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Gleichstellungspreis der Universität Bielefeld


Autor*in: Silke Tornede

Für herausragende Leistungen in der Genderforschung erhalten in diesem Jahr vier Nachwuchswissenschaftlerinnen den Gleichstellungspreis der Universität Bielefeld. Hannah Eger, Holly Patch, Lina Strotmann und Laureen Schumann werden für ihre Abschlussarbeiten ausgezeichnet.

„Die vier Arbeiten zeigen die Vielfalt der Genderforschung: Sie untersuchen gegenwärtige und historische, politische und kulturelle Aspekte und Institutionen, die durch die Kategorie ‚Geschlecht‘ geprägt sind“, sagt Professorin Dr. Alexandra Kaasch, Prorektorin für Wissenschaft und Gesellschaft. „Die Arbeiten erweitern unser Spektrum an Betrachtungsweisen durch die Linse der Genderforschung, aber auch an gesellschaftlichen und politischen Perspektiven und Lösungsmöglichkeiten.“

Seit 2013 vergibt das Rektorat der Universität den Bielefelder Gleichstellungspreis und würdigt damit personelle, inhaltliche und nachhaltige Akzente in der Gleichstellungsförderung. Die Auszeichnung wird jährlich in jeweils einer der drei Kategorien vergeben. „Mit der Kategorie Genderforschung bringt die Universität die Qualifikationsarbeiten hochkarätiger Forscher*innen in die Öffentlichkeit und macht sie zugleich zu Role Models für Studentinnen und Nachwuchswissenschaftlerinnen“, betont die Gleichstellungsbeauftragte Dr. Uschi Baaken. Die Universität will damit ihre seit Jahren erfolgreiche Genderforschung weiterentwickeln und dazu ermutigen, in dem interdisziplinären Forschungsfeld zu arbeiten. Erst im Sommer hatte der Wissenschaftsrat die gesellschaftliche Relevanz der Gender Studies unterstrichen.

Die Preisträgerinnen und ihre Abschlussarbeiten

Portraitbild einer jungen Frau
Laureen Schumann, aus den Sozialwissenschaften, beschäftigt sich in ihrer Bachelorarbeit „Geschlechtsspezifisches Framing politischer Akteure in der Presseberichterstattung“.

Laureen Schumann (Sozialwissenschaften) beschäftigt sich in ihrer Bachelorarbeit „Geschlechtsspezifisches Framing politischer Akteure in der Presseberichterstattung“ mit der medialen Darstellung von Männern und Frauen in der Politik. Am Beispiel von Robert Habeck und Annalena Baerbock geht sie der Hypothese nach, dass Frauen in den Medien ein anderes Framing erfahren, das sie tendenziell benachteiligt. „Ich habe die politische Berichterstattung als Faktor für die Unterrepräsentation von Frauen in der Politik in den Blick genommen und untersucht, inwieweit die Darstellung von Politiker*innen in der Presse geschlechtsspezifisch geprägt ist“, erklärt Laureen Schumann. Die Autorin habe „keine stromlinienförmigen Ergebnisse“ erzeugt, sondern die Ausgangshypothese kritisch hinterfragt, lobt die Jury. Der Arbeit gelinge es in „anregender Weise, Geschlechterstereotype aufzubrechen und zu differenzierterer Betrachtung zu führen.“

Portraitbild einer jungen Frau
Lina Strotmann, von der Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie, widmet sich in ihrer Bachelorarbeit „Feminismus und Emanzipation von Frauen in der irischen Nationalbewegung“.

Lina Strotmann (Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie) widmet sich in ihrer Bachelorarbeit „Feminismus und Emanzipation von Frauen in der irischen Nationalbewegung“ einem noch wenig erforschten Feld, da das Quellenmaterial erst seit kurzem freigegeben ist. „Ich habe die Rolle von Frauen im Easter Rising in Dublin 1916 untersucht und dabei die Aktivitäten der Frauen sowie das Verhältnis von Feminismus und Nationalismus analysiert“, beschreibt die Preisträgerin. „Einerseits wurden traditionelle Rollen aufrechterhalten, andererseits übernahmen Frauen gefährliche und strategisch wichtige Aufgaben.“ Die Jury hebt hervor, dass Lina Strotmann „einen exzellenten Theorie- und Methodenteil verfasst und einen klugen Argumentationsaufbau gewählt“ hat.

Portraitbild von Hannah Eger
Hannah Eger, von der Fakultät für Gesundheitswissenschaften, geht in ihrer Masterarbeit der Frage nach, was eine feministische globale Gesundheitspolitik ausmacht und wie sie in der Praxis umgesetzt werden kann.

Hannah Eger (Fakultät für Gesundheitswissenschaften) geht in ihrer Masterarbeit der Frage nach, was eine feministische globale Gesundheitspolitik ausmacht und wie sie in der Praxis umgesetzt werden kann. Ein Fokus liegt auf der Intersektionalität, also dem Zusammenwirken von Geschlecht, Klasse und Rasse. „Feministische globale Gesundheitspolitik strebt nach einer gerechteren, gesünderen Zukunft. Sie hat das Potenzial, Gesundheitssysteme diskriminierungsfrei zu gestalten, indem ungleiche Machtverhältnisse intersektional beleuchtet und aufgebrochen werden”, sagt Hannah Eger. Die Jury sieht in der Masterarbeit ein gelungenes Beispiel für die Verknüpfung von Theorie und Empirie und bescheinigt der Autorin in ihrer Analyse ein hohes Maß an Kreativität, Problembewusstsein und intellektueller Eigenständigkeit.

Portraitbild einer jungen Frau
Holly Patch, von der Fakultät für Soziologie, hat eine ethnographische Studie mit dem Titel „Claim Your Voice“ über trans*Vokalität vorgelegt und dazu einen Chor in den USA über einen längeren Zeitraum beobachtet

Holly Patch (Fakultät für Soziologie) hat eine ethnographische Studie mit dem Titel „Claim Your Voice“ über transVokalität vorgelegt und dazu einen Chor in den USA über einen längeren Zeitraum beobachtet. „Meine Dissertation handelt von der freudvollen Praxis des Singens im trans-Chor von Los Angeles. Ich zeichne Prozesse der Vergeschlechtlichung von Stimmen nach und beschreibe die Stimme als eine Technologie geschlechtlicher Existenz”, sagt Holly Patch. In der Analyse werden „die Brüche, Grenzlinien, Fluiditäten, Festschreibungen und Verhandlungen von Geschlecht sichtbar gemacht“, heißt es in der Begründung der Jury. Die Mitglieder loben den internationalen und interdisziplinären Ansatz und kommen zu dem Schluss: „Mit feinem Gespür werden die Beobachtungen theoretisch eingeordnet, durchdrungen und zu glänzender Darstellung gebracht.“

Weitere Informationen

Der Gleichstellungpreis ist mit insgesamt 3.400 Euro dotiert, die Bachelor- und Masterarbeiten werden mit jeweils 800 Euro und die Dissertation mit 1.000 Euro honoriert.

Der Wissenschaftsrat blickt auf die Univeristät Bielefeld: Über die institutionelle Verankerung von Geschlechterforschung.