Einzelne mathematische Gebiete in einen größeren fachlichen Zusammenhang zu stellen und miteinander zu verbinden, ist eine Kernkompetenz von Professor Dr. David Damanik von der Rice University (Houston, USA). Nun erhält er eine Humboldt-Professur an der Universität Bielefeld. Das gab die Alexander von Humboldt-Stiftung heute (23.11.2023) bekannt. Eine Humboldt-Professur wird über fünf Jahre mit bis zu fünf Millionen Euro gefördert. Finanziert wird der höchstdotierte internationale Forschungspreis Deutschlands vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
Mit seiner Humboldt-Professur wird David Damanik in der Fakultät für Mathematik den Bereich Dynamische Systeme und Mathematische Physik verstärken. Für Bielefeld handelt es sich um die dritte Humboldt-Professur, davon die zweite an der Fakultät für Mathematik. Jährlich ermöglicht die Alexander von Humboldt-Stiftung über 2.000 Forscher*innen aus aller Welt einen wissenschaftlichen Aufenthalt in Deutschland. In weltweit über 140 Ländern pflegt die Stiftung ein fächerübergreifendes Netzwerk, darunter 61 Nobelpreisträger*innen.
„Wir heißen die Entscheidung der Alexander-von-Humboldt-Stiftung außerordentlich willkommen und freuen uns, Professor Damanik an unserer Universität zu begrüßen“, sagt Professorin Dr. Angelika Epple, Rektorin der Universität Bielefeld. „David Damanik setzt in seiner Forschung auf die Vernetzung von Mathematik und Physik. Damit passt er hervorragend zur gelebten Interdisziplinarität unserer Universität.“
Fokus auf ein bisher wenig repräsentiertes Forschungsfeld
„Als herausragender Mathematiker mit einem Schwerpunkt im Bereich der Dynamischen Systeme und der Mathematischen Physik soll David Damanik das Profil der Universität Bielefeld in diesem Bereich weiter schärfen und damit bisher in Deutschland unterrepräsentierte Themenfelder vertreten. Langfristiges Ziel ist es, die Universität Bielefeld als ein international sichtbares Zentrum für Dynamische Systeme und Mathematische Physik zu etablieren“, erklärt Professor Dr. Moritz Kaßmann, Dekan der mathematischen Fakultät der Universität Bielefeld. Maßgeblich vorbereitet wurde die Nominierung von Damanik vom Bielefelder Mathematiker Professor Dr. Sebastian Herr. „Die Beiträge von David Damanik zur Theorie der quasiperiodischen Schrödinger-Operatoren und der damit verbundenen dynamischen Systeme waren bahnbrechend“, erklärt Sebastian Herr, der bereits in der Vergangenheit mit Damanik zusammengearbeitet hat.
Mit Wissenschaftler*innen an der Universität Bielefeld kooperiert David Damanik seit mehr als 20 Jahren. 2018 wurde er mit dem Humboldt-Forschungspreis ausgezeichnet, der ihm erneut mehrere Gastaufenthalte in Bielefeld ermöglichte.
© Rice University/Jeff Fitlow
Langjährige Wissenschaftskarriere in den USA
David Damanik studierte Mathematik und Informatik an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, wo er 1998 in Mathematik promovierte. Er setzte seine Karriere in den USA fort, in verschiedenen Positionen an der University of California, Irvine (2000-2001) und am California Institute of Technology, Pasadena (1999-2000 und 2001-2006). 2006 wechselte er als Associate Professor an die Rice University in Houston, Texas, USA. Dort wurde er 2009 ordentlicher Professor, 2011 Lehrstuhlinhaber und ist seit 2015 Robert L. Moody Sr. Professor.
Der Mathematiker ist Fellow der American Mathematical Society. 2020 und 2012 war Damanik Fellow der Simons Foundation, deren Ziel es ist, die Grenzen in mathematischer und Grundlagenforschung zu erweitern. 2018 wurde David Damanik mit dem Humboldt-Forschungspreis ausgezeichnet. Im Jahr 2014 erhielt er für einen Forschungsartikel in der Fachzeitschrift Annales Henri Poincaré den Preis für die herausragendste Publikation des Jahres in dem Magazin.
Forschungspreis unterstützt Gewinnung internationaler Spitzenkräfte
Die Alexander von Humboldt-Professur wird seit 2008 ausgeschrieben. Sie ist der höchst dotierte Forschungspreis Deutschlands – das Preisgeld beträgt fünf Millionen Euro für experimentell arbeitende und 3,5 Millionen Euro für theoretisch arbeitende Wissenschaftler*innen. Die Auszeichnung wird von der Alexander von Humboldt-Stiftung vergeben und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Mit der Humboldt-Professur möchte die Stiftung deutschen Hochschulen ermöglichen, ihr eigenes Profil im weltweiten Wettbewerb zu schärfen. Dadurch geben sie Universitäten die Chance, Spitzenkräften aus der Forschung international konkurrenzfähige Rahmenbedingungen zu bieten. Der Preis beinhaltet zugleich die Verpflichtung, den neuen Humboldt-Professoren eine langfristige Perspektive für ihre Forschungen in Deutschland zu bieten.
Die erste Humboldt-Professur der Universität Bielefeld ging 2016 an den Mathematiker Professor Dr. William Crawley-Boevey. Der Wissenschaftler wechselte von der Universität Leeds (Großbritannien) nach Bielefeld. Die zweite Humboldt-Professur der Universität Bielefeld wurde 2021 an den Informatiker Professor Dr.-Ing. Yaochu Jin verliehen. Er kam von der University of Surrey (Großbritannien) nach Bielefeld.