
Sozialisationstheorien basieren auf der empirisch begründeten Annahme, dass die Erfahrungen, die Menschen in der Praxis ihres alltäglichen Handelns machen, maßgeblich ihre biografische Entwicklung beeinflussen und bestimmen. In freiheitlich verfassten Gesellschaften sehen sie sich dabei mit der normativen Anforderung konfrontiert, spätestens im Erwachsenenalter ein selbständiges und selbstbestimmtes Leben in Eigenregie führen zu müssen. Da der Erwerb der dazu erforderlichen Sprach- und Handlungsfähigkeiten sowohl von den äußeren Umständen abhängt, in denen die einzelnen aufwachsen und leben als auch von den persönlichen Kompetenzen, die sie dabei entwickeln, sind Sozialisationsprozesse stets riskant und ergebnisoffen. D.h. sie führen nicht selbstläufig zu Teilhabe und Autonomie. Im Vortrag soll es darum gehen, aus der Perspektive unterschiedlicher Sozialisationstheorien zu zeigen, wie sich die Bilder des vergesellschafteten Menschen seit dem 19. Jahrhundert verändert haben.