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„Alumni im Interview“ mit Andrea Rolfes


Autor*in: Jana Haver

Andrea Rolfes hat vor mehr als 20 Jahren ihren Magister in Soziologie und Germanistik an der Universität Bielefeld absolviert. Heute ist sie stellvertretende Chefredakteurin des Medien Verlags „Neue Westfälische“. Zuvor war sie zehn Jahre die Leiterin der Lokalredaktion. Im Interview spricht sie über die Bedeutung des Lokaljournalismus für die Demokratie, wie sie ihr Studium an der Uni Bielefeld geprägt hat und die Herausforderungen der digitalen Transformation in der Medienbranche.

Sie sind in Cloppenburg in Norddeutschland aufgewachsen. Warum haben sie sich für Bielefeld als Wahlheimat und das Studium an der Uni Bielefeld entschieden?

Die Fakultät für Soziologie hatte damals auch wegen Niklas Luhmann einen sehr guten Ruf. Und ich fand es gut, dass Bielefeld nicht zu weit weg war und eine Campus-Uni hat. Nach dem Studium hat es sich beruflich und privat so gut ergeben, dass ich gerne hiergeblieben bin. Heute fühle ich mich hier zuhause.

Porträt Andrea Rolfes
Andrea Rolfes, Journalistin und stellvertretende Chefredakteurin

Wenn Sie an Ihre Zeit an der Uni Bielefeld zurückdenken, was ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?

Vor allem die sozialen Kontakte. Mit vielen Kommilitonen von damals bin ich heute noch eng befreundet oder bekannt. So ist auch ein wichtiges Netzwerk entstanden, von dem ich heute noch beruflich profitiere. Besonders positiv fand ich, dass ich an zwei Fakultäten unter einem Dach studieren konnte. Das hat mir viele Wege erspart.

Sie haben Soziologie und Germanistik studiert und im Anschluss bei der Neuen Westfälischen volontiert. Jetzt arbeiten Sie seit über 20 Jahren bei der Lokalzeitung. Was fasziniert Sie am Lokaljournalismus besonders?

Als Journalistin tauche ich in unterschiedlichste Themengebiete ein, von Politik über Kultur bis hin zu Wissenschaft. Kein Tag gleicht dem anderen, da man ständig neue Geschichten recherchiert und aufbereitet. Es macht Freude, komplexe Themen verständlich und spannend aufzubereiten. Man gibt Menschen eine Stimme und erzählt ihre Geschichten, die sonst vielleicht nie gehört würden. Der Beruf ermöglicht es mir, zu interessanten Orten zu reisen und faszinierende Menschen kennenzulernen. Live-Berichterstattung, investigativer Journalismus oder das Arbeiten unter Zeitdruck sorgen manchmal sogar ein bisschen für einen Adrenalin-Kick.

Warum ist Lokaljournalismus – vielleicht auch gerade in Hinblick auf die aktuelle Weltpolitik – wichtig?

Lokaljournalisten sind unglaublich nah dran an den Sorgen und Nöten der Menschen. Und nicht nur das: Sie sind auch nah dran an der Kommunalpolitik vor Ort. Das ist ein wichtiges Fundament der demokratischen Ordnung. Da, wo Lokaljournalismus nicht mehr vor Ort existiert, sind auch demokratische Strukturen viel schwieriger. Das stellt sich an verschiedensten Orten schon so dar.

Nachdem Sie die Lokalredaktion der Neuen Westfälischen geleitet haben, sind Sie seit diesem Jahr stellvertretende Chefredakteurin der Zeitung. Welche Bedeutung hat diese Position für Sie?

Sie ist eine neue Herausforderung mit der Verantwortung, die digitale Transformation des Hauses voranzutreiben und die Redaktion der Neuen Westfälische für die Zukunft richtungsweisend erfolgreich aufzustellen. Das ist schon eine wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe. Ich bin stolz, dass ich diese Aufgabe übernehmen darf.

Was konnten Sie aus Ihrem Studium für Ihre journalistische Arbeit mitnehmen?

In meinem Soziologiestudium habe ich gelernt, wie Gesellschaften funktionieren, welche Strömungen sie beeinflussen, warum sich Dinge so entwickeln wie sie sich entwickeln. Das hilft mir sehr bei meiner Arbeit. Und ich habe gelernt, mich selbst zu organisieren und selbst zu managen im Studium an zwei Fakultäten. Das war sehr wichtig für mich und davon profitiere ich heute noch.

Wenn Sie heute nochmal studieren könnten, würden Sie irgendetwas anders machen?

Statt Germanistik würde ich wahrscheinlich Politikwissenschaften studieren, weil mir die Inhalte dieses Fachs für meinen Beruf ein deutlich besseres Wissensfundament verschafft hätten. Die drei Schwerpunkte des Germanistikstudiums Mediävistik, Literaturwissenschaft und Linguistik bieten für den Journalismus inhaltliche nicht so viele Vorteile.

Man kann nicht an der Uni Bielefeld studiert haben, ohne…

…ohne, dass man auf den Bananen gesessen hat, Kaffee getrunken hat und anderen Menschen zugeschaut hat, wie sie durch die Uni laufen. Und man kann natürlich nicht in Bielefeld studiert haben ohne, dass man eine Westend-Party oder eine Mensa-Party gefeiert hätte. Das war schon toll.

Dieser Artikel ist Teil unserer Reihe „Alumni im Interview“ des Ehemaligennetzwerks der Universität Bielefeld e.V., die verschiedene Absolvent*innen und ihre Werdegänge vorstellt. Weitere Informationen: www.uni-bielefeld.de/alumni