Professorin Dr. Céline Miani wird mit dem Rita Süssmuth-Forschungspreis des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Der Preis würdigt exzellente Forschende aller Fachrichtungen, die in ihrer Arbeit Geschlechteraspekte untersuchen und damit das Verständnis von gesellschaftlichen Zusammenhängen auch über die Fachdisziplin hinaus ermöglichen. Céline Miani ist Professorin für Sozial- und Gender-Epidemiologie an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften.
Die Gesundheitswissenschaftlerin Céline Miani forscht zur Gewalterfahrungen von Müttern bei gynäkologischen Behandlungen und der Geburt ihrer Kinder. Sie wurde in der mit 70.000 Euro dotierten Kategorie „Forschung plus“ von einer Fachjury ausgewählt. In der Nachwuchs-Kategorie wurde die Münsteraner Strafrechtlerin Dr. Jara Streuer ausgezeichnet. Sie befasst sich mit der völkerrechtlichen Bedeutung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen.
Wissenschaftsministerin Ina Brandes und die Namensgeberin des Preises, Rita Süssmuth, überreichten die Auszeichnungen am 30. Oktober in der Staatskanzlei in Düsseldorf an die beiden Forscherinnen.
Wissenschaftsministerin Ina Brandes: „In vielen Forschungsfeldern können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu noch exakteren Erkenntnissen gelangen, wenn sie die Unterschiede zwischen den Geschlechtern bei ihrer Arbeit berücksichtigen. Das gilt für die Medizin ebenso wie für die Rechtswissenschaften, Natur- und Technikwissenschaften. Prof. Dr. Céline Miani und Dr. Jara Streuer haben einen klaren Schwerpunkt in der geschlechtersensiblen Forschung gesetzt und wurden verdient von der Expertenjury für den Rita Süssmuth-Preis ausgewählt. Dazu gratuliere ich und bin zugleich gespannt auf die weiteren Forschungsergebnisse der beiden Preisträgerinnen.“
Rita Süssmuth hat mit ihrem Wirken in unterschiedlichen beruflichen Stationen als Erziehungswissenschaftlerin, Bundesministerin und Präsidentin des Deutschen Bundestages das Bewusstsein dafür geschärft, wie wichtig die Befassung mit dem Geschlecht und Geschlechterrollen für Wissenschaft und Gesellschaft ist. Sie hat sich damit große Verdienste um die Geschlechterforschung erworben, die an den Hochschulen in Nordrhein-Westfalen einen hohen Stellenwert und bundesweit Maßstäbe setzt.
© MKW NRW / Mark Hermenau
Rita Süssmuth: „Wir Frauen wurden zu spät entdeckt und haben uns selbst zu spät in Stellung gebracht. Wir brauchen weiterhin erkenntnisreiche Frauen- und Geschlechterforschung. Was mir besonders wichtig ist, ist die Umsetzung in die Praxis. Wir Frauen haben Rückschritte erleben müssen, aber wir sind hellwach und kämpfen weiter.”
Professorin Dr. Céline Miani leitet in Bielefeld die Forschungsgruppe „Gender Epidemiologie“. Ihr übergeordnetes Ziel ist es, die Verwendung von Gender-Konzepten über die Sozialepidemiologie hinaus auszuweiten und auf diese Weise schädliche Geschlechternormen und gesundheitliche Ungleichheiten zu bekämpfen. 2023 erhielt sie einen ERC Starting Grant für ihre Schwerpunktthemen: Gewalterfahrungen von Müttern bei der Geburtshilfe und der gynäkologischen Versorgung.
Céline Miani: „Es ist eine große Ehre, diesen Preis zu erhalten. Ich freue mich darauf, meine Forschung im Bereich Geschlecht und Gesundheit mit der Unterstützung des Preisgeldes fortzusetzen. Es gibt noch viel zu tun, um geschlechtsbezogene Ungleichheiten in der Gesundheit zu bekämpfen, und ich kann nur hoffen, dass meine Arbeit einen dauerhaften, sinnvollen Beitrag leisten wird, so wie es die Arbeit und das Engagement von Frau Professorin Süssmuth über Jahre hinweg getan hat.“
© Universität Bielefeld
Hintergrund
Die Geschlechterforschung ist thematisch und disziplinär breit gefächert, ihre Inhalte reichen von theoretischen Analysen, zum Beispiel in Bezug auf Geschlechterrollen in unterschiedlichen Kulturen und Zeiten, bis hin zu anwendungsorientierten Forschungen, beispielweise bei der technischen Entwicklung von Crashtest-Dummys mit weiblichen Merkmalen. Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen würdigt innovative Ansätze und wegweisende Erkenntnisse aller Fachbereiche und Forschungsthemen mit Geschlechterbezug, mit denen ein wesentlicher Beitrag zum Verständnis des jeweiligen Fachgebietes oder gesellschaftlicher Zusammenhänge geleistet wird.
Die Anträge wurden von einer Expertenjury bewertet, deren Mitglieder ihren Hochschulstandort außerhalb Nordrhein-Westfalens haben. Die Preisgelder werden zur Fortsetzung der wissenschaftlichen Arbeit eingesetzt, wobei die Verwendung einen klaren Bezug zum Thema Nachwuchsförderung aufweisen muss.
Der Rita Süssmuth-Forschungspreis wurde erstmals 2019 unter dem Namen Genderforschungspreis ausgeschrieben und wird alle zwei Jahre durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen.
Blog-Beitrag zum ERC-Grant an Céline Miami