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A cityscape with many buildings and a crane in the background. The buildings are mostly white and red, giving the impression of a European city. The crane is a large yellow structure

Haussanierungen treffen auf KI


Text: Lisa Janowski

Wie können energetische Sanierungen einfacher und gerechter werden? Zwei Forschungsprojekte der Universität Bielefeld entwickeln smarte, digitale Hilfsmittel, um Planung und Kostenverteilung zu erleichtern und gleichzeitig nachhaltig zu gestalten. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) stellen dafür knapp eine Million Euro bereit. Die Projekte zielen darauf ab, Hürden zu senken, Konflikte zu lösen und den Wohnungsbestand klimafreundlicher zu gestalten.

Rund 24 Millionen Wohnungen müssen laut Fraunhofer-Instituts für Bauphysik in Stuttgart dringend modernisiert werden. Das ist mehr als die Hälfte der deutschen Wohnungen. Vorhandene Gebäude so umbauen, dass sie weniger Energie verbrauchen – das ist ein entscheidender Schritt für eine nachhaltige Zukunft. Trotzdem zögern viele Vermieter*innen, solche Maßnahmen umzusetzen. Gründe dafür sind hohe Kosten, komplexe Bauprozesse und Streitigkeiten über die Kostenverteilung zwischen Vermieter*innen und Mieter*innen. In Gemeinschaften  von Wohnungseigentümer*innen gibt es oft ähnliche Konflikte.

Zwei Projekte, „IntelMOD“ und „KIMM“, setzen genau hier an. Ihr Ziel: die Hürden und Konflikte bei energetischen Sanierungen abbauen. Beide Projekte erforschen digitale Lösungen, um alle Beteiligten – Vermieter*innen, Mieter*innen und Wohnungseigentümer*innen – bei Planung und Umsetzung zu unterstützen. Sie schaffen Transparenz, erleichtern die Kostenverteilung und fördern klimafreundliche Entscheidungen. Dabei gehören sie zur Forschungsstelle für Immobilienrecht der Fakultät für Rechtswissenschaft und widmet sich interdisziplinär der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Fragen des Mietrechts. 

IntelMOD: Die Plattform für intelligente Modernisierung

Das Projekt IntelMOD (Intelligente Modernisierungsplattform) entwickelt eine nutzerfreundliche Online-Plattform, die alle Beteiligten durch den Sanierungsprozess begleitet. Sie richtet sich vor allem an Menschen ohne bautechnisches Vorwissen und hilft, Kosten fair zu verteilen. Mithilfe des sogenannten Funktionalen Kostensplittings werden die finanziellen Belastungen gerecht aufgeteilt. Gleichzeitig zeigt die Plattform Möglichkeiten auf, den ökologischen Nutzen der Maßnahmen zu optimieren.

Was ist das Funktionale Kostensplitting?

Das Funktionale Kostensplitting stellt sicher, dass die Kosten einer energetischen Sanierung fair und nachvollziehbar verteilt werden. Dafür werden die Kosten nach dem jeweiligen Nutzen aufgeteilt: Nur der Kostenanteil für bautechnische Verbesserungen, die den Mieter*innen zugutekommen (z.B. mehr Behaglichkeit, weniger Heizkosten), kann zu einer Anpassung des Mietpreises führen. Kosten für Reparaturen und Instandhaltungen dagegen nutzen den Eigentümer*innen und sind von diesen zu tragen. Diese Abgrenzung gelingt durch die Betrachtung der baulichen Effekte einer energetischen Maßnahme sachgerecht und nachvollziehbar: Wie funktioniert das betreffende Bauteil vor und wie nach der Modernisierung?

Das Ziel ist, Konflikte zu minimieren und die wirtschaftliche Tragfähigkeit für alle Beteiligten zu wahren.

IntelMOD wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert und vereint Expert*innen aus Bau, Recht, Informatik und Praxis. Das Projekt startete im Juni 2024 und erhält rund 1,6 Millionen Euro Fördermittel, davon über 750.000 Euro für die Universität Bielefeld.

KIMM: KI für bessere Entscheidungen

Das Projekt KIMM (KI-gestützte Modernisierung an Mietwohnungsbaubeständen) untersucht, inwiefern Künstliche Intelligenz die Anwendung des Funktionalen Kostensplittings effizienter unterstützen kann, als eine menschliche Beratung.  Es werden Mensch-Maschine- und Mensch-Mensch-Interaktionen erforscht, um den Prozess auch für Laien intuitiver und verständlicher zu gestalten. Ziel ist es die Akzeptanz energetischer Maßnahmen und der Verteilung ihrer Kosten zu steigern.

Das Projekt läuft von April 2024 bis November 2025 und wird vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Auftrag des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) aus Mitteln der Zukunft Bau Forschungsförderung mit über 235.000 Euro gefördert. 185.000 Euro davon fließen an die Universität Bielefeld.

Portrait einer Frau mit kinnlangen brünetten Haaren vor einer Betonwand.
„Es ist ein wichtiges Signal, dass unsere Projekte durch die Förderung der beiden Ministerien diese Aufmerksamkeit erhalten. Energetische Sanierungen sind ein zentraler Baustein für nachhaltiges Wohnen und spielen eine entscheidende Rolle im Kampf gegen die Klimakrise.“
Dr.-Ing. Kirsten David, Projektleiterin „IntelMOD“ und „KIMM“

Interdisziplinäre Zusammenarbeit für nachhaltige Lösungen

Beide Projekte profitieren von einem breiten Netzwerk an Expert*innen. Hochschulen, Technologiezentren und Unternehmen arbeiten gemeinsam mit Organisationen wie dem Deutschen Mietgerichtstag, dem Mieterverein zu Hamburg r.V. oder dem BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.). Gemeinsam entwickeln sie Lösungen, die Praxisnähe und wissenschaftliche Innovation vereinen.

Durch qualitative Tests und schrittweise Anpassungen wird sichergestellt, dass die Ergebnisse sowohl technisch und rechtlich belastbar als auch gut anwendbar sind. 

IntelMOD und KIMM zeigen, wie digitale Innovationen die energetische Sanierung revolutionieren können. Sie erleichtern den Zugang zu nachhaltigen Maßnahmen, schaffen Transparenz und lösen Konflikte. So tragen sie dazu bei, den Wohnungsbestand zukunftssicher und klimafreundlich zu gestalten.

Weitere Informationen

  • Einen Überblick über die aktuelle Forschung, Informationen zur aktiven Teilnahme und über die Verknüpfung der Projekte informieren die Forschenden auf TranspaRENT.
  • Zu den Projektseiten IntelMOD (Intelligente Modernisierungsplattform auf Basis des Funktionalen Kostensplittings), und zu KIMM (KI-gestützte Modernisierung an Mietwohnungsbaubeständen)

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