW) gefördert. Zuvor förderte die Bertelsmann Stiftung das Programm mit einer Anschubfinanzierung.
Lehrkräfte Plus wird von der Bielefeld School of Education der Universität Bielefeld verantwortet. Es findet in enger Kooperation mit dem Deutschlernzentrum PunktUm statt sowie mit den Fachdidaktiken, den Bezirksregierungen und Praktikumsschulen. Alle Programmteilnehmer*innen haben in ihrem Herkunftsland bereits als Lehrer*innen gearbeitet und weisen zu Programmbeginn Deutschkenntnisse mindestens auf B1-Niveau nach, die sie im Laufe des Programmjahrs auf C1 steigern sollen. Zusätzlich vertiefen die Teilnehmenden ihre fachlichen und didaktischen Kenntnisse. Abschließend hospitieren sie als Lehrkräfte in Schulen und erproben sich in Unterrichtspraxis. Pandemiebedingt haben die Teilnehmenden in diesem Jahrgang das Programm vollständig im Distance Learning absolviert und in der Praxisphase sowohl Distanz- als auch Wechsel- und Präsenzunterricht kennengelernt.
Lehrkräfte Plus an der Universität Bielefeld war 2017 das erste Weiterqualifizierungsprogramm für geflüchtete Lehrkräfte in NRW. Im April 2018 begann an der Ruhr-Universität Bochum das namensgleiche Schwesterprogramm. Seit 2020 gibt es weitere namensgleiche Programme an den Universitäten Köln, Siegen und Duisburg-Essen.
Weitere Informationen:
Das Programm Lehrkräfte Plus