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Schülerin experimentiert in einem Labor.

Mit viel Praxis in den Lehrberuf


Autor*in: Elena Berz

Die teutolabs der Universität Bielefeld sind inzwischen wohl über die Unigrenzen hinaus bekannt, besuchen doch jährlich 25.000 Schüler*innen die Mitmach- und Experimentierlabore. Dass diese nicht nur das Interesse für MINT-Fächer bei Kindern und Jugendlichen fördern, sondern auch dazu beitragen können, Studierende für den Lehrberuf in einem naturwissenschaftlichen Fach zu begeistern, davon können Dr. Zoë Kugler und Tom Horstmann aus eigener Erfahrung berichten.

„Ohne die teutolabs wäre ich vermutlich nicht Physiklehrerin geworden“, berichtet Zoë Kugler. Vor rund 20 Jahren hat sie Physik auf Diplom studiert und nach dem Grundstudium als Hilfskraft beim teutolab Physik angefangen. Während ihrer anschließenden Promotion hat sie im Rahmen einer Lehrverpflichtung weiter im teutolab arbeiten können. „Das war super“, erinnert sich die 42-Jährige, „denn die Option, Lehrerin zu werden, hatte ich zwar im Hinterkopf, aber erst die Arbeit im teutolab hat mich so richtig darin bestärkt, diesen Weg einzuschlagen.“ Und tatsächlich: Heute ist sie Physik- und Mathelehrerin am Evangelischen Gymnasium Werther.

So weit ist Tom Horstmann noch nicht. Er studiert im zweiten Mastersemester Biologie und arbeitet seit 2019 im teutolab Biologie als Hilfskraft. Für den 25-Jährigen stand zwar schon vor dieser Tätigkeit fest, dass er nach dem Studium Biologielehrer werden möchte, doch „die Arbeit im teutolab hat mich auf jeden Fall in meiner Berufswahl bestätigt.“ Die Hauptaufgabe des Studenten im teutolab ist, die Workshops mit den Schulklassen durchzuführen. Die Schulen können diese, passend zur jeweiligen Klassenstufe, aus einem großen Angebot an biologischen Themen wählen.

Portrait Zoe Kugler
„Ohne die teutolabs wäre ich vermutlich nicht Physiklehrerin geworden“, sagt die ehemalige teutolab-Hilfskraft und heutige Gymnasiallehrerin Zoë Kugler.

Schüler*innen erschließen Inhalte praktisch

Die studentischen Hilfskräfte experimentieren mit der Klasse dann einen Vormittag in den teutolabs der Uni zu dem gewählten Thema und stehen auch für Gespräche und Fragen rund um das naturwissenschaftliche Fach bereit. Im Gegensatz zum meist eher theoretischen Schulunterricht, haben die Schüler*innen im Labor die Gelegenheit, sich Inhalte praktisch zu erschließen, Selbstwirksamkeit zu erfahren und Aha-Effekte zu erleben, wenn sie eine Beobachtung durch einen Versuch plötzlich selbst erklären können.

Dieses praxisorientierte Arbeiten hat nicht nur für die Schüler*innen Vorteile, auch den Studierenden – darin sind sich Kugler und Horstmann einig – hilft diese Form des Unterrichtens dabei, sich auszuprobieren. „Da kann man erstmal ganz grundsätzlich schauen: Liegt es mir überhaupt, mit Schülerinnen und Schülern umzugehen? Macht mir das Spaß?“, so Kugler. Und Horstmann ergänzt: „Man kann sich als Lehrender erproben, also etwa den Umgang mit heterogenen Gruppen oder mit schwierigen Schülern üben.“ Zoë Kugler haben diese Erfahrungen, die sie als Studentin gesammelt hat, bei ihrem späteren Quereinstieg in den Lehrberuf geholfen: „Gerade zu Anfang, als ich noch keine didaktische Ausbildung hatte und an der Schule quasi ins kalte Wasser geworfen wurde, konnte ich zumindest auf das zurückgreifen, was ich im teutolab zum Umgang mit Schülern gelernt hatte.“

Teutolabs als Vorbilder für Schulunterricht

Ob es ihm gelingen wird, den Laborcharakter der teutolabs in seinen späteren Unterrichtsalltag zu überführen, schätzt Tom Horstmann realistisch ein: „Ich möchte auf jeden Fall versuchen, möglichst viel Praxis in der Schule zu machen, aber das ist natürlich nur begrenzt möglich – deshalb kommen die Schulen ja auch so gern zu uns!“

Portrait Tom Horstmann
Teutolab-Hilfskraft Tom Horstmann meint: „Die Arbeit im teutolab hat mich auf jeden Fall in meiner Berufswahl Lehrer bestätigt.“

Kugler bestätigt: „Im teutolab ist man sehr viel freier in der Gestaltung und kann den Klassen freie Hand beim Experimentieren lassen. Im Idealfall wäre es möglich, Schulunterricht ähnlich zu gestalten, doch wir sind an den Lehrplan gebunden und dafür verantwortlich, unsere Schülerinnen und Schüler in diesem Rahmen etwa aufs Abitur vorzubereiten.“ Nichtsdestotrotz stecke natürlich einiges vom teutolab auch in ihrem schulischen Physikunterricht – „das begleitet mich immerhin schon seit zwanzig Jahren.“

Und auch in anderer Hinsicht ist die Physikerin nach wie vor eng mit dem teutolab verbunden: Seit 2019 ist sie dort als abgeordnete Lehrerin tätig. Das heißt, sie arbeitet regulär an der Schule, ist aber einen Vormittag in der Woche im teutolab zuständig dafür, die studentischen Hilfskräfte einzuarbeiten und didaktisch zu unterstützen. „Ich bin einfach gerne da“, sagt Zoë Kugler, „mein Herz hängt am teutolab!“

Teutolabs in der Wissenswerkstadt vertreten

Vor knapp 25 Jahren hat Professorin Katharina Kohse-Höinghaus an der Universität Bielefeld das erste teutolab in der Chemie gegründet. Heute gibt es die teutolabs Physik, Mathematik, Robotik, Biologie und Biotechnologie. Allen Mitmach- und Experimentierlaboren gemeinsam ist ihr Ziel, die Motivation und das Interesse von Schüler*innen in den MINT-Fächern zu fördern.

Mit Eröffnung der Wissenswerkstadt können Interessierte von nun an auch in der Bielefelder Innenstadt naturwissenschaftliche Themen entdecken und sich davon begeistern lassen: Die teutolabs sind auf einer der vier festen Ausstellungsflächen vertreten und laden die Besucher*innen mit Experimentier-Stationen ausdrücklich zum Mitmachen und Ausprobieren ein.