Das Hören läuft unbewusst und unbemerkt ab, trotzdem ist der Hörsinn zentral für die Menschen. Das Zentrum für Ästhetik der Universität Bielefeld stellt deshalb vom 29. bis zum 31. Januar 2026 das Hören in den Mittelpunkt: Workshops laden ein, mehr über Schall, Ohr und Hörverarbeitung zu lernen. Die Besucher*innen schärfen das Gehör für ungewöhnliche Töne, lernen Vogelstimmen zu unterscheiden, aber auch, wie man sich mithilfe von Gebärden verständigen kann. Zahlreiche Veranstaltungen bieten verschiedene Perspektiven auf das Thema Hören, von der Klanginstallation über einen Literaturwettbewerb und Lesungen bis zum gehörlosen Comedian Okan Seese und seinem Programm „Lieber Tomaten auf den Ohren als ein Brett vor dem Kopf“. Das art/science-Festival wird am Donnerstag, 29. Januar um 17 Uhr in der Wissenswerkstadt offiziell eröffnet.
Bereits am Donnerstagvormittag startet das Workshop-Programm, an dem auch Schulklassen teilnehmen können. Im SoundLab – entwickelt von der Universität Oldenburg – begeben sich die Schüler*innen auf eine akustische Reise, die sie für die Auseinandersetzung mit dem Hörsinn sensibilisiert.
Das Festival startet um 17 Uhr mit der Preisverleihung für die besten Einsendungen des Literaturwettbewerbs „Hörlich“, der vom Studienfach Literaturwissenschaft und Zentrum für Ästhetik durchgeführt worden war. Im Anschluss liest die mehrfach ausgezeichnete Autorin Katharina Mevissen aus ihren Werken „Ich kann dich hören“ und „Mutters Stimmbruch“. Und ab 20 Uhr nehmen Professor Dr. Timo Grothe (Hochschule für Musik Detmold) und Professor Dr. Johannes Voit (Universität Bielefeld) ihr Publikum mit auf einen experimentellen Streifzug von der Akustik zur Ästhetik. In ihrem Vortrag gehen sie den Geheimnissen der menschlichen Wahrnehmung auf den Grund. Das Ensemble „sans sens“ veranschaulicht die Ausführungen und lädt die Besucher*innen ein, die Ohren zu spitzen und die eigene Wahrnehmung neu zu entdecken.
Der Freitag ist dem Thema Höreinschränkungen gewidmet. Es gibt Schnupperkurse zur Gebärdensprache für verschiedene Altersstufen und ein schwerhöriger Wissenschaftler der Universität Bielefeld stellt seine Methoden zur Verbesserung von Kommunikation über nichtverbale Wege vor.
Ab 17 Uhr berichten Expert*innen aus Forschung und Praxis zum Thema Hörverlust. Was bedeutet es für den Spracherwerb, wenn ein Kind mit eingeschränktem Hörvermögen oder gehörlos zur Welt kommt? Warum steigt das Risiko für Stürze und Demenz, wenn wir im Alter nicht mehr gut hören und wie Menschen mit Hörbeeinträchtigung und Hörende gut kommunizieren und was Hörende dazu beitragen können, sind Fragestellungen der Veranstaltung. Um 20 Uhr nimmt Comedian Okan Seese das Publikum mit viel Selbstironie auf eine humorvolle Reise durch seinen Alltag als tauber und schwuler Mann. Titel des Programms: Lieber Tomaten auf den Ohren als ein Brett vor dem Kopf.
Am Samstag stehen Ausprobieren und selbst Erleben im Vordergrund. Zahlreiche Workshops und Veranstaltungen regen zum Mitmachen und Entdecken an. Im SoundLab kann zu Themen wie Schall, Ohraufbau, Hörverarbeitung und Hörschädigung geforscht werden; vor einer Rauminstallation experimentieren die Teilnehmenden mit der Künstlerin selbst mit Klängen; außerdem lernen die Gäste den Körper als Musikmaschine kennen. Biologiedidaktikerinnen der Universität Bielefeld laden ein, heimische Vogelarten an ihren Rufen unterscheiden zu lernen. Auch Selbstbau-Kurse stehen auf dem Programm für Didgeridoos und Minidetektoren, die Unhörbares hörbar machen. In einem Mixing-Workshop mit Studierenden der Hochschule für Musik Detmold lernen Jugendliche die Basics für den eigenen Musikmix.
Am Abend um 20 Uhr wird der Stummfilm „Das Cabinet des Dr. Caligari“ mit Live-Musik der Band „Mellowdeath“ gezeigt. Mit einer Live-Performance und Abschlussparty im Bunker Ulmenwall endet das 10. art/science-Festival der Universität Bielefeld.
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