Die Vortragsreihe Medizinische Forschung der Medizinischen Fakultät OWL findet im Semester (außer in den Schulferien) mittwochs um 17:00 Uhr (~1Std) statt.
Ziel der Veranstaltung ist der Austausch und die Vernetzung der Forschenden und Forschungsinteressierten im Bereich der medizinischen und medizinrelevanten Forschung.
Forschende der Medizinischen Fakultät OWL, der drei Krankenhausträger, die gemeinsam das Universitätsklinikum OWL bilden (Evangelisches Klinikum Bethel, Klinikum Bielefeld, Klinikum Lippe) sowie forschungsinteressierte niedergelassene Ärzt*innen in OWL präsentieren Ihre aktuellen Forschungsprojekte und tauschen sich zu Ihrer Forschung und neuen Projektideen aus. Kolleg*innen anderer Fakultäten, dem HDZ sowie nationaler und internationaler Institute sind als Redner*innen und/oder Diskutant*innen ebenfalls herzlich willkommen.
Abstract des Vortrags
Alterungsprozesse können mit Einschränkungen der Fahrtauglichkeit einhergehen. Dies gilt
nicht nur für gesunde Senior*innen, sondern vor allem für Senior*innen, die im Rahmen einer
dementiellen Erkrankung unter kognitiven Leistungseinschränkungen leiden. Ob in solchen
Fällen tatsächlich auch die Fahrtauglichkeit beeinträchtigt ist, ist nach den
Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung in Abhängigkeit von Demenzschweregrad und –
ätiologie im Einzelfall zu prüfen. So können Senior*innen mit beginnender bzw. leichter
Demenz unter Umständen noch sicher am Straßenverkehr teilnehmen. Dasselbe gilt für
Senior*innen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung (MCI, engl. für Mild Cognitive
Impairment), welche das Prodromalstadium einer Demenz beschreibt. Unklar ist allerdings
mit welchen kognitiven und nicht-kognitiven Fähigkeiten die Fahrtauglichkeit von
Senior*innen mit MCI und beginnender Demenz assoziiert ist.
In dem Projekt Fahrtauglichkeitsdiagnostik im höheren Lebensalter absolvierten 200 ältere
Fahrer*innen mit und ohne MCI neben einer ausführlichen Anamnese und verschiedenen
klinischen und neuropsychologischen Verfahren eine praktische Fahrverhaltensbeobachtung
mit einer Fahrlehrerin und einem für die Begutachtung ausgebildeten Verkehrspsychologen.
Untersucht wurde, inwiefern eine Kombination theoretisch hergeleiteter und empirisch
robuster kognitiver und nicht-kognitiver Risikofaktoren mit der Fahrleistung im Realverkehr
assoziiert ist und zwischen beeinträchtigten und unbeeinträchtigten Fahrern differenzieren
kann. In einem zweiten Schritt wurde ein ökonomischer und valider Risikobogen für die
praktische Anwendung weiterentwickelt (SAFE-R). Für die Fortsetzung des Projekts ist eine
längsschnittliche Überprüfung des praktischen Fahrverhaltens nach einem Zeitraum von drei
Jahren geplant. Es werden Studiendesign und Ergebnisse präsentiert.