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Forschungsbewertung: Projekt erprobt Reformmaßnahmen


Autor*in: Universität Bielefeld

Die Universität Bielefeld engagiert sich gemeinsam mit der Deutschen Sporthochschule Köln und unterstützt von der VolkswagenStiftung in einem Projekt dafür, dass die Bewertung der Forschungsleistungen von Wissenschaftler*innen gerechter und vielfältiger wird.

Das neue Projekt entwickelt beispielhafte Prozesse und Instrumente, um die internationale Vereinbarung zur Reform der Forschungsbewertung („Agreement on Reforming Research Assessment“, ARRA) umzusetzen und anderen Hochschulen zugänglich zu machen. Die Vereinbarung zielt darauf ab, dass qualitative Aspekte wie fächerübergreifende Zusammenarbeit und gesellschaftlichen Einfluss stärker berücksichtigt werden. Wissenschaftlicher Fortschritt soll nicht nur an Zahlen wie Publikationen gemessen werden, sondern auch an Praktiken offener Wissenschaft (Open Science). Angestrebt wird, die Forschungsbewertung grundlegend zu reformieren.

Collage mit Fotos von Dr. Alice Merca, Dr. Annika Merk und Professorin Dr. Pamela Wicker
Im Projekt zur Reform der Forschungsbewertung testen sie neue Ansätze (v.li.): Dr. Alice Merca, Dr. Annika Merk und Prof’in Dr. Pamela Wicker von der Universität Bielefeld.

Bessere Bedingungen für Erkenntnisgewinn etablieren

„Dieser neue Ansatz soll eine Kultur fördern, die kreatives Denken und langfristige Forschungsziele begünstigt“, sagt die Koordinatorin des Bielefelder Teilprojekts, Dr. Annika Merk vom Dezernat Forschungsförderung und Transfer (FFT). „Eine Frage, der wir nachgehen, ist, wie individuelles Engagement und interdisziplinäre Ansätze mit einer neuen Forschungsbewertung unterstützt werden können.“  

Dr. Alice Merca vom Dezernat FFT arbeitet ebenfalls in dem Projekt mit. „Quantitative Bewertungsmethoden wie der Impact-Faktor oder der Hirsch-Index lenken den Fokus auf die Anzahl der Veröffentlichungen statt auf tatsächlichen wissenschaftlichen Fortschritt.“ Zudem seien inzwischen die Wechselwirkungen zwischen Forschungsbewertung und anderen drängenden Themen wie Open Science, Forschungsintegrität, Gleichstellung und Vielfalt zunehmend in den Fokus gerückt.

Von der Universität Bielefeld ist an dem Projekt auch die Abteilung Sportwissenschaft beteiligt. „Die Abteilung Sportwissenschaft freut sich darauf, als Piloteinrichtung für die im Projekt erarbeiteten Best Practice Tools zu fungieren“, erklärt Professorin Dr. Pamela Wicker, Forschungsbeauftragte der Abteilung zum Zeitpunkt der Antragstellung. „Das vorhandene System ist oft schwierig mit Vielfalt und Gleichstellung in der Forschung vereinbar. Mit dem Projekt wollen wir einen neuen Bewertungsansatz erarbeiten und ausbuchstabieren, der breitere Anreize setzt und die Vielfalt an Forschungsaktivitäten stärker honoriert“, so Wicker.

Neuerungen erproben und Erkenntnisse weitergeben

Das 2022 ins Leben gerufene ARRA setzt daher auf qualitative Bewertungsmethoden, ohne konkrete Vorgaben zu machen, wie diese aussehen. Seit Juli 2022 haben mehr als 800 namhafte Wissenschaftsorganisationen, Forschungsförderer, Verbände, Hochschulen und Universitäten sowie außeruniversitäre Forschungseinrichtungen das Abkommen unterzeichnet. Trotz dieser starken internationalen Beteiligung und Unterstützung gibt es auf nationaler Ebene nach wie vor Vorbehalte gegenüber den Reformbemühungen, da vor allem die Frage nach dem „Wie“, also der praktischen Umsetzung, diskutiert wird.

Das geförderte Projekt nimmt sich dieser Herausforderungen an und verfolgt das Ziel, Reformprozesse exemplarisch an Universitäten zu erproben und daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten, die auf andere Wissenschaftseinrichtungen übertragen werden können. Ein zentraler Fokus liegt darauf, insbesondere die Wissenschaftler*innen für diese Reform zu sensibilisieren. In einem ersten Schritt möchte das Projektteam zudem die bestehenden Reformbedarfe identifizieren. In ausgewählten Pilotbereichen, die im Laufe des Projektes identifiziert werden (zum Beispiel Berufungsverfahren), sollen dann konkrete Reformmaßnahmen entwickelt, getestet und evaluiert werden.

Kooperation soll Reformprozesse in Hochschulen unterstützen

Die Zusammenarbeit der Universität Bielefeld und der Deutschen Sporthochschule Köln bringt unterschiedliche Perspektiven in das Projekt ein: die Sicht einer mittelgroßen Volluniversität und einer kleinen, thematisch spezialisierten Universität. „Diese Diversität ermöglicht es dem Projektteam, flexible Lösungen zu entwickeln, die auch auf andere Institutionen übertragbar sind“, erklärt Projektleiterin Dr. Dinah Nockemann von der Deutschen Sporthochschule Köln den Ansatz der beiden Projektpartner. Die im Projekt entwickelten Tools, Informationsmaterialien und Handlungsempfehlungen möchten die Projektbeteiligten über eine zentrale Website öffentlich zugänglich machen, um damit alle interessierten Hochschulen und Universitäten in deren eigenen Reformprozessen zu unterstützen.

Der Titel des Projekts lautet „Implementierung von ARRA an Universitäten – Entwicklung einer Best Practice Toolbox“ im Förderformat „Pioniervorhaben: Impulse für das Wissenschaftssystem“. Das Projektteam bezeichnet das Vorhaben selbst als „Leuchtturmprojekt für das deutsche Wissenschaftssystem“. Genau diese Relevanz betont auch die Förderung in Höhe von knapp 500.000 Euro über drei Jahre durch die VolkswagenStiftung. Sie ermöglicht es den Projektbeteiligten, einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Qualität und Vielfalt in der Forschung zu leisten und den aktuellen Reformwillen aktiv voranzutreiben.