Bei der ersten Pädagogik-Olympiade, die am Freitag, 9. Februar 2024, an der Universität Bielefeld ausgerichtet wird, sollten die Teilnehmenden Beiträge einreichen und innovative Ideen vorstellen. Aus Anlass des 80. Geburtstags des renommierten Bielefelder Sozialwissenschaftlers und Pädagogen, Klaus Hurrelmann, steht dessen Modell der produktiven Realitätsbewältigung im Mittelpunkt des Wettbewerbs. Hurrelmann selbst wird an diesem Tag den Hauptvortrag halten.
„Wir hatten den Wettbewerb vor einigen Monaten für Schulen ausgeschrieben – mit einer tollen Resonanz und einer Vielzahl von Beiträgen“, sagt Dr. Ullrich Bauer, Professor für Sozialisationsforschung an der Universität Bielefeld. Das Spektrum reiche von Texten über Podcasts und Videos bis zum musisch-ästhetischen Bereich. Bei der Olympiade werden die ersten und zweiten Plätze jeder Kategorie vorgestellt. Zudem wird es eine Podiumsdiskussion und einen Jubiläumsvortrag von Dr. Klaus Hurrelmann geben. „Das Interesse an der Olympiade ist riesig“, freut sich Bauer: „Den 400 Plätze fassenden Hörsaal hätten wir zwei bis drei Mal füllen können. Das werden wir bei Folgeveranstaltungen, die alle zwei Jahre, vielleicht sogar jährlich stattfinden sollen, berücksichtigen.“
© Universität Bielefeld/Mike-Dennis Müller
„Die Pädagogik-Olympiade, nach dem Vorbild der bundesweit stattfindenden Olympiaden in den Naturwissenschaften, findet erstmalig in Bielefeld statt“, sagt Bauer: „Es ist höchste Zeit, dieses wichtige Schulfach in den Mittelpunkt zu rücken und die Innovationsfähigkeit pädagogisch interessierter junger Menschen zu würdigen.“ Bauer, der in Bielefeld auch das Zentrum für Prävention und Intervention im Kindes- und Jugendalter (ZPI) leitet, freut sich auf den Austausch vor Ort. Neben dem Jubilar Hurrelmann wird unter anderem der Pädagogik-Youtuber Tobias Kammer (SMARTwärts) vor Ort sein – er gehört zur Jury des Wettbewerbs.
Modell der produktiven Realitätsverarbeitung (MpR)
Das Modell der produktiven Realitätsverarbeitung (MpR), vor über 40 Jahren von Professor Dr. Klaus Hurrelmann begründet, sei sowohl aus den Fachdebatten als auch aus den Lehrplänen der Schulen nicht mehr wegzudenken. Den Schüler*innen ist das Modell als Unterrichts- und Prüfungsgegenstand präsent. In vielen Bundesländern zählt Hurrelmanns Theorie seit vielen Jahren zum Abiturstoff. Das MpR führt psychologische und soziologische Denkansätze zusammen. Es erklärt, wie Menschen durch ihr Umfeld geprägt werden, aber auch, wie sie eine individuelle einzigartige Identität ausbilden. Dabei werden Entwicklungsherausforderungen junger Menschen beschrieben und die Rolle der Familie, der Freundschaften und der Bildungsprozesse.
Bei dem von Klaus Hurrelmann entwickelten Modell der produktiven Realitätsverarbeitung Realitätsverarbeitung – kurz auch MpR – spielen Risiken in der Entwicklung eine große Rolle aber auch soziale Ressourcen und individuelle Bewältigungspotenziale. Die Entwicklungsaufgaben in den Bereichen Qualifikation, Konsum, Partnerschaft und politische Beteiligung liegen auf der individuellen Ebene. In den letzten Jahren ist dabei immer wichtiger geworden, dass auch gesellschaftliche Krisenphänomene von jungen Menschen als Entwicklungskrise wahrgenommen werden. Das Modell thematisiert diese Krisenherausforderungen und versucht, jungen Menschen selbst eine Stimme zu geben.