Sind bestimmte Tierarten in der Lage, sich empathisch zu verhalten? Wie reagieren Populationen auf klimatische Veränderungen und wie funktioniert im Tierreich die Navigation durch Magnetismus? An der Universität Bielefeld werden in diesem Sommer internationale Wissenschaftler*innen und Studierende auf der weltweit größten Konferenz für Verhaltensforschung, der Behaviour 2023, zusammenkommen. Rund 1.000 Gäste werden vom 14. bis 20. August an der Universität erwartet. Die Teilnehmenden erwartet neben renommierten Plenarredner*innen ein breit gefächertes Programm mit Symposien zu unterschiedlichen Forschungsschwerpunkten. Der Behaviour-Kongress ist die alle zwei Jahre stattfindende Hauptkonferenz des International Councils of Ethologists (ICE).
„Wir freuen uns sehr, Kolleg*innen aus aller Welt bei uns zu begrüßen und mit ihnen über Herausforderungen und neue Ansätze der Verhaltensforschung zu diskutieren“, sagt Professor Dr. Oliver Krüger, Leiter des Lehrstuhls Verhaltensforschung an der Fakultät für Biologie der Universität Bielefeld. „Dass unsere Bewerbung um die Ausrichtung der Behaviour 2023 angenommen wurde, ist auch eine große Wertschätzung unserer Forschungsarbeit.“ Krüger ist gemeinsam mit Professorin Dr. Barbara Caspers Sprecher des Organisationsteams der Konferenz. „Hier in Bielefeld fokussieren wir besonders darauf, wie Individualisierung in sich wandelnden Umwelten gelingt – wir werden in zahlreichen Vorträgen vorstellen, zu welchen Befunden wir mit dieser Perspektive gekommen sind“, sagt Caspers, die den Bereich Verhaltensökologie leitet.
Internationale Plenarredner*innen
In den Vorjahren fand die Großkonferenz unter anderem in Newcastle (Großbritannien), Cairns (Australien), Estoril (Portugal) und in Chicago (USA) statt. Bielefeld hatte den Internationalen Ethologischen Kongress, wie er zu dieser Zeit noch hieß, bereits 1977 ausgerichtet und ist damit die erste Universität in der Geschichte der ICE, die es geschafft hat, die Konferenz ein zweites Mal ausrichten zu dürfen.
Als Plenarredner*innen zugesagt haben neben Professorin Dr. Barbara Caspers von der Universität Bielefeld unter anderem die Biologie-Professorin Dr. Gloriana Chaverri (Universidad de Costa Rica), der Biologe und Primatenforscher Professor Dr. Frans de Waal (Emory University, Atlanta, USA), die Evolutionsbiologin und Verhaltensforscherin Professorin Devi Stuart-Fox PhD (School of BioSciences, University of Melbourne, Australia), die Biologin Dr. Gladys Kalema-Zikusoka (CEO und Gründerin von Conservation Through Public Health, Uganda) und der Biologe Dr. Mauricio Cantor (Oregon State University, USA). Die internationalen Expert*innen geben Einblicke in ihre Forschung.
© Universität Bielefeld/M. Adamski
38 Symposien befassen sich mit den unterschiedlichen Aspekten der Verhaltensforschung: von klassischen Themen wie Plastizität, Sozialverhalten und Kommunikation über aufkommende Themen wie Mikrobiomforschung, Emotionen bei Tieren und Meta-Analysen mit großen Datensätzen. Die Organisator*innen und eingeladene Redner*innen kommen von Forschungseinrichtungen und Universitäten unter anderem in Deutschland, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden, Belgien, Großbritannien, Dänemark, Tschechien, Kroatien, Spanien, den USA, Kanada, Neuseeland, Australien und Tansania. Abgerundet wird das Programm des Kongresses für die Teilnehmenden mit Exkursionen, beispielsweise in umliegende Naturschutzgebiete. Mit vergleichsweise niedrigen Konferenzgebühren wollen die Organisator*innen möglichst vielen Wissenschaftler*innen aller Karrierestufen wie auch Studierenden ermöglichen, an dem Kongress teilzunehmen. Eine Registrierung ist über die Website der Konferenz möglich. Außerdem sind die abstract submission (bis Ende April), travel grant application (bis Ende März) und call for workshops (bis Ende März) über die Homepage zu erreichen.
Der Behaviour-Kongress wird alle zwei Jahre ausgerichtet und ist die Hauptkonferenz des International Council of Ethologists. Die Tagung wird von verschiedenen Seiten unterstützt unter anderem von der Association for the Study of Animal Behaviour (Gesellschaft zur Erforschung von Tierverhalten, ASAB). Die ASAB veranstaltet Konferenzen, vergibt Stipendien an Wissenschaftler*innen und Studierende, und gibt die Fachzeitschrift „Animal Behaviour“ heraus.
Die Verhaltensforschung an der Fakultät für Biologie der Universität Bielefeld
Der Lehrstuhl Verhaltensforschung umfasst an der Fakultät für Biologie ein Team von mehr als 50 Wissenschaftler*innen. Untersucht wird das Verhalten von Tieren im Rahmen der vier Fragen-Theorie nach Nikolaas Tinbergen. Bekannt ist die Bielefelder Verhaltensforschung aktuell für ihre Laborstudien an Zebrafinken und Wildmeerschweinchen sowie ihre Langzeit-Feldstudien an Greifvögeln wie dem Mäusebussard und dem Habicht, oder der Forschung an Robbenarten wie dem Galapagos-Seelöwen und der antarktischen Pelzrobbe. Geleitet von Professor Dr. Klaus Immelmann entwickelte sich der am 1. November 1973 gegründete Lehrstuhl zu einem international führenden Zentrum der Verhaltensforschung. Seit 2013 leitet Professor Dr. Oliver Krüger den Lehrstuhl. Im Jahr 2020 wurde der Bereich Verhaltensökologie unter der Leitung von Professorin Dr. Barbara Caspers gegründet, der die Diversität der Forschungsthemen an der Universität Bielefeld weiter stärkt. Ein aktuelles Großprojekt sind der Sonderforschungsbereich/Transregio „Eine neue Synthese zur Individualisation für die Verhaltensforschung, Ökologie und Evolution: Nischenwahl, Nischenkonformität, Nischenkonstruktion (NC³)“ (SFB/TRR 212), der 2018 von den Universitäten Bielefeld und Münster gegründet wurde und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird. Seit 2021 läuft der Forschungsverbund „Individualisierung in sich ändernden UmWelten“ (InChangE) in Kooperation mit der Universität Münster. Gefördert wird er vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.
Weitere Informationen:
- Website zur Konferenz
- Registrierung für die Konferenz
- Website der Association for the Study of Animal Behaviour