„Vergleiche sind im Fußball allgegenwärtig“


Autor*in: Universität Bielefeld

„Das Vergleichen: Wissenschaft trifft Fußball – Fußball trifft Wissenschaft“ – so heißt der Film, der in Kooperation zwischen dem Sonderforschungsbereich 1288 (SFB) „Praktiken des Vergleichens. Die Welt ordnen und verändern“ der Universität Bielefeld und dem DSC Arminia Bielefeld entstanden ist. Im Film geht es inhaltlich vor allem um Vergleichspraktiken: Denn das ist der Forschungsschwerpunkt in dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten SFB 1288 und außerdem Teil der täglichen Praxis im Fußball. Der Film und Hintergründe des Filmprojekts werden am 5. Juli um 18 Uhr im Vortragssaal in der Kunsthalle Bielefeld vorgestellt. Ein Interview mit Dr. Marina Böddeker, Referentin für Wissenschaftskommunikation im SFB 1288, die den Film initiiert hat.

Sie haben das Film-Projekt initiiert, in dem der Frage nachgegangen wird, wie Vergleiche im Fußball ablaufen. Wie kamen Sie auf Fußball als einer wichtigen Arena für Vergleiche?

Vergleiche sind im Sport allgemein allgegenwärtig, vor allem im Fußball: Wie wird im Fußball verglichen? Wie gut ist der Spieler oder die Spielerin? Welches Team kann in welcher Kategorie besonders punkten? Gibt es Grenzen des Vergleichens im Fußball? Wo haben Daten ihre Grenzen? Und wie hat sich die Tabelle nach dem Spieltag verändert? Unser Alltag ist geprägt von Ratings, Statistiken und Wettbewerben. So auch der Alltag im Fußball.
Bereits in der ersten Förderphase des SFB 1288 gab es Bestrebungen, mit dem DSC Arminia Bielefeld zu kooperieren. Dieses Vorhaben konnte aber pandemiebedingt nicht umgesetzt werden. Daher haben wir es in der seit 2021 laufenden zweiten Förderphase aufleben lassen und sind zu der Filmidee gekommen, die die Begegnung von Sport und Wissenschaft in den Fokus rückt. Dafür gewinnen konnten wir – für die Seite der Wissenschaft – SFB-Mitglied und Soziologen Prof. Dr. Tobias Werron und – für die Seite des Fußballs – Finn Holsing, Leiter der Academinia, des Nachwuchsleistungszentrums des DSC Arminia Bielefeld. Entstanden ist ein Film, der das Gespräch zwischen Finn Holsing und Tobias Werron im DSC Arminia Bielefeld-Stadion Schüco-Arena zeigt: Ein Austausch über Vergleichspraktiken aus zwei Perspektiven sozusagen.

Bild der Person: Dr. Marina Böddeker, SFB 1288 "Praktiken des Vergleichens. Die Welt ordnen und verändern" / SFB 1288 Teilprojekt Ö (Öffentlichkeitsarbeit)
Dr. Marina Böddeker ist Referentin für Wissenschaftskommunikation im Sonderforschungsbereich 1288.

Wie haben Sie die Diskussion zwischen dem Fußballexperten und dem Wissenschaftler erlebt?

Der Austausch zwischen den beiden Protagonisten war für beide Seiten sehr bereichernd, denn hier hat sich gezeigt, dass die Theorie von der Praxis profitiert und auch umgekehrt, die Praxis von der Theorie. Das wurde im Gespräch sehr deutlich. Was mich besonders begeistert hat, war die Chemie zwischen Finn Holsing und Tobias Werron: Es gab großes Interesse am jeweiligen Bereich und der fachfremden Disziplin des anderen, das war sehr beeindruckend mitzuerleben.

Sie sind im Teilprojekt Öffentlichkeitsarbeit (Ö) des Sonderforschungsbereich 1288 tätig. Das Teilprojekt ist auch mit verantwortlich für eine Ausstellungsreihe in der Kunsthalle Bielefeld. Was will Ihr Teilprojekt mit seinen öffentlichen Aktionen bewirken?

Wissenschaftskommunikative Projekte und Kooperationen können für geistes- und sozialwissenschaftliche Fächer als Brücke in die Öffentlichkeit dienen. Unser Ziel im zentralen Teilprojekt Ö ist es, Formate zu entwickeln und Kooperationen anzuregen, die interdisziplinär und kreativ sind. Denn so können wir geisteswissenschaftliche Forschung sichtbar machen und zur Reflexion darüber anregen.
Unsere Kooperationen im SFB 1288 zeigen, dass es gewinnbringend ist und Spaß macht, aus dem Gewohnten bewusst herauszugehen und in ein neues Feld einzutauchen, um Kommunikation anders zu gestalten und einen neuen Blickwinkel einnehmen zu können. So kann geisteswissenschaftliche Forschung greifbarer und nachvollziehbarer werden. Außerdem erreichen wir so unterschiedliche Zielgruppen.
Mit der Kunsthalle Bielefeld kooperiert der SFB 1288 in der Ausstellungsreihe „miteinander gegenüber“. Daher findet die Filmpremiere auch in der Kunsthalle Bielefeld statt: nach der Universität und der Schüco-Arena aktuell als dritter Kooperationsraum. Die fünfte Edition der Ausstellungsreihe „miteinander gegenüber“ steht am 14. und 15. Juli und im September unter dem Titel „KUNSTFIGUR | VERKÖRPERT“ – eine Begegnung von Kunst und Tanz. Das Ensemble TANZ Bielefeld vom Stadttheater Bielefeld konfrontiert eine tänzerische Performance mit dem Werk des Malers und Bildhauers Oskar Schlemmer.

Zwei Männer stehen auf dem Rasen der Schüco-Arena in Bielefeld: Finn Holsing vom DSC Arminia Bielefeld und Prof. Dr. Tobias Werron von der Universität Bielefeld
Wie genau wird im Fußball verglichen? Das war eine der Fragen im Gespräch zwischen Finn Holsing vom DSC Arminia Bielefeld und Prof. Dr. Tobias Werron von der Universität Bielefeld.

Der Sonderforschungsbereich „Praktiken des Vergleichen“

Im Sonderforschungsbereich 1288 „Praktiken des Vergleichens“ wird Grundlagenforschung betrieben und Fragen zur Vergleichspraxis gestellt, unter anderem : Was tun Akteur*innen, wenn sie vergleichen? Forschende aus Geschichts- und Literaturwissenschaft, Philosophie, Kunstgeschichte, Politik- und Rechtswissenschaft untersuchen erstmals systematisch, wie Vergleichspraktiken die Welt ordnen und verändern.