Der Mathematiker Can Atacan ist Doktorand im Internationalen Graduiertenkolleg 2235 „Das Reguläre im Irregulären“, einem gemeinsamen Forschungsprogramm der Universität Bielefeld und der Seoul National University. Aktuell forscht er in Südkorea an der Zufallsmatrixtheorie.
„Den Weg zu meinem Büro im Gebäude für mathematische Wissenschaften auf dem Campus der Seoul National University, der SNU, genieße ich sehr – etwa die blühenden Kirschbäume und meinen Eiskaffee, den ich, wie die meisten koreanischen Studierenden auch, auf dem Weg trinke.
Seoul ist eine dieser Städte mit einer Seele. Sie ist bunt, dynamisch, großstädtisch und voller Kultur: Das historische Erbe, wie Paläste, Tempel oder Museen, ist über die ganze Stadt verteilt. Aber auch moderne Kunst, farbenfrohe Konzerte am Han-Fluss und Open-Air-Bibliotheken haben zwischen den Silhouetten der Wolkenkratzer Platz.
Da ich mehrere Monate hier lebe und arbeite, konnte ich die vielen Gesichter Seouls kennen lernen – eine Mischung aus Geschichte, Kunst, K-Pop, Straßenessen, tollen Aussichten und einer ganz anderen Lebensart. Die Koreaner*innen, die ich kennengelernt habe, sind sehr gastfreundlich und hilfsbereit, auch wenn viele außerhalb der Uni wenig Englisch sprechen.
© Can Atacan
Meine Dissertation hat mich nach Seoul geführt. In meinem Projekt beschäftige ich mich mit Zufallsmatrizen. Das sind Matrizen, bei denen einige oder alle Einträge zufällig aus einer Wahrscheinlichkeitsverteilung entnommen werden. Zufallsmatrizen können zur Modellierung und Analyse komplexer Systeme verwendet werden.
In der Physik werden sie zum Beispiel genutzt, um die Energieverteilung von Atomen zu verstehen. Im Finanzwesen hingegen helfen sie, die Korrelationen zwischen verschiedenen Werten von Finanzanlagen zu analysieren. Eine entscheidende Eigenschaft ist ihre Universalität: Auch wenn die Matrizen größer werden, bleiben die lokalen und globalen Eigenschaften ihrer Verteilung gleich. Dies gilt sowohl für kleine Abschnitte als auch für die gesamte Matrix. In meiner Dissertation beschäftige ich mich mit Modellen von Zufallsmatrizen in der statistischen Physik.
Mein Aufenthalt ermöglicht mir sowohl intensives Arbeiten, als auch den Ideenaustausch oder das gesellige Beisammensein nach einem harten Arbeitstag mit meinen koreanischen Kolleg*innen. Ich genieße es sehr, ein halbes Jahr lang ausschließlich an meinem Promotionsprojekt zu arbeiten und darüber mit anderen Mathematiker*innen zu diskutieren – ganz ohne Lehrveranstaltungen. Was ich vermisse? Definitiv die deutschen Bäckereien!“