Nach einem zweijährigen intensiven Auditierungsverfahren verlieh der Stifterverband für die deutsche Wissenschaft jetzt (09.03.2021) der Universität Bielefeld das Zertifikat „Vielfalt gestalten“. Damit würdigt der Stifterverband das Engagement der Universität auf dem Weg zu einer diskriminierungskritischen Organisationskultur. Professorin Dr. Angelika Epple, die Prorektorin für Internationales und Diversität, nahm das Zertifikat im Rahmen einer digitalen Feierstunde entgegen.
Die Prorektorin erläutert den Hintergrund des Audits: „Wir wollen verstehen, auf welche Weise etwa bestehende Barrieren abgebaut werden können oder was die unterschiedlichen Personen benötigen. Nur so können sie ihre persönlichen Talente bestmöglich entfalten, ohne an den Strukturen zu scheitern.“
Die Ergebnisliste des Audits ist lang und vielfältig: Ein Aktionsplan Barrierefreiheit zum Beispiel enthält unter anderem eine Checkliste für barrierefreie Veranstaltungen und ein Online-Tool zur Prüfung der Barrierefreiheit von Lehrmaterial. Speziell für Lehramtsstudierende wird es künftig ein Studienband „Diversität, Heterogenität, Inklusion“ als Vertiefungsbereich des Studiums geben, mit dem sie einen Schwerpunkt setzen und sich gezielt in diesem Themenfeld fortbilden können. Darüber hinaus wurde eine Fortbildung für diversitätssensible Nachwuchsförderung konzipiert. Eine neue Beratungslandkarte weist den Weg zu verschiedenen Angeboten im Bereich Diversität. Des Weiteren wurde ein Vorschlag für den Aufbau einer Kommission gegen Diskriminierung entwickelt. Die Ergebnisse werden jetzt, je nach Thema, an unterschiedlichen Stellen der Universität weiter verfolgt: zum Beispiel in der Zentralen Anlaufstelle Barrierefrei (ZAB), in der Bielefeld School of Education (BiSEd) und auch in der Personalentwicklung.
Die Auditorin Dr. Daniela de Ridder lobte, dass es der Universität Bielefeld besonders gelungen sei, vielfältige Perspektiven in den Auditierungsprozess einzubinden: Studierende, Lehrende, Forschende und Mitarbeitende aus Technik und Verwaltung, mehrere Prorektorate und ein breites Spektrum an universitätsinternen Gruppen und Initiativen haben im Audit mitgewirkt. Ausgangspunkt für die Entwicklung von Strategien und Maßnahmen waren die Menschen, die an der Universität Bielefeld studieren und arbeiten und ihre vielfältigen Hintergründe. So sind beispielsweise etliche Studierende in einem nicht-akademischem Elternhaus aufgewachsen, haben Migrationsgeschichte, betreuen Kinder oder pflegen Angehörige, oder haben eine Behinderung. Dies sind nur einige der vielen Facetten, die beim Thema Diversität zum Tragen kommen und sollen systematisch Berücksichtigung finden.
„Dabei ist Diversität nicht etwas, das man einfach beschließen oder verordnen kann“, so Epple, „Der Prozess, der Austausch darüber ist der Kern der Diversitätsarbeit.“ Das „Leitbild Diversität“ bleibe über das Auditierungsverfahren hinaus eine Verpflichtung: Die Universität bekennt sich dort zu einem explizit positiven Verständnis von Diversität und versteht dies auch gerade in Zeiten, in denen antidemokratische Strömungen an Raum gewinnen, als Stärke und Auftrag, sich für eine offene und vielfältige Gesellschaft einzusetzen. „Der Abschluss des Audits ist daher erst eine Etappe auf dem Weg, den die Universität Bielefeld als eine diversitätssensible Hochschule gehen will“, so Epple.
Das Zertifikat ist drei Jahre gültig.