Prof. Dr. Martin Egelhaaf, Prorektor für Forschung und Transfer.
Foto: Universität Bielefeld/M. Adamski
Interview mit Rektor Professor Dr.-Ing Gerhard Sagerer zur Verabschiedung von Professor Dr. Martin Egelhaaf als Prorektor für Forschung und Forschungstransfer.
Herr Sagerer, am 30. September hat Professor Egelhaaf nach mehr als 15 Jahren seinen letzten Tag als Prorektor für Forschung und Forschungstransfer der Universität Bielefeld. Was geht Ihnen da durch den Kopf?
Sagerer: Bedauern und Dankbarkeit. Aber auch die Freude, dass wir ihn für eine sehr wichtige Aufgabe gewinnen konnten…
… können Sie konkreter werden?
Martin Egelhaaf ist ein sehr geschätzter Kollege und hat in den vergangenen Jahren als Prorektor sehr erfolgreich gewirkt. Zum Glück bleibt er uns in einer neuen Funktion als Rektoratsbeauftragter für Medizin erhalten. Die Universität kann daher auch in Zukunft auf seine immer fundierten und wertvollen Einschätzungen sowie seine gestalterische Kompetenz bauen.
Er ist zur Mitte seiner Amtszeit zurückgetreten. Was steckt dahinter?
Martin Egelhaaf ist grundsätzlich ein Mensch, der Verantwortung übernimmt, und Dinge auch zu Ende bringt. In diesem Fall überwiegt sein Verantwortungsgefühl: Er steht für das nächste Rektorat nicht mehr zur Verfügung. Die entscheidende Phase der Exzellenzstrategie fällt jedoch in die Zeit nach 2023. Er möchte mit seinem Rücktritt nun die Möglichkeit für eine kontinuierliche Vorbereitung der Anträge der Universität Bielefeld schaffen. Ich bin Martin Egelhaaf sehr dankbar, dass er durch seine Entscheidung in dieser für unsere Universität so wichtigen Frage diese Verantwortung übernommen hat. Wie gesagt: letztlich wechselt er jetzt von einer verantwortungsvollen Position zu einer neuen und extrem wichtigen Aufgabe…
Was meinen Sie damit?
Er wird als Rektoratsbeauftragter Medizin die Vernetzung zwischen der neuen Medizinischen Fakultät und den anderen Fakultäten sowie mit den Zentralen wissenschaftlichen Einrichtungen fördern. Dahinter steht die deutliche Zielsetzung: Wir wollen die Chancen, die wir mit der Medizin bekommen, in der ganzen Universität nutzen. Wollen Synergien schaffen und kreative Formen der gemeinsamen Forschung befördern. Hier geht es um inhaltliche Fragen, um die Vorbereitung von Verbundforschungsprojekten, aber auch um Fragen der Infrastruktur. Wir haben die einmalige Chance, die Medizin so zu integrieren und zu vernetzen, dass die Universität als innovativer Forschungsstandort national und international noch sichtbarer wird. Eine komplexe und anspruchsvolle Aufgabe. Dafür ist Martin Egelhaaf genau der Richtige.
Was macht Herrn Egelhaaf aus?
Er ist ein renommierter Wissenschaftler und sehr erfolgreich beim Einwerben von Drittmitteln. Er war beispielsweise Sprecher des DFG Graduiertenkollegs „Strategies and Optimisation of Behaviour“ und Koordinator eines BMBF Netzwerks. Und auch im Exzellenzcluster „Cognitive Interaction Technology“ (CITEC) hat er als ein Principal Investigator nachhaltig gewirkt und einen großen Beitrag zum Erfolg geleistet. Seine Begeisterung für Forschung macht dabei nicht an Fächergrenzen Halt. Vor diesem Hintergrund war er als Prorektor für Forschung von Anfang an voll akzeptiert. Seine Meinung hat immer Gewicht. Er hat zudem einen Studiengang aufgebaut und geleitet. Und als früherer Dekan der Fakultät für Biologie brachte er für die Arbeit im Rektorat zudem Managementerfahrung mit. Mein Vorgänger Dieter Timmermann hat seinerzeit einen Glücksgriff getan, als er Martin Egelhaaf als Prorektor vorschlug. Ich bin sehr dankbar, dass er mich auch als stellvertretender Rektor über seinen eigentlichen Verantwortungsbereich hinaus unterstützt und entlastet hat.
Glücksgriff – können Sie das konkreter beschreiben?
Martin Egelhaaf war als Prorektor immer ein Anwalt für die Forschenden. Er hatte für alle Anliegen ein Ohr, ist immer verbindlich und bezieht klare Positionen. Dabei ist seine besondere Stärke, dass er die unterschiedlichen Seiten durch geschickte Moderation zusammenzubringen kann. Und auch in der Verwaltung – insbesondere im Dezernat FFT – war er beliebt, weil er auch deren Zwänge und Möglichkeiten verstand und berücksichtigte. Mein Fazit: Wissenschaftler*innen und Kolleg*innen in der Verwaltungen vertrauen ihm. Eine ideale Situation, um grundsätzliche Dinge voranzubringen…
… was meinen Sie da genau?
Ich denke da vor allem daran, dass während seines Prorektorats das Unterstützungssystem für Antragsstellungen grundlegend überarbeitet wurde. Wissenschaftler*innen werden jetzt zielgerichtet und serviceorientiert begleitet, wenn sie ein Drittmittelprojekt beantragen wollen. Ich habe aber auch vor Augen, wie er immer wieder das Thema Forschungsprofil in den Fokus genommen hat und mit den vielen Akteur*innen hier signifikante Fortschritte erreichte. Er hat hinter den Kulissen viele Wissenschaftler*innen zusammengebracht, intensiv mit ihnen über Themen diskutiert, sie motiviert und so manche Forschungsinitiative auf den Weg gebracht, die später zu großen Drittmittelerfolgen führte. Denken Sie nur an die Sonderforschungsbereiche, Graduiertenkollegs, ERC-Grants oder Humboldt-Professuren, die während seiner Amtszeit bewilligt wurden. Er ist sehr bescheiden und stellt sich selbst nie in den Vordergrund. Er hat sich um die Universität Bielefeld außerordentlich verdient gemacht. Und wird das in seiner neuen Rolle auch weiterhin tun. Ich bin froh, dass er über die Jahre auch ein persönlicher Freund geworden ist.
Zur Person:
Martin Egelhaaf (geb. 1955 in Tübingen) ist seit 1995 Professor für Neurobiologie an der Universität Bielefeld. Er studierte an der Universität Tübingen und der University of Sussex (Brighton, UK). Mit einer am Max-Planck-Institut für Biologische Kybernetik angefertigten Dissertation promovierte er 1985 an der Universität Tübingen, wo er 1989 auch habilitierte. Vom Max-Planck-Institut für Biologische Kybernetik wechselte er 1994 als Arbeitsgruppenleiter an das Centre for Visual Sciences der Australian National University (Canberra, Australien).
Das Hauptforschungsfeld von Martin Egelhaaf sind die neuronalen Mechanismen der visuellen Verhaltenskontrolle von Insekten und die Anwendung von Prinzipien der biologischen Informationsverarbeitung auf künstliche Systeme.
In der Akademischen Selbstverwaltung hat sich Martin Egelhaaf unter anderem von 2002 bis 2004 als Dekan der Fakultät für Biologie engagiert. Von 2006 bis 2015 war er Prorektor für Forschung, wissenschaftlichen Nachwuchs und Transfer, von Oktober 2015 bis Dezember 2019 Prorektor für Forschung, wissenschaftlichen Nachwuchs und Gleichstellung und von Januar 2020 bis September 2021 Prorektor für Forschung und Forschungstransfer.
Ab dem 1. Oktober 2021 ist Martin Egelhaaf Rektoratsbeauftragter Medizin (Forschungsvernetzung, Aufbau Core Facilities).