Im Herbst kommt der Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) nach Bielefeld – die älteste und größte Soziologiekonferenz im deutschsprachigen Raum. Mehr als 2.500 Wissenschaftler*innen werden vom 26. bis 30. September zum DGS-Kongress in der Universität Bielefeld erwartet. Anmeldungen für die Tagung sind ab sofort möglich. Bis zum 31. Mai gilt der Frühbucherrabatt. Ein Höhepunkt wird die Verleihung des DGS-Preises für das wissenschaftliche Lebenswerk sein. Verliehen wird die Auszeichnung an den renommierten Soziologen und Sozialphilosophen Professor Dr. Hans Joas. Er erhält den Preis am 30. September, im Anschluss hält er den Abschlussvortrag des Kongresses.
„Wir freuen uns, den Preis für ein hervorragendes wissenschaftliches Lebenswerk an Professor Hans Joas verleihen zu können“, so die DGS-Vorsitzende Professorin Dr. Paula-Irene Villa Braslavsky von der Ludwig-Maximilians-Universität München. „Mit seiner Arbeit hat er den Austausch zwischen der deutschen und der nordamerikanischen Soziologie entscheidend gestaltet und die Entwicklung der Soziologie maßgeblich beeinflusst.“
Hans Joas ist Ernst-Troeltsch-Honorarprofessor an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin und Visiting Professor for Sociology and Social Thought an der Universität Chicago. Im Lauf seiner wissenschaftlichen Karriere beschäftigte sich Joas insbesondere mit dem US-amerikanischen Pragmatismus. Ebenfalls befasste er sich mit Werteforschung, Religionssoziologie, der Soziologie von Krieg und Gewalt sowie mit Menschenrechten. Für seine Forschung wurde er vielfach ausgezeichnet, etwa mit dem Max-Planck-Forschungspreis. Er ist unter anderem Fellow am Swedish Collegium for Advanced Studies in Uppsala und ordentliches Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
„Die Arbeiten von Hans Joas zum gesellschaftlichen Wandel der Vorstellungen über Religion oder auch zur Genealogie der Menschenrechte nehmen in der Soziologie eine bedeutsame Rolle ein – doch auch in anderen Disziplinen wie der Religionswissenschaft, der Theologie und der Geschichtswissenschaft wird er stark rezipiert“, so die Professorin Dr. Diana Lengersdorf der Universität Bielefeld und zugleich Sprecherin des Organisationsteams des DGS-Kongresses. „Deshalb freuen wir uns sehr, dass er den Preis in der Universität Bielefeld erhält.“
Bereits 2010 erhielt Joas den Bielefelder Wissenschaftspreis. Der Preis wird im Gedenken an den Soziologen Niklas Luhmann von der Stiftung der Sparkasse Bielefeld verliehen. In der Wissenschaft ist Joas mehrfach mit der Universität Bielefeld verbunden: ob als Mitwirkender an Tagungen am Bielefelder Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) oder als Mitherausgeber des Buches „Begriffene Geschichte. Beiträge zum Werk Reinhart Kosellecks“. In letzterem Werk setzen sich Joas und seine Mitautor*innen mit der durch den bekannten Historiker Koselleck mitgeprägten Begriffsgeschichte, seiner Sattelzeitthese und den „Problemen der Säkularisierung“ in dessen Werk auseinandersetzen.
Die Deutsche Gesellschaft für Soziologie verleiht den „Preis für ein hervorragendes wissenschaftliches Lebenswerk“ zum zwölften Mal. Zu den früheren Preisträger*innen gehören der österreichisch-amerikanische Soziologe Professor Dr. Thomas Luckmann (2002), zuletzt Universität Konstanz, der Soziologe Zygmunt Bauman (2014), University of Leeds, UK und Professorin Dr. Regina Becker-Schmidt (2020) von der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover.
Der Kongress
Die Wissenschaftler*innen des 41. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie setzen sich in vielseitiger Weise mit dem Thema „Polarisierte Welten“ auseinander: Wie entstehen Polarisierungen, was begünstigt sie und was hebt sie auf? Wie stark oder schwach sind sie tatsächlich? Aus welchen Gründen und mit welchen Folgen findet Polarisierung statt? Darüber hinaus werden viele aktuelle Fragen im Lichte soziologischer Forschung diskutiert: Ungleichheit, Krieg und Konflikt, Gender, soziale Bewegungen, Arbeitsmärkte und Bildung sind unter anderem Themen. Insgesamt stehen etwa 200 Vorträge, Workshops und weitere Veranstaltungen auf dem Programm, einige davon richten sich auch an die breitere Öffentlichkeit.
Die Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld ist Mitausrichterin des Kongresses. Die Fakultät zählt zu den größten sozialwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland und in Europa. Teil des Kongresses ist ein Rahmenprogramm, an dem Interessierte teilnehmen können. Vorgesehen sind zum Beispiel eine Exkursion zur Gedenkstätte Stalag 326, ein Vortrag zu sozialem Protest und sozialen Bewegungen und eine neue Ausgabe der Science-Show „Brainstorm: Wissenschaft trifft Improtheater“.