Tyll Zybura hat 2017 sein Studium in British and American Studies mit dem Master of Arts abgeschlossen. Im Bachelor hatte er zusätzlich Geschichtswissenschaft und Bildungswissenschaft studiert. Nach seinem Studium blieb er als Promotionswissenschaftler an der Uni und gründete 2019 mit seinen Kolleginnen Katharina Pietsch und Jessica Koch das Projekt „Unconditional Teaching“ zu alternativen Praxen in der Lehre. Seine Erfahrungen gibt er heute auch in Workshops und Coachings an andere Lehrende weiter, beispielsweise am Zentrum für Lehren und Lernen an der Universität Bielefeld.
Sie sind nach Ihrem Studium als Promotionswissenschaftler an der Uni Bielefeld geblieben. Was verbindet Sie mit der Uni?
Ja, ich forsche zu literarischen Repräsentationen von Kindheit und entwickle kulturwissenschaftliche Theorie. Mit der Uni verbinden mich vor allem meine Studierenden und Kolleg*innen. Ich mag es, wenn ich in meiner Forschung und Lehre mutig sein und gemeinsam mit schlauen Menschen kreativ denken kann. Als ehemaliger Labor- und Oberstufenkollegschüler bin ich an und in der Uni Bielefeld aufgewachsen und fühle mich hier auch einfach wohl.
Sie haben 2019 mit Katharina Pietsch und Jessica Koch „Unconditional Teaching“ ins Leben gerufen. Was ist das und was machen Sie da?
Im Projekt “Unconditional Teaching” entwickeln wir Haltungen und Praktiken für gute Hochschullehre. Es ist eine Lehrhaltung die darauf vertraut, dass Lernende schon am besten wissen, was gut für ihr Lernen ist. Aus unserer eigenen Erfahrung in Studium und Lehre wissen wir, dass Studierende dann besonders motiviert arbeiten, wenn sie sich als gleichwertige Personen behandelt, in ihren Bedürfnissen wahrgenommen und als Forschende ermutigt sehen. Die hierarchische Struktur klassischer Hochschullehre unterstützt solche eher kollegialen Lehr-Lern-Beziehungen leider überhaupt nicht. Wir publizieren deshalb Essays und Podcasts zu beziehungsfördernden Lehr-Praktiken und wir führen Schulungen für Hochschullehrende durch, auch in Bielefeld. Als selbstständiger Referent kann ich so meine Begeisterung für Lehre weitergeben, das ist total schön!
Was macht für Sie eine gute Lehr-Lern-Umgebung aus, auch in Zeiten der digitalen Lehre?
Zuallererst respektvolle Zugewandtheit, dann kritische Diskussion. Ich mag lebhafte Seminare, in denen ich im Austausch mit Studierenden selbst etwas lerne. Digitale Lehre erfordert dafür oft noch mehr bewusste Kommunikation von mir, weil sie uns so stark voneinander isoliert. Aber meine Erfahrung ist auch, dass sich durch gute Kommunikation viele Schwierigkeiten digitaler Lehre besser lösen lassen als durch immer neue Tools.
“Aus unserer eigenen Erfahrung in Studium und Lehre wissen wir, dass Studierende dann besonders motiviert arbeiten, wenn sie sich als gleichwertige Personen behandelt, in ihren Bedürfnissen wahrgenommen und als Forschende ermutigt sehen.”
Was würden Sie Studierenden raten, die später selbst unterrichten wollen?
Ich würde sagen, egal, wen ihr unterrichtet, ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene, vergesst nie, dass eure Schüler*innen Menschen mit eigener Würde, eigenen Interessen, Schwierigkeiten und Stärken sind. Wenn ihr mit euren Schüler*innen als Menschen in Beziehung geht, dann wird das wohltuend für eure Schüler*innen sein und auf lange Sicht auch total bereichernd für eure Lehrtätigkeit.
Man kann nicht in Bielefeld studiert haben, ohne…
Man muss unbedingt bei der Nacht der Klänge dabei gewesen sein. Da sind immer coole Performances und coole Musik dabei. Und das Unigebäude wird zu einem ganz zauberhaften, ganz eigenen Ort.
Aktuelles aus dem Projekt “Unconditional Teaching” ist auf Instagram zu finden.
Teile dieses Artikels wurden im NACHSCHLAG, der Zeitung des Absolventen-Netzwerks der Universität Bielefeld e.V. erstmals veröffentlicht. Er ist Teil unserer Reihe „Alumni im Interview“, die verschiedene Absolvent*innen und ihre Werdegänge vorstellt. Weitere Informationen: www.uni-bielefeld.de/alumni