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Auf neuen Wegen zum ersten Doktortitel


Autor*in: Elena Berz

Der Moment, wenn die Dissertation erfolgreich verteidigt und somit der Doktortitel erlangt wurde, löst wohl bei den meisten Promovierenden Glücksgefühle aus – nicht anders erging es Dr. Angela Nikelski als sie Anfang Juli ihre Disputation bestand. Und nicht nur für sie, auch für die Medizinische Fakultät OWL war dieser Augenblick etwas Besonderes, hat die studierte Gesundheitswissenschaftlerin damit doch die erste erfolgreiche Promotion der jungen Fakultät absolviert.

Für Angela Nikelski selbst ist dieser Umstand eher zweitrangig: „Ich freue mich, die Promotion erfolgreich abgeschlossen zu haben, da macht es für mich persönlich keinen Unterschied, ob ich die Erste, Zweite oder Dritte bin.“ Ihr Promotionsverfahren hat sie aus anderen Gründen positiv in Erinnerung, etwa weil die Fakultät sie dabei engagiert unterstützt hat.

Unterstützend und kollegial

Weil die noch so neu ist, gebe es noch keine ausgetretenen Wege, so die Promovendin. „Mir persönlich hat das Spaß gemacht.“ Denn selbst wenn ein Prozess mal noch nicht ganz klar definiert war, konnte sich Angela Nikelski stets darauf verlassen, im Promotionsbüro Hilfe zu bekommen. „Ich bin begeistert davon, wie zugewandt, engagiert und verbindlich ich dort beraten wurde.“ Und auch im Kontakt mit dem Promotionsausschuss setzte sich dieser Eindruck fort.

Zum positiven Eindruck hat auch das begleitende Curriculum beigetragen, das Nikelski im Rahmen der Promotion mit dem Titel „Psychosoziale Gesundheit älterer Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen während der Coronapandemie“   absolviert hat. „Es war eine tolle Chance, unterschiedliche Fortbildungsangebote der Uni Bielefeld, zum Beispiel Kommunikationsseminare, nutzen zu können und so Einblicke in Themen fernab des Promotionsthemas zu bekommen.“

Dr. Angela Nikelski arbeitet am Schreibtisch
Dr. Angela Nikelski leitet am EvKB das Programm „help+“ zur Delir-Prävention und begleitet es wissenschaftlich.

Und dann kam Corona

Zu diesem ist Angela Nikelski letztlich durch die Coronapandemie gekommen, doch beschäftigt hat sie sich mit dem zugrundeliegenden Themenkomplex rund um Pflege und Versorgung, vor allem älterer Menschen, schon länger: Vor 25 Jahren hat sie eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin gemacht, anschließend an der Universität Bielefeld Gesundheitskommunikation und Public Health studiert, danach viele Jahre an der Hochschule Bielefeld und seit 2017 schließlich in einem Forschungsverbund im Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB) gearbeitet. Dort führte sie in einem großen Konsortium unterschiedlicher Forschungseinrichtungen eine Studie durch, in der es um die Versorgung von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen beim Übergang vom Krankenhaus in die Häuslichkeit ging. Dann kam Corona. Und mit dem Virus die Unwissenheit.

Die Forschenden, zu denen auch der ärztliche Leiter der Gerontopsychiatrie Dr. Stefan Kreisel sowie der spätere Zweitbetreuer von Nikelskis Doktorarbeit Professor Dr. Jochen René Thyrian gehörten, hatten das Bedürfnis, in dieser Situation einen Beitrag zu leisten. „Wir wollten den Kontakt zu unseren Studienteilnehmenden halten und erfahren: Wie erleben ältere Menschen die Pandemie? Wie wirkt sie sich auf den Alltag, die psychosoziale Gesundheit und die gesundheitliche Versorgung aus?“, erklärt Nikelski.

Dazu haben sie wenige Tage nach Beginn des ersten Lockdowns angefangen, telefonisch eine quantitative Befragung durchzuführen. Im Frühjahr 2020 schloss sich eine qualitative Studie mit leitfadengestützten Interviews an und ein Jahr später nochmals eine quantitative Erhebung. „Das ist auch das Innovative an der Arbeit, dass wir zu einer Zeit als vieles durch die Pandemie eingeschränkt war, diese Befragungen durchführen konnten“, so Nikelski. Erstbetreuer Professor Dr. Martin Driessen, Chefarzt der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am EvKB, ergänzt: „Dr. Angela Nikelski hat ein hochrelevantes Thema bearbeitet und uns damit systematische Einblicke in die persönliche Situation und das subjektive Erleben der Betroffenen ermöglicht.“

Überraschende Studienergebnisse

Die Ergebnisse der Studien waren für Angela Nikelski gleichermaßen überraschend wie erfreulich: „Wir haben gesehen, dass die Befragten die Pandemie durchaus als schwerwiegendes Ereignis erlebten, ihr Alltag zwar etwas eingeschränkt war, die persönliche Belastung aber als gering eingestuft wurde – es gab kaum Ängste und Sorgen oder negative Auswirkungen auf die psychosoziale Gesundheit.“ Die Studieneilnehmenden fühlten sich gut informiert, von den Einschränkungen nicht so betroffen und zeigten ein hohes Maß an Resilienz und Anpassungsfähigkeit. Allerdings seien diese positiven Ergebnisse nur ein Teil des Bildes, so Nikelski. Man müsse den kompletten Forschungsstand beachten, andere Studien etwa zeigten eine enorme Belastung der Zielgruppe. Deshalb erwägt Angela Nikelski auch, jetzt nach Abschluss ihrer Doktorarbeit, sich die Studiendaten abermals vorzunehmen, um noch weitere Teile des Gesamtbildes zu beleuchten.