Bereits zum zweiten Mal ist der renommierte Autor im Rahmen der Reihe „Lektüren und Lektionen“ am Donnerstag, 1. Dezember um 19 Uhr im Oberstufen-Kolleg zu Gast und stellt diesmal seinen 2020 für den Preis der Leipziger Buchmesse nominierten Roman „Die rechtschaffenen Mörder“ vor.
Wie wird ein feinsinniger Bücherliebhaber zum Reaktionär? Das ist die Frage, der Ingo Schulze in diesem Roman nachgeht. Im ersten Teil taucht der Leser zunächst ein in den ruhig dahinfließenden und lediglich von relativ übersichtlichen persönlichen Krisen unterbrochenen Alltag des Antiquars Norbert Paulini. Dieser residiert in einer Dresdener Altbauwohnung, die ihm als Geschäftsraum, aber vor allem als Ort der Begegnung und des Austausches mit bibliophilen Gleichgesinnten dient. Doch dann kommt die Wende und nichts bleibt, wie es war. Werte verändern sich. Das persönliche Beziehungsnetz wird brüchig. Antiquar Paulini versucht, sein Geschäft zu retten. Dabei wird er immer zorniger und schließlich verdächtigt, ein Mörder zu sein. Soweit einige Andeutungen zum Inhalt des Romans, der sich um die Gefühle der Ostdeutschen dreht, um den Wunsch, diesen Gefühlen gerecht zu werden, aber auch um die falsche Zuschreibung, die DDR rückblickend als eine idyllische Nische zu verstehen.
© Gaby Gerster
Zuletzt war der Schulze, der aus Dresden stammt und in Berlin lebt, mit „Adam und Evelyn“ (2008) auf Feld II der Bielefelder Versuchsschule zu Gast. Bereits sein erstes Buch „33 Augenblicke des Glücks“ aus dem Jahr 1995 wurde von Kritik wie Publikum mit Begeisterung aufgenommen. „Simple Storys“ (1998) war dann ein spektakulärer Erfolg, dem weitere viel beachtete Titel folgten. Im Frühjahr 2022 erschien als jüngstes Buch die Essaysammlung „Der Amerikaner, der den Kolumbus zuerst entdeckte …“. Ingo Schulzes Werk wurde mit internationalen Preisen ausgezeichnet und in 30 Sprachen übersetzt. Schulze bekam ferner den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland für sein Engagement als politischer Autor.
Die Reihe „Lektüren und Lektionen“ist eine Kooperationsveranstaltung des Zentrums für Ästhetik und der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld sowie der Fachkonferenz Deutsch am Oberstufen-Kolleg Bielefeld. Sie wurde 2001 von Professor Dr. Friedmar Apel von der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft initiiert und bietet jüngeren deutschen Gegenwartsautoren ein Forum zur Vermittlung ihrer Werke vor einem breiteren Publikum. Die Lesungsreihe ist inzwischen fester Bestandteil des kulturellen Angebots der Universität Bielefeld.
Der Eintritt beträgt 8 Euro, ermäßigt 4 Euro (nur Abendkasse).