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„Alumni im Interview“ mit Anika Mehlis


Autor*in: Jana Haver

Dr. Anika Mehlis hat im Bereich der Gesundheitswissenschaften an der Universität Bielefeld promoviert. Ihr Themengebiet war der Öffentliche Gesundheitsdienst und Gesundheitskompetenz mit Schwerpunkt auf Umweltgesundheit. Die Promotion schloss sie im Januar 2024 ab. Sie ist freiberuflich selbständig und bezeichnet sich selbst als multidisziplinäre Wissenschaftlerin: Aktuell macht sie eine Ausbildung zur systemischen Beraterin. Sie arbeitet als Autorin, Übersetzerin und Dozentin. Außerdem ist sie „Analog Astronautin“ und Podcasterin. Ihr ist es wichtig, immer weiter zu lernen. Ein Gespräch mit ihr in der Reihe „Alumni im Interview“.

Porträtfoto von Anika Mehlis.
Dr. Anika Mehlis, multidisziplinäre Wissenschaftlerin

Sie haben Mikrobiologie in Berlin studiert, dann Umwelttechnik in Zwickau und im Anschluss in Bielefeld im Bereich Gesundheitswissenschaften promoviert. Warum haben Sie sich für diese Stationen entschieden?

Ich habe immer wieder studiert, um mich weiterzuentwickeln, mich auszutauschen, meinen Horizont zu erweitern. Bei meiner Tätigkeit im Gesundheitsamt habe ich die Praxis geliebt. Dennoch fehlte mir die universitäre Anbindung und das Einbeziehen aktueller Forschungsergebnisse und auch eigene Forschung im Öffentlichen Gesundheitsdienst. Mit meiner Promotion wollte ich die Brücke zwischen diesen beiden Bereichen schlagen. Da das Promotionsstudium in Bielefeld mir die Möglichkeit eröffnet hat, neben dem Beruf als Externe im Rahmen eines geführten Studiums zu promovieren, war das für mich die ideale Lösung.

Was nehmen Sie aus Ihrer Promotion in Bielefeld für Ihre jetzige Arbeit mit?

Neben der fachlichen Expertise habe ich sehr viel über Zeitmanagement und Motivation gelernt. Ich fand es auch sehr bereichernd, die verschiedenen Promotionsthemen meiner Kommiliton*innen mitbegleiten zu dürfen. Und das ganze Netzwerk ist natürlich auch über die Promotion hinaus sehr wertvoll.

Sie bezeichnen sich selbst als multidisziplinäre Wissenschaftlerin. Sie sind Biologin, Gesundheitswissenschaftlerin und Umweltingenieurin. Parallel machen Sie eine Ausbildung zur systemischen Beraterin: Was wollen Sie langfristig machen? Was ist Ihr Traumjob?

Ich habe keine Ahnung, was ich werden möchte, wenn ich mal groß bin. Ich habe mich immer für viele Dinge begeistert und interessiert und das wird hoffentlich auch so bleiben. Mein beruflicher Lebenslauf ist eher ein Mosaik, bei dem ich alles, was ich je gemacht und gelernt habe, kombiniere und einbringe. Derzeit passt für mich am besten meine Selbstständigkeit, bei der ich verschiedenen Tätigkeiten nachgehen darf und mir aussuche, mit wem ich an welchen Projekten wann arbeite. Aktuell liegt mein Schwerpunkt auf meiner Beratungstätigkeit und der Tätigkeit als Autorin und Übersetzerin. Wie das in fünf Jahren von heute aussieht, lasse ich mir offen. Generell soll mein „Traumjob” die Möglichkeit für Wachstum und Lernen beinhalten. Er soll im Idealfall eine Mischung aus Forschung und Praxis darstellen und sehr selbstbestimmt und örtlich und zeitlich flexibel sein. Der rote Faden in meinem Leben ist sehr bunt.

Anika Mehlis in Astronauten-Uniform.
Dr. Anika Mehlis is Analog Astronautin beim Österreichischen Weltraum Forum.

Sie arbeiten nebenbei unbezahlt als analoge Astronautin beim Österreichischen Weltraum Forum. Warum?

Es ist mir eine Freude, in einem internationalen Team hochqualifizierter und engagierter Menschen an der Vorbereitung zukünftiger Mars-Missionen mitzuarbeiten. Ich habe die einmalige Gelegenheit, in ganz unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen an vorderster Forschungslinie mitzuarbeiten und Dinge zu tun und zu erleben, die einem im normalen Leben nicht oder nur schwer zugänglich sind.

An welchen Missionen haben Sie bereits als Analog Astronautin teilgenommen?

Ich habe mich 2018 als Analog Astronautin beim Österreichischen Weltraum Forum beworben und wurde in einem sehr rigorosen Auswahlverfahren als einzige Frau und einzige Deutsche in der Klasse von 2019 ausgewählt. Nach einem mehrmonatigen Training durfte ich dann 2021 an einer vierwöchigen simulierten Mars-Mission in der Negev-Wüste in Israel teilnehmen. Dieses Jahr war ich im März für vier Wochen bei meiner zweiten Mission – diesmal als Commanderin des Teams – am Ararat in den Bergen von Armenien.

Ihnen liegt das Thema „Nachhaltigkeit” am Herzen. Wie sieht Ihr Engagement in dieser Hinsicht aus?

Als Referentin für Infektionsschutz habe ich in den vergangenen drei Jahren verschiedene Veranstaltungen zu dem Thema auf den Weg gebracht. Als Analog Astronautin forsche ich an Technologien, die für die Raumfahrt Nutzen bringen, jedoch vor allem auch auf der Erde nachhaltige Lösungen für aktuelle Probleme bieten. Auch in meinem aktuellen Buch, welches nächstes Jahr erscheinen wird, greife ich das Thema auf. Ich begleite drei eigene und drei Bonus-Töchter ins Leben und wünsche mir für sie eine lebenswerte Welt und möchte alles in meiner Macht Liegende tun, um dazu beizutragen.

Wenn Sie an Ihre Zeit an der Uni Bielefeld zurückdenken, was ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?

Besonders erinnere ich mich an das wunderbare Gefühl beim Betreten des Gebäudes, der Bibliothek und dem Eintauchen in die Menge der Studierenden. Und daran, dass das Wissen der Welt hier greifbar wartet, aufgesogen zu werden. Dass verschiedenste Menschen hier zusammenkommen, um sich in einem offenen, toleranten Umfeld auszutauschen, voneinander zu lernen und gemeinsam neue Erkenntnisse zu erlangen. Natürlich werde ich auch die endlosen Gänge und die Suche in Etagen und Gebäudeteilen sowie Gesprächsrunden bei Essen oder Kaffee im Westend nicht vergessen.


Dieser Artikel ist Teil unserer Reihe „Alumni im Interview“, die verschiedene Absolvent*innen und ihre Werdegänge vorstellt. Weitere Informationen: www.uni-bielefeld.de/alumni