Alumni im Interview mit Wiebke Esdar


Autor*in: Universität Bielefeld

Dr. Wiebke Esdar studierte von 2003 bis 2010 an der Universität Bielefeld Sozialwissenschaften und Geschichte im Bachelor sowie Psychologie auf Diplom. Gleichzeitig engagierte sie sich in der Hochschulpolitik und für die SPD in der Kommunalpolitik. Ihr beruflicher Weg führte sie zunächst zur Promotion und Forschung in pädagogischer Psychologie. Später machte Sie die Politik zum Beruf: Seit diesem Jahr ist sie zum zweiten Mal für den Wahlkreis Bielefeld/Werther im Deutschen Bundestag in Berlin.

Dr. Wiebke Esdar. Foto: Pat Röhring

Was konnten Sie aus dem Studium in Bielefeld für die Arbeit in der Politik mitnehmen?

Wiebke Esdar: Ich habe Psychologie studiert, das kann man überall gebrauchen. Vor allem aber habe ich in der Zeit auch ganz intensiv Hochschulpolitik gemacht. Das heißt, ich habe gelernt die Interessen der Studierenden und des wissenschaftlichen Mittelbaus zu vertreten, Kompromisse zu schließen, Dinge zu verändern. Das war natürlich eine gute Schule für die Politik in Berlin.

Man kann nicht in Bielefeld studiert haben, ohne…

Wiebke Esdar: Einen türkischen Tee bei Hasan getrunken zu haben.

Wenn Sie an Ihre Zeit an der Uni Bielefeld zurückdenken, was ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?

Wiebke Esdar: Die vielen Begegnungen mit ganz vielen spannenden Menschen, ob in Seminaren, im Studierendenparlament, im Senat oder auf den vielen Partys. Daraus sind viele Freundschaften entstanden. Ich hatte damals ein Gefühl von großer Freiheit und davon, dass es viel zu tun gab. Zum Beispiel die Studiengebühren wieder abzuschaffen. Das hat uns politisch angetrieben. Für mich bleiben besonders die harten, inhaltlichen Auseinandersetzungen darüber in den Senatssitzungen in Erinnerung.

Sie kommen aus der Wissenschaft, haben 2015 in Bielefeld promoviert. Als Studentin waren Sie in der Hochschulpolitik engagiert. War „Politikerin“ schon früh Ihr Berufswunsch?

Wiebke Esdar: Gar nicht – zu Beginn des Studiums wollte ich als Psychologin im klinischen Bereich arbeiten, dann haben mich Forschung und Lehre so sehr begeistert, dass ich eine wissenschaftliche Laufbahn eingeschlagen habe. Politik war mein Hobby, das Bundestagsmandat kam eigentlich ziemlich überraschend dazwischen.

Als Bundestagsabgeordnete engagieren Sie sich auch im Feld Wissenschaftspolitik. Was möchten Sie gerne ändern oder stärken?

Wiebke Esdar: Mir ist vor allem wichtig, dass wir die Hochschulfinanzierung verbessern – dabei geht es gar nicht nur um die Frage wieviel mehr Geld es geben soll, sondern vielmehr auch darum, dass wir eine verlässlichere Finanzierung bekommen, die die Grundfinanzierung stärkt, weil die am wichtigsten ist für Forschung und Lehre.
Wir brauchen unbedingt verlässlichere Karrierewege, darum müssen wir endlich das Wissenschaftszeitvertragsgesetz anpacken – über das habe ich mich schon geärgert, als ich mit meiner Promotion angefangen hab. Und das BAFöG will ich stärken – damit mehr junge Menschen damit gefördert werden und es digitaler und flexibler wird.

Sie sind viel in Berlin, aber ebenso in Ihrem Wahlkreis in Bielefeld sehr präsent. Halten Sie auch weiterhin Kontakt zu Ihrer Alma Mater?

Wiebke Esdar: Ja klar, zu ganz vielen verschiedenen Personen in der Uni. Zuletzt war das natürlich digital – aber davor bin ich immer wieder auch gerne in die Halle gekommen und habe dann versucht mit dem ein oder anderen spontan bei Hasan noch einen Tee zu trinken oder gemeinsam in die Mensa zu gehen. Das fehlt mir sogar echt ein wenig.

Dieser Artikel ist Teil unserer Reihe „Alumni im Interview“, die im Rahmen des 25. Jubiläums des Absolventen-Netzwerk e.V. verschiedene Absolvent*innen und ihre Werdegänge vorstellt.