Sieben anspruchsvolle Ziele setzt sich die Universität. Diese Leitbilder tänzerisch umzusetzen, hat sich ein Jubiläumsprojekt der Abteilung Sportwissenschaft vorgenommen und auf die Bühne gebracht.
Eigentlich ist Jannis Höing Fußballer mit Leib und Seele. Der 18-Jährige hat gerade sein Lehramts-Studium begonnen, will einmal Deutsch und Sport unterrichten. „Ich würde sagen, dass ich eher ein Grobmotoriker bin“, meint er. Am Donnerstag stand er aber nun im Scheinwerferlicht des Audimax – und hat getanzt.
Jannis ist einer von etwa 200 Studierenden, die am Jubiläumsprojekt „Principles in Motion“ (Leitbilder in Bewegung) der Abteilung Sportwissenschaft teilgenommen haben. „Das war für mich schon eine große Herausforderung“, sagt er. „Es hat aber Spaß gemacht, gemeinsam mit der Gruppe diese Choreografie zu erarbeiten.“
„Sich nicht rein funktional zu bewegen, sondern allein mit dem Körper etwas auszudrücken – das ist das Schwierige für die Studierenden, die bisher nicht viel mit Tanz zu tun haben“, erklärt die Lehrende Dr. Uta Czyrnik-Leber. Sie hatte die Idee, sich den eigenen Ansprüchen der Universität tänzerisch zu nähern. Dank der finanziellen Jubiläumsförderung konnte sie diese nun seit Herbst vergangenen Jahres mit den Studierenden umsetzen. Dabei hat sie auch mit externen Choreografen zusammengearbeitet, etwa mit Gianni Cuccaro vom Theater Bielefeld. Seine Gruppe E-Motion beschäftigte sich mit dem Leitsatz „Wir eröffnen und erweitern Horizonte“. Wie auch in den anderen Gruppen seien die Choreografien fast ausschließlich aus Ideen der Studierenden entstanden. „Wir haben uns dem Thema assoziativ genähert“, erklärt Cuccaro.
Von Luhmann bis Medizinische Fakultät
Die Ergebnisse der nur wenige Monate dauernden Vorbereitung wussten am Donnerstagabend zu überzeugen. Gekonnt schafften es die Verantwortlichen, Vergangenheit und Zukunft der Universität mit den neu definierten Ansprüchen der Hochschule zu verbinden. So wurde passend zum Leitsatz „Wir schaffen Raum für mutige Ideen“ etwa an Niklas Luhmann erinnert, erster Professor der Universität. Der nicht nur Soziologen bekannte Zettelkasten des Systemtheoretikers schaffte es so in getanzter Form auf die Bühne.
Auch die Medizinische Fakultät in Gründung stand im Rampenlicht. Die Sportstudierenden stellten zum Leitsatz „Wir entwickeln den Reformgedanken weiter“ eindrucksvoll die Herausforderung dar, die viele im Zusammenhang mit der Medizinischen Fakultät empfinden – symbolisch gezeigt durch eine metergroße Spritze.
Chor untermalt das Tanz-Event
Mit viel Selbstreflexion gingen die Studierenden das Thema Gender Mainstreaming an. Unter Leitung von Tiago Monquinho haben sie sich zunächst mit den vermeintlich typisch männlichen und typisch weiblichen Bewegungen befasst und schließlich ihre Rollen getauscht. „Dabei haben wir schon früh festgestellt, dass es den Frauen deutlich leichter zu fallen scheint, die eher männlichen Bewegungen umzusetzen, als es umgekehrt der Fall ist“, erklärt Czyrnik-Leber. Auf der Bühne schließlich küssten die Studentinnen stolz ihren Bizeps und gehen auf die Knie, als wollten sie ihren mittanzenden Kommilitonen einen Heiratsantrag machen.
Für gesangliche Unterstützung sorgte mehrmals der Chor aus der Abteilung Kunst und Musik. Dem „Uni ohne Vorurteile“-Anspruch widmete sich Hsuan Chen Floth. Die professionelle Tänzerin improvisierte allein. Eine Tanz-Ausbildung hat auch Frauke Dreessen bereits absolviert, die jetzt Sport und Biologie studiert. „Für mich war es besonders interessant, bei diesem Projekt mitzumachen“, sagt die 24-Jährige. „Ich konnte gut sehen, wie schwer es vielen am Anfang gefallen ist, die sonst überhauptnichts mit Tanz am Hut haben – und die wie gut es am Ende dann aber doch geklappt hat.“