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Philosophische Auseinandersetzung mit Biologie und Medizin


Autor*in: Universität Bielefeld

Die Philosophie kann sich mit den Biowissenschaften, insbesondere mit der Biologie und der Medizin, auseinandersetzen und einen fruchtbaren Beitrag dazu leisten. Philosophische Methoden können genutzt werden, um wissenschaftliche Fragen zu beantworten, Konzepte zu klären, die Vorzüge und Grenzen wissenschaftlicher Methoden aufzuzeigen und neue Hypothesen zu entwickeln, die empirisch getestet werden können. Dieses Forschungsprogramm wurde unter dem Titel „Philosophie in Biologie und Medizin“ (PhilInBioMed) zusammengefasst. Der Workshop „Philosophische Auseinandersetzung mit Biologie und Medizin“, am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF), bringt Philosoph*innen, Biolog*innen und Mediziner*innen zusammen, um die Auseinandersetzung der Philosophie mit Biologie und Medizin zu fördern und zu vertiefen. Die Wissenschaftsphilosophin Alkistis Elliott-Graves von der Universität Bielefeld, eine der Organisatorinnen des Workshops, beantwortete drei Fragen zu diesem interdisziplinären Unterfangen.

Philosoph*innen sind es gewohnt, über Wissenschaft und wissenschaftliches Denken nachzudenken, aber können sie auch zum Forschungsprozess in Biologie oder Medizin beitragen?

Alkistis Elliott-Graves: Traditionell beschäftigt sich die Wissenschaftsphilosophie mit wissenschaftlichem Denken und wissenschaftlicher Praxis, indem sie Einblicke in bestehende wissenschaftliche Fragen oder Debatten gewährt. Der Ansatz von PhilinBioMed besteht jedoch darin, Philosophie in der Wissenschaft zu praktizieren, d.h. die Produktion von neuem Wissen durch die Zusammenarbeit zwischen Philosoph*innen und Wissenschaftler*innen. Mit anderen Worten, unser Ziel ist es, neues wissenschaftliches Wissen mit Inputs aus der Philosophie und neues philosophisches Wissen mit Inputs aus der Wissenschaft zu generieren. In unserem Team in einem von der DFG geförderten Sonderforschungsbereich haben wir zum Beispiel Pionierarbeit für die so genannte „Concept Cloud“ geleistet, ein Forum, in dem Biolog*innen und Philosoph*innen heikle Konzepte in der Biologie diskutieren und zu einigen Schlussfolgerungen kommen. Demnächst erscheint eine Arbeit über die individualisierte Nische, die eine Frucht dieser Arbeit ist. Gleichzeitig verwenden wir qualitative Methoden aus der Soziologie, wie Fragebögen und halbstrukturierte Interviews, um besser zu verstehen, wie diese Biolog*innen über individuelle Variation und Individualisierung in ihrer Forschung denken.

Portraitbild von Professorin Alkistis Elliott-Graves
“Unser Ziel ist es, ein Forum und ein Netzwerk für Projekte und Personen zu bieten, um die Möglichkeiten einer kollaborativen und konstruktiven Wissenschafts- und Medizinphilosophie zu präsentieren und zu diskutieren.”
Junior-Professorin Dr. Alkistis Elliott-Graves

Was ist die größte Herausforderung bei der Zusammenarbeit von Wissenschaftler*innen und Philosoph*innen?

Alkistis Elliott-Graves: Meiner Erfahrung nach besteht das Hauptproblem darin, dass Wissenschaftler*innen und Philosoph*innen oft unterschiedliche Ziele haben. Auf der praktischen Ebene funktioniert die alltägliche wissenschaftliche und philosophische Praxis ganz anders, zum Beispiel wie Daten gesammelt und interpretiert werden, wie Arbeiten geschrieben und veröffentlicht werden usw. Es ist schwierig, die Eigenheiten und Herausforderungen dieser Praktiken zu verstehen, wenn man sie nicht selbst erlebt hat. Dies kann zu Missverständnissen führen. Während einige Wissenschaftler*innen und Philosoph*innen der interdisziplinären Zusammenarbeit aufgeschlossen gegenüberstehen, sind andere nicht davon überzeugt, dass sie für ihre eigene Forschung von Nutzen sein wird. So kann es vorkommen, dass sie interdisziplinäre Arbeiten in Fachzeitschriften oder Förderanträgen negativ bewerten. Dies ist besonders problematisch für Nachwuchsforschende, die aktiv interdisziplinär arbeiten und deren Lebensläufe oft unterschiedlich aussehen, beispielsweise weil sie in verschiedenen Zeitschriften veröffentlichen, an verschiedenen Workshops teilnehmen usw.

Was ist Ihr Ziel mit diesem Workshop?

Alkistis Elliott-Graves: Unser Ziel ist es, ein Forum und ein Netzwerk für Projekte und Personen zu bieten, um die Möglichkeiten einer kollaborativen und konstruktiven Wissenschafts- und Medizinphilosophie zu präsentieren und zu diskutieren. Konkret wollen wir: i) Wissenschaftler*innen und Philosoph*innen an einem Ort zusammenbringen, um Diskussionen anzuregen, ii) erfolgreiche Beispiele für eine fruchtbare Zusammenarbeit vorstellen und iii) den PhilInBioMed-Ansatz weiterentwickeln, indem wir neue Ideen entwickeln und alte hinterfragen, um verschiedene Formen der Auseinandersetzung mit der wissenschaftlichen Praxis zu erforschen und die Philosophie für die wissenschaftliche Praxis relevanter zu machen.