Die schleichende Normalisierung der extremen Rechten


Autor*in: Universität Bielefeld

Ob Europa, die USA, Brasilien oder Indien: Rechtsextreme Parteien und Bewegungen sind in vielen Ländern erstarkt. Sie verbreiten ihre Ansichten, Vorstellungen und Ressentiments. Damit verschieben sie die Grenzen des Sagbaren und verändern die Politik und den politischen Diskurs insgesamt. Seit Februar 2022 hat eine internationale Gruppe von Wissenschaftler*innen am Bielefelder Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) diese Prozesse analysiert. Auf ihrer Abschlusskonferenz „Challenging Democracy“ („Die Demokratie herausfordern“), die am 16. und 17. Oktober am ZiF stattfindet, stellen sie ihre Ergebnisse vor. Auch ein öffentlicher Abendvortrag des Politikwissenschaftlers Professor Dr. Jan-Werner Müller (Princeton) steht auf dem Programm.

„Wir beobachten, wie das Erstarken der extremen Rechten dazu führt, dass es immer mehr als normal empfunden wird, wenn rechtsextremes Gedankengut in der Öffentlichkeit geäußert wird“, erklärt die Politikwissenschaftlerin Professorin Dr. Paula Diehl von der Universität Kiel, die die Gruppe „Normalizing the Far Right“ („Die Normalisierung der extremen Rechten“) zusammen mit Professorin Dr. Birgit Sauer, Politikwissenschaftlerin an der Universität Wien, geleitet hat. „Vor allem im Zuge der Corona-Pandemie konnten wir sehen, wie sich diese Prozesse beschleunigt haben“, sagt die Forscherin.

Auf ihrer Abschlusskonferenz „Challenging Democracy“ („Die Demokratie herausfordern“), die am 16. und 17. Oktober am ZiF stattfindet, stellt die internationale und interdisziplinäre Forschungsgruppe ihre Ergebnisse vor.

Die Abschlusstagung der Gruppe stellt die globale Perspektive auf die Herausforderungen, vor denen Demokratien durch die Normalisierung der extremen Rechten stehen, in den Mittelpunkt. Dabei werden renommierte Wissenschaftler*innen die Situation in Brasilien, Frankreich, Deutschland, Ungarn und der Türkei vorstellen und vergleichen. „Die Referent*innen werden die rechtlichen Herausforderungen, die Politikgestaltung, die Protestdynamiken, insbesondere während der Covid 19-Pandemie, und ihre Auswirkungen auf das kollektive Gedächtnis unter die Lupe nehmen“, sagt Birgit Sauer.

Nicht nur Analyse, sondern auch Reflexion

Bei der Analyse soll es nicht bleiben. Die Konferenz möchte darüber hinaus Reflexionen über Identitätspolitik, die Veränderungen von Öffentlichkeit und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft anstoßen. „Wir werden nicht nur Bedrohungen analysieren, sondern auch Widerstandsmechanismen in demokratischen Gesellschaften“, sagt Paula Diehl.

Am 16. Oktober um 18:30 Uhr wird der renommierte Politikwissenschaftler Jan-Werner Müller (Princeton University) einen öffentlichen Abendvortrag mit dem Titel „Right-Wing Populism’s Building Complex“ („Der Komplex des Rechtsextremismus“) halten. Tagung und Vortrag finden in englischer Sprache statt. Journalist*innen sind herzlich eingeladen, über die Veranstaltung zu berichten. Die Veranstalter*innen stehen für Anfragen gerne zur Verfügung. Eine Anmeldung ist erforderlich bei Maren Winkelhage: zif-group-support@uni-bielefeld.de.