Es geht ums Daddeln – klar! Aber das ist bei Weitem nicht alles: Die Bielefeld Agents eSports sind ein Verein, der Menschen zusammenbringt – über Unigrenzen hinaus. „Mit unseren Offline-Aktivitäten haben wir viele erreicht. Das trägt zum Austausch und Zusammenhalt bei“, sagt Alexander Weiß, der zu den Gründungsmitgliedern zählt. Für ihr Engagement ist das Team des Vereins nun für den Preis „Engagiert studiert“ des Ehemaligennetzwerks der Universität Bielefeld e.V. nominiert.
Mit einer kleinen Gruppe Studierender hat vor sechs Jahren alles angefangen. „Das Gaming war unser gemeinsames Hobby. Dann wurde es ernster.“ Aus der Spielgruppe wird eine Hochschulgruppe und schließlich ein eingetragener Verein. Mittlerweile gibt es 70 Mitglieder. Die haben ganz unterschiedliche Vorlieben, wenn es um Spiele geht. „Wir schaffen Angebote, bieten Räume an und unterstützen bei der Teilnahme an Wettbewerben“, sagt Weiß. In Deutschland wird eSports – Electronic Sports – zunehmend als Sport anerkannt und akzeptiert. Aktuell treten 13 Teams bei Turnieren gegen andere Vereine an.
Die Definition von Gaming ist weiter als man denkt: Dazu gehören Spiele auf PCs und Konsolen genauso wie die Candy-Crush-App auf dem Smartphone. Laut Statistik spielt jede*r Zweite in Deutschland Videospiele. „Die Affinität ist bei fast allen da“, sagt Weiß. Beschränkt ist der Verein dabei nicht nur auf Studierende oder die Stadt Bielefeld – ein Vorteil des digitalen eSports. Auch gibt es immer wieder Menschen, die außerhalb des Gaming-Kosmos zu den Bielefeld Agents finden – durch Präsenz in der Unihalle, bei den Fachschaften und während der Ersti-Woche, wenn der Verein sein Programm bewirbt.
an der Universität Bielefeld.
Wir versuchen primär, Studierende mit dem gemeinsamen Hobby Gaming zu verknüpfen, zu vernetzen.
Neben Onlineaktivitäten, also Dingen, die wir online mit der Community gestalten, machen wir auch viele Offline-Events.
Das heißt, wir treffen uns zu alltäglichen Sachen, wie zum Beispiel Mensagängen oder halt
in Lernräume gehen, aber auch zum Beispiel mal gemeinsam Billard spielen, wandern oder in Bars gehen.
Also ich persönlich bin dazu gekommen, weil ich mich am Anfang ein bisschen verloren gefühlt habe und ich habe da Anklang gefunden.
Ich habe Freunde gefunden und ich habe gesehen, wie gut es mir getan hat
und wie gut es auch ist, das voranzubringen.
Ich als Frau kann stolz sagen: Ich bin froh, bei den Agents zu sein. Ich muss, ich muss keine Angst haben.
Wir sind tolerant. Wir sind offen, egal welche Identität man hat, egal welche sexuelle Orientierung. Und ich finde, dass fehlt wirklich im Gaming Bereich.
Wir führen das Agents Projekt schon seit circa sechs Jahren.
Es ist eine unfassbar lange Zeit und wir sind über diese gesamte Zeit zu etwas mehr zusammengewachsen
als nur einen Freundeskreis.
Wir verbringen fast täglich Zeit, das Thema Agents ist eine Sache, mit der wir täglich konfrontiert sind, worüber wir täglich reden.
Und ich habe über die Arbeit halt auch viele Leute kennengelernt, die ich inzwischen zu sehr, sehr engen Freunden zählen würde. Grundsätzlich kann jeder mitmachen.
Was Sie erwartet: Eine große Community, die Sie mit offenen Armen willkommen heißt und vor allem auch man muss nichts Spezielles mitbringen.
Also man muss kein Gamer/Gamerin sein, man muss kein Equipment mitbringen.
Es gibt auch Leute bei uns, die spielen nur auf dem Handy, es gibt Leute bei uns, die spielen
auf dem iPad, das haben wir auch.
Wir haben auch Leute, die haben gar nichts mit Gaming zu tun und kommen dann immer nur zu den Events, die wir quasi in der Community machen.
Und das ist auch schön. Also im Grunde kann jeder bei uns mitmachen.
Die Offline-Aktivitäten abseits des Bildschirms sind eine wichtige Säule des Vereins und stärken das Gruppengefüge. Ein beliebtes Event ist der Bar-Abend. „Wir treffen uns mit mehr als 40 Leuten in einer Kneipe. Da kommen auch Menschen von weit außerhalb der Region dazu, aus Osnabrück, Bremen oder Dortmund“, erklärt Weiß. „Die kennen sich online vom Spielen, haben sich angefreundet und wollen sich im richtigen Leben kennenlernen.“ Bald startet wieder die Saison für Grillabende in der Uni oder im Park. Es geht auf Wanderungen durch den Teutoburger Wald, zum Bouldern, in den Trampolinpark oder auf Ausflüge zu anderen Vereinen.
Die Bielefeld Agents sind auch außerhalb der Universität mit Wettbewerben aktiv. Zuletzt mit einem Smash-Bros.-Turnier in der Bielefelder Stadtbibliothek. In dem Spiel durften sich Interessierte als Nintendo-Charaktere gegenseitig in den virtuellen Abgrund schubsen. „In Zukunft haben wir weitere krasse Sachen geplant“, verspricht Weiß, der gerade sein Lehramtsstudium abgeschlossen hat. Gemeinsam mit der Stadt Bielefeld engagiert sich der Verein neuerdings für Inklusion und Medienpädagogik im Bereich der digitalen Medien. Mit dem Jugendring organisieren die Ehrenamtlichen Gamesdays für Kinder und Jugendliche und fördern so den Austausch zwischen Universität und Stadt.
© Sarah Jonek
Das Gaming bei den Bielefeld Agents soll in erster Linie Spaß machen. „Als eSports größer wurde, lag der Fokus sehr auf dem Leistungsgedanken. Wir legen mehr Wert auf den vernetzenden Moment.“ Der Blick weg von den wenigen großen und erfolgreichen Leuten hin zu der Basis, die alles trägt. „Wir alle wissen, dass der Umgangston im Internet mitunter kein guter ist. Das gilt auch für eSports. Wir wollen zeigen: Das geht auch anders. Wir stehen für Zusammenhalt statt Ausgrenzung.“
© Universität Bielefeld
Willkommen sind deshalb alle: Anfänger*innen genauso wie Profis aus allen Fakultäten. Sportstudent*innen, die nur FIFA spielen, Medizinstudierende mit einer Vorliebe für Counterstrike – solche Stereotype gibt es bei den Bielefeld Agents nicht. „Alle spielen alles, das finde ich spannend. So kommen bei uns Studierende mit unterschiedlichsten Perspektiven und Hintergründen zusammen.“
Auch die Geschlechterparität ist ein Thema für den Verein. „Gaming wurde sehr lange als reine Männerdomäne bezeichnet. Was die Sichtbarkeit der Spieler*innen angeht ist das auch klar der Fall“, sagt Weiß. Dabei sei Gaming genauso ein Hobby für Frauen wie für Männer – und das wolle man auch nach außen tragen. „In einigen Gruppen unseres Orga-Teams ist das Verhältnis von Männern und Frauen schon 50:50, innerhalb der Mitgliedschaft liegt es bei 70:30 bis 60:40. Wir wollen ein Ort zum Wohlfühlen sein, ohne Vorurteile oder Diskriminierungen, ein ‚Safe Space‘ für alle, egal welcher Herkunft und Identität.“
Alexander Weiß selbst findet aktuell wenig Zeit zum Daddeln. Im Mai beginnt sein Referendariat an der Schule. Dennoch will er dem Verein auch in Zukunft treu bleiben. Sollten die Bielefeld Agents das Preisgeld gewinnen, hat er auch schon einige Ideen, wohin das Geld fließen könnte: „Natürlich in die Community. Es sind viele Offline-Projekte geplant, da fallen Kosten an. Außerdem müssen wir immer noch feiern, dass wir ein eingetragener Verein sind.“