Wer „MINT“ hört, kriegt schnell etwas von „Mangel“ mit: In den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (kurz: MINT) fehlt es schon jetzt an Fachkräften, insbesondere an Lehrkräften. Gleichzeitig ist MINT-Wissen wichtig für die Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft: Menschen müssen Grundlagen besser verstehen, um Innovationen entwickeln und komplexe Systeme meistern zu können. Welchen Beitrag kann eine Universität angesichts dieser gesellschaftlichen Herausforderung leisten? Die Universität Bielefeld organisiert zum Beispiel den „MINT Sommer“. Vertreter*innen aller Bielefelder MINT-Fakultäten haben sich an der Universität zusammengetan und zum ersten Mal eine gemeinsame zweiwöchige Orientierungsveranstaltung konzipiert. Vom 19. bis 30. Juni können sich studieninteressierte Abiturient*innen über aktuelle Forschungsthemen, Berufsaussichten und Studienmöglichkeiten in den MINT-Fächern informieren. Die Veranstaltung setzt auf spannende Einblicke in MINT-Fächer, authentische Studieninformationen aus erster Hand und regionale Anziehungskraft. Sie richtet sich auch an Studieninteressierte, die über ein Lehramtsstudium im MINT-Bereich nachdenken.
Im vergangenen Herbst hat sich eine Gruppe um Dr. Stefan Hopp, Professorin Dr. Stefanie Schwedler (beide Fakultät für Chemie), Professor Dr. Moritz Kaßmann (Fakultät für Mathematik), Professor Dr. Dario Anselmetti und Professor Dr. Walter Pfeiffer (beide Fakultät für Physik) auf den Weg gemacht, um erste Ideen für ein gebündeltes MINT-Orientierungsangebot zu diskutieren. Im engen Austausch mit Vertreter*innen aller MINT-Fakultäten – auch mit der Fakultät für Biologie und der Technischen Fakultät – entwickelten sie gemeinsam das Programm für den MINT Sommer.
Authentischer Blick in das MINT-Studierendenleben
„Das zweiwöchige Programm ist so konzipiert, dass Studieninteressierte in alle MINT-Fakultäten und deren Studienfächer hineinschnuppern können, sich auf Augenhöhe mit aktuellen Studierenden und Lehrenden austauschen können, genauso mit anderen Teilnehmer*innen – vielleicht mit ihren zukünftigen Kommiliton*innen“, sagt Professorin Dr. Stefanie Schwedler. Im geplanten Tagesablauf heißt das für MINT Sommer-Teilnehmer*innen: Sie können vormittags an speziell für sie zugeschnittenen Angeboten teilnehmen, zum Beispiel Plenarveranstaltungen zu aktuellen MINT-Themen, und „echte“ Vorlesungen des laufenden Sommersemesters besuchen. Nachmittags wird im Plenum über MINT-Studiengänge informiert und jede*r Teilnehmer*in kann bei Orientierungsangeboten und Kleingruppenveranstaltungen mitmachen: etwa Vorträge zu aktuellen Forschungsarbeiten und -themen hören oder Austauschformate mit Studierenden und Lehrenden nutzen. Eventshows, Laborbesuche und die Möglichkeit, in Workshops selber zu experimentieren, komplettieren das Angebot. Professor Dr. Walter Pfeiffer ergänzt: „Die Teilnehmer*innen können während der zwei Wochen erleben, was es bedeutet, an einer der fünf beteiligten Fakultäten in Bielefeld zu studieren, und danach besser entscheiden, welcher Studiengang oder welche Kombination von Fächern am besten zu ihnen passt. Das hilft gerade denjenigen, die unentschlossen oder unsicher über ihre Studienwahl sind.“
Studieninteressierte aus der Region ansprechen
Im Zeitraum des MINT Sommers (19. bis 30. Juni) haben diesjährige Abiturient*innen in NRW, so auch in der Region Ostwestfalen-Lippe, ihre Abiturprüfungen abgelegt. „Wir wollen mit unserem Angebot gezielt MINT-Studieninteressierte und diesjährige Abiturient*innen aus der Region ansprechen und sie für die zwei Orientierungswochen auf den Campus Bielefeld locken“, betonen Professor Dr. Dario Anselmetti und Professor Dr. Moritz Kaßmann. Der MINT Sommer fällt in den Bewerbungszeitraum für einen Studienbeginn im Wintersemester 2023/2024 (für zulassungsbeschränkte Studiengänge: 1. Juni bis 15. Juli). Die beste Zeit also für eine finale Studienentscheidung.
Ausbildung von MINT-Lehrer*innen
2030 wird in NRW voraussichtlich nur für ein Drittel der neu zu besetzenden Lehrer*innen-Stellen entsprechender Lehrkräfte-Nachwuchs im MINT-Bereich ausgebildet sein. So zeigt es eine Studie im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung. Im MINT-Bereich ist der ohnehin prognostizierte Lehrkräftemangel also besonders groß. Mittelfristig müssen mehr Personen qualifiziert werden. Der MINT Sommer kann hier ein erster Schritt sein, um dieser Herausforderung begegnen zu können. Die Veranstaltung richtet sich daher auch an Studieninteressierte, die Lehrer*in in einem oder mehreren MINT-Fächern werden wollen. In Bielefeld werden angehende Lehrer*innen in den MINT-Schulfächern Biologie, Chemie, Mathematik und Physik ausgebildet.