Die Universität Bielefeld trauert um Professor emeritus Karl Heinz Bohrer. Der Literaturexperte und Autor starb am 4. August im Alter von 88 Jahren in London. Karl Heinz Bohrer war Literaturchef der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und viele Jahre Herausgeber der Kulturzeitschrift Merkur (Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken) und von 1982 bis zu seiner Emeritierung 1997 Professor für Neue Deutsche Literaturgeschichte an der Universität Bielefeld. Er galt als Freigeist und kritischer Beobachter.
Karl Heinz Bohrer hat in Köln und Göttingen unter anderem Germanistik, Theaterwissenschaften und Geschichte studiert und promovierte 1961. Er war als Publizist und Essayist für verschiedene Medien tätig und arbeitete 1975 für die FAZ als Kulturkorrespondent in London. An der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld habilitierte er 1977/78 und vier Jahre später übernahm er die Professur für Neue Deutsche Literaturgeschichte in Bielefeld.
Zu seinen zahlreichen Werken gehört die Satire „Die Ästhetik des Staates“, „Ein bisschen Lust am Untergang“ und „Die Kritik der Romantik“. Zuletzt, 2012 und 2017, publizierte er zwei autobiographische Bände: „Granatsplitter“ und „Jetzt“.
Bohrer erhielt zahlreiche Preise, unter anderem den Lessing-Preis für Kritik, den großen Literaturpreis der Bayrischen Akademie der Schönen Künste und das Bundesverdienstkreuz. 2011 wurde er in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung aufgenommen.
Der Universität Bielefeld blieb Bohrer auch nach seiner Emeritierung verbunden. 2002 gab es zu seinen Ehren ein Autorenkolloquium am Zentrum für Interdisziplinäre Forschung ZiF mit dem Titel „Zeit und Form – Konfigurationen ästhetischen und historischen Bewusstseins“