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Start in ein ungewöhnliches Semester


Autor*in: Universität Bielefeld

Am 20. April – zwei Wochen später als ursprünglich geplant – beginnt in Nordrhein-Westfalen das Sommersemester 2020. Angesichts der Corona-Pandemie können Präsenzveranstaltungen nicht im gewohnten Umfang stattfinden. Die Lehrangebote werden soweit wie möglich auf Online- und Distance-Learning-Formate umgestellt. Insgesamt beginnen rund 1.400 Studierende ihr Studium an der Universität Bielefeld (Stand: 20. April 2020). Die zentrale Begrüßung muss ausfallen. Sie wird durch ein Online-Angebot ersetzt. 

Die notwendigen Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung des Coronavirus greifen in alle Bereiche der Gesellschaft ein – auch in den Forschungs- und Lehrbetrieb an der Universität Bielefeld. Nachdem der Semesterstart bereits im März um zwei Wochen nach hinten verschoben wurde, hat das Ministerium für Kultur und Wissenschaft in Abstimmung mit den Landesrektorenkonferenzen am 7. April ebenfalls entschieden, dass das Sommersemester 2020 als „Online-Semester“ beginnt. Die Lehrenden stellen dafür ihre Lehrangebote und Prüfungen soweit es geht auf digitale Formate um. Praktika, Experimente, Exkursionen oder Archivbesuche sollen – soweit das möglich ist – durch gleichwertige, kontaktlose Angebote ersetzt werden. Wo dies unter den gegebenen Bedingungen nicht möglich ist, werden die Veranstaltungen in die vorlesungsfreie Zeit oder in das Folgesemester verschoben. „Sollte sich im Laufe des Semesters rechtlich die Möglichkeit ergeben doch Präsenzveranstaltungen durchzuführen, wird die Universität Bielefeld dies prüfen und unter Einhaltung der notwendigen Standards und Regelungen in einem vertretbaren Umfang ermöglichen“, erklärt Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, Rektor der Universität Bielefeld. „Ob, wann, in welchem Umfang und in welchen Fächern dies gegebenenfalls möglich wird, lässt sicher derzeit aber nicht sagen.“

Die individuelle Regelstudienzeit wird für alle Studierenden, die im Sommersemester 2020 eingeschrieben sind, um ein Semester verlängert. Die Hochschulrektor*innenkonferenz und die Landes-rektor*innenkonferenzen bemühen sich darum, beim Bund eine entsprechende Regelung für BAföG, Kindergeld und Krankenversicherung zu erreichen.

Seit dem 23. März befindet sich die Universität Bielefeld in einem reduzierten Basisbetrieb und ist für Publikumsverkehr geschlossen. Wissenschaftler*innen arbeiten, wenn es nicht absolut notwendig ist, nicht auf dem Campus. Der Standardarbeitsplatz der Beschäftigten in den Serviceeinheiten ist das Home-​Office. Wo es betriebsbedingt notwendig ist oder die technischen Voraussetzungen fehlen, wird noch in der Universität gearbeitet, dann allerdings in Einzelbüros. Die Universitätsgebäude dürfen nur noch von Studierenden, Beschäftigten oder Lehrbeauftragten sowie Honorarkräften betreten werden, die noch vor Ort arbeiten müssen oder Medien in der Bibliothek ausleihen. Sämtliche studentischen Arbeitsplätze, PC-​Pools und Lesesäle in der Bibliothek stehen nicht zur Verfügung. Die Serviceeinheiten (z.B. Studierendensekretariat, Prüfungsamt, Infopunkt, Zentrale Studienberatung, International Office etc.) sind für Besuche geschlossen. Fragen und Anliegen werden ausschließlich per E-​Mail oder Telefon beantwortet.

Studium ohne Präsenzveranstaltungen – geht das?

Das Studium an der Universität Bielefeld ist grundsätzlich ein Präsenzstudium. Lehrende kommunizieren direkt mit ihren Studierenden und diskutieren mit ihnen den Lernstoff. Prüfungen finden mündlich, schriftlich im Hörsaal beziehungsweise im Seminarraum oder als praktische Arbeit statt. Studierende organisieren Arbeits- und Lerngruppen. All dies ist unter den aktuellen Gegebenheiten nicht wie gewohnt möglich.

Schon seit vielen Jahren ist der Ausbau von e-Learning-Aktivitäten eine strategische Zielsetzung der Universität – es stehen beispielsweise digitale Lernräume, Programme zur Aufzeichnung von Vorlesungen oder Inputs sowie Videokonferenzräume zur Verfügung. Die vielfältigen Instrumente und Verfahren können die Präsenzlehre bereichern und gegebenenfalls auch entlasten, wenn es beispielsweise um Wissensvermittlung an große Gruppen geht. Das bestehende Knowhow und die aufgebaute Infrastruktur ist ein Fundament, das in den vergangenen Wochen konsequent erweitert und deutlich verbreitert wurde. Es wurden neue Instrumente eingeführt, bei anderen die Kapazitäten erhöht. Zudem stehen den Lehrenden Beratungsangebote zur Verfügung. Dennoch: Für einige Angebote – beispielsweise Exkursionen – gibt es nur begrenzt Alternativen. Für die Arbeit in Laboren müssen Regelungen gefunden werden, die ein Infektionsrisiko bestenfalls ausschließen. Und für Prüfungen müssen neue Formate und gegebenenfalls auch neue Regeln definiert werden.

„Unsere Lehrenden sind engagiert und motiviert, nutzen die technischen Möglichkeiten und Distance-Learning-Formate“, so Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, Rektor der Universität Bielefeld. „Auch Fakultätsleitungen, Rektorat und Verwaltung tun alles, damit unter schwierigen Umständen vorübergehend ein Online-Studium möglich ist. Nicht alle Lehrenden konnten sich allerdings in der Vergangenheit intensiver mit den Möglichkeiten des e-Learnings auseinandersetzen. Sie müssen nun in sehr kurzer Zeit funktionierende didaktische Konzepte für ihre Lehrangebote im Sommersemester erarbeiten. Das wird nicht immer vollumfänglich gelingen. Ich bitte daher alle Studierenden auch um Geduld und Verständnis.“

Die Universitätsbibliothek (UB) ist die einzige in Nordrhein-Westfalen, die nicht geschlossen wurde, sondern zumindest für eine Teilöffentlichkeit geöffnet ist: Wissenschaftler*innen und Studierende der Universität Bielefeld dürfen die UB betreten, allerdings nur, um Literatur auszuleihen, die nicht elektronisch zur Verfügung steht. Lernen in der Bibliothek ist nicht möglich. Es gelten verschärfte Zugangs-, Hygiene- und Abstandsregeln. „Wir sind insbesondere unter den jetzigen Umständen sehr glücklich, dass unsere Bibliothek traditionell ein Vorreiter bei der Digitalisierung ist“, stellt Dr. Stephan Becker, Kanzler der Universität Bielefeld, heraus. „Damit stehen unseren Wissenschaftler*innen und Studierenden weitreichende Angebote online zur Verfügung – und wo die nicht reichen, sind die Präsenzmedien auch verfügbar. Eine wichtige Voraussetzung für viele wissenschaftliche Arbeiten. “

Studierende sind in der aktuellen Situation mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert. Viele haben durch die einschneidenden Einschränkungen im öffentlichen Leben ihre Jobs verloren, beispielsweise in der Gastronomie oder im Einzelhandel. Es gibt Ängste, welche finanziellen Konsequenzen die Krise hat, welche Folgen sich für Studium und Studiendauer ergeben und ob die die private IT-Ausstattung ausreicht, um die digitalen Lehrangebote wahrzunehmen „Wo wir in der Ver-antwortung sind und die Möglichkeiten haben, werden wir alles tun, um für die Betroffenen angemessene Lösungen zu finden. Viele Fragen müssen aber von Bundes- und Landesregierung entschieden werden“, so Rektor Sagerer. Und Kanzler Becker ergänzt: „Es handelt sich um einen sehr dyna-mischen Prozess. Die Kolleginnen und Kollegen arbeiten konsequent und durchgängig daran, die Bedingungen zu verbessern.“

Die Beratungsstellen der Universität stehen trotz Schließung und Home-Office-Tätigkeit telefonisch oder per E-Mail für die vielen individuellen Fragen zur Verfügung. Auch in den Fakultäten sind die Ansprechpersonen erreichbar.

Eine besonderes Angebot: Am 29. April beantworten Rektor Gerhard Sagerer, die Prorektorin für Studium und Lehre Birgit Lütje-Klose, sowie die Dezernentin für Studium und Lehre, Ines Meyer, von 12 bis 13 Uhr in einem Livestream Fragen, die vorab von Studierenden eingereicht wurden.
Eine spezielle Gruppe von Studierenden betrifft die Situation in besonderem Maße: die Studierenden, die jetzt ihr Studium beginnen oder für ein weiterführendes Studium nach Bielefeld gewechselt sind. Denn auch zu diesem Sommersemester verzeichnet die Universität Bielefeld rund 1.400 neue Einschreibungen, in etwa so viele wie in den Vorjahren. Die meisten Neueinschreibungen erfolgten in den Fächer Bildungswissenschaften, Physik und Anglistik. Hierbei handelt es sich um vorläufige Zahlen; die endgültigen stehen Anfang Juni fest. In einigen Studiengängen laufen noch Nachrückverfahren oder es sind in NC-freien Fächern noch Einschreibungen möglich. Insgesamt studieren in diesem Semester rund 25.000 Menschen an der Universität Bielefeld.

Für Studienstarter*innen finden traditionell in den ersten Wochen zahlreiche Einführungsveranstaltungen und soziale Aktivitäten statt, die in diesem Semester nicht möglich sind. Die Fakultäten und Fachschaften haben aber alternative Angebote auf die Beine gestellt. Die zentrale Begrüßung durch den Rektor, den AStA und den Oberbürgermeister wurde als Videochat aufgezeichnet und steht online neben weiteren Informationen zur Verfügung: www.uni-bielefeld.de/start-ins-studium