Ist bei einem neuen Gebäude der Rohbau abgeschlossen und der Dachstuhl steht, wird auf der Baustelle traditionell Richtfest gefeiert. Hat ein Gebäude – wie das neue Hörsaalgebäude der Universität Bielefeld – keinen klassischen Dachstuhl, so bietet das weit weniger bekannte „Dichtfest“ Anlass zum Feiern. Auf der Baustelle an der Konsequenz ist es jetzt soweit: Die hölzerne Deckenkonstruktion des Hörsaalgebäudes ist geschlossen, die provisorische Fassade sorgt für eine witterungsbeständige Hülle und der Innenausbau kann beginnen. Im kommenden Frühjahr soll das Hörsaalgebäude in Betrieb genommen werden.
Da die aktuelle Situation aufgrund der Corona-Pandemie keine feierliche Zusammenkunft in größerem Rahmen zulässt, bedankt sich Kanzler Dr. Stephan Becker bei zwei Mitarbeitern der Holzbaufirma Terhalle stellvertretend für alle am Bau beteiligten Gewerke: „Ich danke Ihnen herzlich für die hervorragende Arbeit, die Sie in den letzten Wochen und Monaten auf der Baustelle des Hörsaalgebäudes geleistet haben, trotz aller Schwierigkeiten wie „Social Distancing“ und Verzögerungen in den Lieferketten. Das gilt auch für alle Ihre Kolleg*innen aus dem Erd- und Rohbau, die heute leider nicht vor Ort sind.“
Eine zügige Fertigstellung des neuen Hörsaalgebäudes ist für die Universität Bielefeld von hoher Bedeutung. Zum einen schafft es Ersatz für das Audimax im Hauptgebäude, das wegen Sanierungsarbeiten für längere Zeit geschlossen bleibt. Zum anderen trägt das Hörsaalgebäude entscheidend dazu bei, den langfristigen Bedarf der Universität Bielefeld an zusätzlichen Lehrflächen zu decken.
Die Dachkonstruktion des neuen Hörsaalgebäudes besteht nahezu vollständig aus Holz. „Insgesamt werden am Hörsaalgebäude Y der Universität Bielefeld über 200 Kubikmeter Brettschichtholz und über 10 Tonnen Stahl verbaut“, erklärt Georg Garming von der Firma Terhalle, die maßgeblich an der Dachkonstruktion des Hörsaalgebäudes beteiligt war. Wie sein Kollege, Geschäftsführer Frank Lewers, ist er überzeugt von dem besonderen Rohstoff Holz: „Bäume produzieren Sauerstoff und binden Kohlenstoff. In verbautem Holz ist jede Menge klimaschädliches CO2 gebunden. Stammt das verbaute Holz wie hier aus nachhaltiger Forstwirtschaft, so lässt sich ein nicht unerheblicher Beitrag zur CO2-Reduktion beziffern.“ Im Fall des Hörsaalgebäudes beträgt die CO2-Reduktion 352 Tonnen, wie ein von der Firma Terhalle eingeholtes Zertifikat der „CO2-Bank“ – eine Initiative der Wald- und Holzwirtschaft – zum Ausdruck bringt.
Auch darüber hinaus wurde bei der Planung des Hörsaalgebäudes viel Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. So konnte der Gewinnerentwurf des Architekturwettbewerbs 2018 neben seiner Wirtschaftlichkeit und Funktionalität mit dem ökologischen Konzept punkten: Die Mischung aus Sichtbeton und Holz ist nicht nur nachhaltig, sondern soll zu einer angenehmen Atmosphäre und hohen Aufenthaltsqualität im Hörsaalgebäude beitragen. Durch die konsequente Anpassung an die Hanglage wurde der notwendige Bodenaushub minimiert. Auch das komplexe Technikkonzept des Hörsaalgebäudes soll Nachhaltigkeit ermöglichen: Das Gebäude wird über eine Wärmepumpe geheizt und gekühlt, für die Spitzenlastabdeckung steht zusätzlich ein Brennwertkessel zur Verfügung. Der Hörsaal und auch die Seminarräume werden über eine bedarfsabhängige Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung belüftet und gekühlt. Auf dem Dach des Hörsaalgebäudes ist eine Photovoltaikanlage geplant, die die technische Versorgung des Gebäudes maßgeblich unterstützt.
Das zweistöckige Hörsaalgebäude hat eine Hauptnutzfläche von 940 Quadratmetern. Ebenerdig beherbergt es einen großen Hörsaal mit 650 Plätzen. Drei weitere Seminarräume mit je 60 Plätzen im Obergeschoss werden über eine zentrale Treppe gut erreichbar sein. Das Foyer wird zusätzlich Platz für Veranstaltungen bieten. Bauherrin des Hörsaalgebäudes ist die Universität Bielefeld. Die Kosten für das Hörsaalgebäude liegen voraussichtlich bei 13,3 Millionen Euro.
Weiterführende Informationen zum Hörsaalgebäude Y im Bauportal