Forschende Schulen überwinden Grenzen


Autor*in: Universität Bielefeld

An der Universität Bielefeld wird die erste europäische Konferenz für Labor-, Universitäts- und Versuchsschulen ausgerichtet. An zwei Tagen kommen Schulpraktiker*innen und Forschende aus mehr als zehn Ländern in der Laborschule Bielefeld und dem Oberstufen-Kolleg Bielefeld zusammen, um darüber zu diskutieren, wie die Kooperation zwischen Schulforschung und Schulpraxis weiter vorangetrieben werden kann.

In den vergangenen Jahren sind sowohl in Deutschland als auch in ganz Europa viele neue Labor-, Universitäts- und Versuchsschulen gegründet worden. Trotz ihrer Vielfalt haben diese Schulen eines gemeinsam: Sie alle streben danach, Forschung und Praxis zu verbinden. Statt sich als Feld der Beforschung zu verstehen, nehmen sie dabei eine aktive Rolle im Forschungsprozess ein und bearbeiten auf diesem Wege Forschungsfragen.

Die Konferenz unter dem Titel „Researching Schools: Bridging Research and Practice at Laboratory and University Schools” (Forschende Schulen: Forschung und Praxis an Labor- und Universitätsschulen verbinden) am 8. und 9. September markiert den Abschluss des Forschungsprojekts LabSchoolsEurope. Das Projekt hat seit 2019 ein europaweites Netzwerk von Labor-, Versuchs- und Universitätsschulen aufgebaut.

Gruppenfoto: Dr. Christian Timo Zenke, Prof’in Dr. Annette Textor und Benedict Kurz von der Fakultät für Erziehungswissenschaft.
Sie leiten das Projekt LabSchoolsEurope (v.l.): Dr. Christian Timo Zenke, Prof’in Dr. Annette Textor und Benedict Kurz von der Fakultät für Erziehungswissenschaft. Die Konferenz ist Teil des Projekts LabSchoolsEurope.

Neue pädagogische Formate für Teilhabe in Schulen

Dr. Christian Timo Zenke ist Initiator des Projekts: „Die Idee der engen Zusammenarbeit von Einzelschulen und Universitäten erlebt seit einigen Jahren einen regelrechten Boom in Europa. Im Rahmen unseres Projekts und unserer Tagung möchten wir diesen Trend sowohl erziehungswissenschaftlich analysieren als auch zu einer nachhaltigen Vernetzung europäischer Labor-, Universitäts- und Versuchsschulen beitragen.“

Ein besonderer Fokus des Projekts liegt auf dem demokratiepädagogischen Prinzip der Schule als „Gesellschaft im Kleinen“: „Gerade in der heutigen Zeit, die durch populistische Haltungen geprägt ist und in der demokratische Werte zunehmend infrage gestellt werden, müssen wir bereits in der Schule darüber nachdenken, wie unsere Gesellschaft mit Heterogenität umgeht und umgehen sollte. Labor-, Universitäts- und Versuchsschulen erproben, welche Formate sich dafür eignen und tragen ihre Erkenntnisse in die Regelschulen“, sagt Professorin Dr. Annette Textor. Sie leitet das Projekt LabSchoolsEurope gemeinsam mit Christian Timo Zenke und Benedict Kurz, die wie sie der Fakultät für Erziehungswissenschaft sowie der Wissenschaftlichen Einrichtung Laborschule angehören.

Durch das Projekt LabSchoolsEurope hatten Lehrkräfte und Forschende von Laborschulen und Universitäten aus fünf Ländern erstmals die Möglichkeit, sich über Landesgrenzen hinaus auszutauschen. „Das Kennenlernen ‚fremder‘ Schulpraxis und anderer Systemlogiken half uns allen dabei, einen frischen Blick auf die eigene Praxis zu entwickeln. Auf Grund der guten Zusammenarbeit im Projekt konnten wir außerdem Ansätze austauschen und neue Ideen entwickeln“, so Benedict Kurz. Er organisiert die Tagung gemeinsam mit Christian Timo Zenke. „Diese fruchtbare internationale Kooperation möchten wir nun selbstverständlich verstetigen und ausbauen.“

Die Laborschulwelt trifft sich in Bielefeld

Auf der Tagung werden 130 Pädagog*innen und Wissenschaftler*innen aus insgesamt 14 Ländern vertreten sein. Schulen aus Europa – wie beispielweise Finnland und Dänemark – aber auch aus Kanada, den USA und Puerto Rico werden sich und ihre Arbeit vorstellen.

Professorin Dame Alison Peacock vom Chartered College of Teaching in London leitet mit ihrem Keynote-Vortrag in das Konferenzthema „Bridging Research and Practise“ (Forschung und Praxis verbinden) ein. Elizabeth Morley von der International Association of Laboratory Schools (IALS) gibt in ihrer Keynote einen Überblick zur Laborschullandschaft weltweit. Die dritte Keynote hält Professorin Dr. Hella von Unger von der Ludwig-Maximilians-Universität in München zum Thema „Doing Participatory Research“ (Partizipative Forschung umsetzen).

Neben zwei Podiumsdiskussionen mit Vertreter*innen der Projektpartner aus England, Frankreich, der Tschechischen Republik, Deutschland und Österreich wird das Programm darüber hinaus durch verschiedene Austauschformate ergänzt. Zusätzlich werden Workshops und informelle Netzwerk-Foren angeboten. Weitere Vortragende sind Dr. James Biddulph (Schulleiter der University of Cambridge Primary School, Großbritannien), Dr. Jana Chocholatá (Assistenzprofessorin an der Masaryk University, Tschechien), Dr. Pascale Haag (Gründerin des Lab School Network sowie der Lab School Paris, Frankreich), Richard Messina (Leiter des Dr. Eric Jackman Institute of Child Study Lab School der University of Toronto, Kanada), Professorin Dr. Annette Textor (Leiterin der Wissenschaftlichen Einrichtung der Bielefelder Laborschule, Deutschland) und Monika Votava Mandelícková (Lehrerin und stellvertretende Schulleiterin am Labyrinth, laboratorní škola Brno, Tschechien). Durch die Veranstaltung werden Christian Timo Zenke und Benedict Kurz führen.

Im Projekt kooperieren Universitäten und Schulen von fünf Standorten

Die Tagung findet in Kooperation mit der International Association of Laboratory Schools (IALS) sowie dem Verbund Universitäts- und Versuchsschulen (VUVS) statt. Sie ist Teil des Projekts LabSchoolsEurope, gefördert über das Programm Erasmus+ der Europäischen Union. Koordiniert wird das Projekt von der Universität Bielefeld, die es gemeinsam mit der Laborschule Bielefeld initiiert hat. In dem Projekt entwickeln Forschende und Lehrkräfte unter anderem demokratiepädagogische Innovationen für den Umgang mit Heterogenität in der Primarstufe. Dafür arbeiten Universitäten und Schulen von fünf Standorten zusammen – in Deutschland, Österreich, Frankreich, Tschechien und England.