Je länger die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz zurückliegt und je weniger Zeitzeug*innen noch leben, umso schwerer wird es für die Menschen zu erfassen, was damals geschah. Wie können sich die Menschen heute, 80 Jahre später, dem Schrecken der organisierten Vernichtung nähern, ins Gespräch kommen und die Erinnerung an die nächsten Generationen weitergeben? Der Künstler Marcus Beuter hat eine mehrräumige Klanginstallation entwickelt, die versucht, den Terror des Vernichtungslagers und das Leid der Menschen erfahrbar zu machen. Vom 22. bis 27. Januar sind diese Klanginstallationen im Tor 6 Theaterhaus erlebbar – für alle Besucher*innen und insbesondere auch für Schulklassen. Zur Eröffnung am 22. Januar um 17 Uhr findet ein Podiumsgespräch mit der Vorsitzenden der Jüdischen Kultusgemeinde Irith Michelsohn, dem Künstler Marcus Beuter und der Historikerin Dr. Anna Strommenger von der Universität Bielefeld statt. Organisiert wird das Kunstprojekt vom Zentrum für Ästhetik der Universität Bielefeld, die Konfliktakadamie ConflictA der Universität Bielefeld ist ebenfalls beteiligt.
Der Künstler Marcus Beuter hat die Gedenkstätte in Auschwitz mehrfach besucht. Er stellte sich die Frage, wie er das Erlebte künstlerisch verarbeiten und erfahrbar machen könnte: Den Schock, an dem Ort zu sein, der für mehr als eine Million Menschen unendliches Leid und Tod bedeutete.
Entstanden ist daraufhin eine mehrräumige Klanginstallation, die versucht, dem Terror des Vernichtungslagers und dem Leid der Menschen näherzukommen. Die vier Räume sind mit Klängen gestaltet, die verschiedene Aspekte ausdrücken: die bedrohliche Situation der Deportation (Raum 1), die Unerträglichkeit der Gewalt (Raum 2), den Weg fort vom Terror (Raum 3) und hin zur Auflösung beziehungsweise das Weiterleben (Raum 4). Die Hörerfahrung wird durch eine visuelle Arbeit der Künstlerin Martina Barz ergänzt, die sämtliche Lager und Nebenlager von Auschwitz in Form von Glassteinen erfasst hat. Dadurch wird die räumliche Dimension von Auschwitz fassbar. Im letzten Raum besteht die Gelegenheit, die vorangegangenen Eindrücke nachwirken zu lassen. Begleitmaterial der Konfliktakademie der Universität Bielefeld lädt in diesem Raum zu einem Austausch über erinnerungskulturelle Fragen ein.
© Alejandro Arditi
Gespräch thematisiert Bedeutung der Auschwitz-Befreiung
Im Podiumsgespräch anlässlich der Eröffnung am 22. Januar um 17 Uhr diskutieren Irith Michelsohn (Vorsitzende der Jüdischen Kulturgemeinde Bielefeld), Dr. Anna Strommenger (Abteilung Geschichte der Universität Bielefeld) und Marcus Beuter (Klangkünstler) darüber, was die Befreiung von Auschwitz 80 Jahre später bedeutet: Wie hat sich der Blick der Geschichtswissenschaft auf den Holocaust gewandelt? Welche Rolle spielt die Erinnerung an den Holocaust für die jüdische Gemeinde, insbesondere die jüngere Generation? Welchen Beitrag können künstlerische Arbeiten zur Erinnerung leisten?
Während der Öffnungszeiten besteht für Schulklassen vormittags das Angebot, die Klanginstallation zu besuchen und sich im Anschluss begleitet von pädagogisch geschulten Mitarbeiter*innen der Konfliktakademie über die Zeit des Nationalsozialismus auszutauschen. Unter Verwendung des Frage-Kartensets „Über das (eigene) Erinnern ins Gespräch kommen“ können die Schüler*innen gemeinsam oder unter Anleitung überlegen, was das damalige Geschehen für die Menschen heute bedeutet und welche Relevanz es hat.
Öffnungszeiten:
- 22. bis 26. Januar von 17 bis 21 Uhr,
- 27. Januar 14 bis 17 Uhr.
TOR 6 Theaterhaus, Zugang durch den Hintereingang an der August-Bebel-Straße.
Weitere Informationen:
Webseite zur Klanginstallation
Noch offene Besuchszeit für Schulklassen:
27. Januar von 11 bis 12.30 Uhr
Verbindliche Anmeldung:
marcusbeuter@fragmentrecordings.com