Vernissage zur Eröffnung
Großformatige Banner (Gruppenausstellung im Oval der Wissenswerkstadt, 27.1.-6.2.25)
Das gigantische Bein einer Riesenfrau, das von auf einem Baugerüst stehenden Männern in Arbeitskleidung in mühevoller Arbeit enthaart werden muss. Oder der groß angelegte „Sehtest“, der die Fragen nach den Unschärfen und blinden Flecken unserer Wahrnehmung stellt. Oder die Konfrontation mit offenherzigen Blicken von Menschen mit Behinderung, die wir „Anderen“ oft genug durch unsere eigenen „sozialen Behinderungen“ nicht erwidern. Die 20 großformatigen Banner der Studierenden des Fachbereichs Gestaltung der HSBI zeigen kaleidoskopartig vielfältige Facetten von „Irritation“. Das extreme und herausfordernde Sonderformat der 5 Meter hohen und 90 Zentimeter breiten Banner hat überraschende Bildideen gefördert. Jedes Bannermotiv eröffnet einen Spalt breite Einblicke in Bereiche, die uns besser irritieren sollten! Illustration darf und muss übertreiben, um Inhalte auf den Punkt zu bringen und Finger in alte und neue Wunden zu legen. Gleichzeitig sind es aber oft ganz subtile Wahrnehmungen, die uns auf Bereiche dieser Welt aufmerksam machen, die vielleicht schon aus unserem Blickfeld gefallen sind.
Mit Bannern von Jan Lucas Baumann, Francesca Banana, Felix Behnke, Swaantje Bilio, Alina Borys, Leonard Bremer, Gizem Celik, Lisa Frühsorger, Carlotta Sophie Fuchs, Pia Hauschild, Shanna Horstmeier, Laura Hüffmeier, Jule Jakobeit, Hila Khalaf, Samuel Maricalva Gonzalez, Eliza Caroline Oestreich-Ries, Edda Anouk Rehsöft, Maimuna Saidini, Momo Schlipper, Alina Suchan, Beatrix Zuber
Landscapes, Photoscapes, Dreamscapes (Gruppenausstellung in der Galerie HSBI-Satellit, 22.1.-16.3.25)
Fotografische Bilder von Landschaften folgen nicht nur ästhetischen Darstellungskonventionen, sondern machen sichtbar, welche Spuren Menschen auf der Erdoberfläche hinterlassen haben. Das Ausmaß menschlicher Eingriffe in die Natur wird deutlich: Städtische und Industrielandschaften, zerstörte, verseuchte und lichtverschmutzte Landschaften haben sich über die Fotografie ins kollektive Bildgedächtnis eingeschrieben. Idyllische Darstellungen kommen nur noch als historisches Bildzitat oder paradiesische Traumbilder daher, die umso irritierender wirken, als medial generierte Bildstörungen den schönen Schein auf subtile Weise unterlaufen. Echtzeitmedien wiederum lösen Landschaften in Bewegungen von Körpern und Dingen auf. Die zu bewältigenden Warenströme haben Landschaft ohnehin auf eine logistisch zu beherrschende Infrastruktur reduziert. Historische Bauten ragen wie eigentümliche Relikte der Vergangenheit in diese Landschaften hinein. Unter Denkmalschutz stehend, prägen sie das regionale Erscheinungsbild in einem Maß, dass natürlich vorkommende Baumaterialien zum Teil über Kunststoffe imitiert werden. Oberflächen täuschen auch hier. Die Gruppenausstellung setzt sich mit diesen und weiteren Aspekten gegenwärtiger Landschaften auseinander.
Mit fotografischen Arbeiten und medialen Installationen von Konstantin Ermolaev, Jonas Glanz, Jon Andreas Grote, Vincent Hölscher, Marvin Krullmann, Kai Litke, Janik Peltzer, Patrick Pollmeier, Emanuel Raab, Paul Scheide, Darius Schmidt, Valentin Sohn, Jakob Stumpenhausen, Linda Vollmer.
Soviet Anthropocene 1933 (Ausstellung von Lia Dostlieva im OG, 30.1.-1.2.25)
Das Werk „Soviet Anthropocene 1933“ zeigt auf, wie sich Völkermord, Ökozid und Kolonialismus überschneiden und wie unsere Erde sowohl Quelle von Geschichte und Wissen als auch Medium zu deren Verschleierung sein kann. Über die Darstellung der Verflechtungen zwischen menschlicher und nicht-menschlicher Geschichte offenbart sich die Beziehung von Natur und Wissenschaft und die Formen menschlicher sowie nicht-menschlicher Gewalt. Bezugs- und Ausgangspunkt ist die Publikation Trilobites of Donetsk Basin, die 1933 erschien, also in dem Jahr der großen, durch die Sowjets ausgelösten, Hungersnot, die in der Ukraine Millionen von Menschenleben forderte.
Lia Dostlieva (geb. in Donetsk, Ukraine) ist Künstlerin, Kulturanthropologin und Essayistin. Künstlerisch und wissenschaftlich beschäftigt sie sich mit kollektiven Traumata, Dekolonialismus sowie dem Handeln und der Sichtbarkeit vulnerabler Gruppen. Ihre Arbeiten waren Teil des Ukrainischen Pavillons der 60. Biennale in Venedig (2024) und wurden u.a. im Kunstinstituut Melly (Rotterdam) und im Kolumba Museum in Köln gezeigt. 2024 ist sie CEC ArtsLink International Fellow.
Tips for a Happy Future (Ausstellung von Anna Sarvira im OG, 20.1.-10.2.25)
Die Ausstellung zeigt unterschiedliche Arbeiten der Künstlerin Anna Sarvira, die seit 2022 entstanden sind und sich mit dem Krieg in der Ukraine auseinandersetzen. Im Zentrum der titelgebenden, sechs Textilbanner umfassenden, Installation steht die Idee, dass man für eine sichere und glückliche Zukunft zu allem bereit sein muss. Das Projekt reflektiert die Gefühle einer tiefgreifenden Verunsicherung und des Verrats, die viele Ukrainer*innen seit Kriegsbeginn spüren. In jedem Motiv schwingt Bedauern mit und der Gedanke „Wenn ich das geahnt hätte, hätte ich mich vorbereitet.“ Daneben sind mehrere Comics von Anna Sarvira zu sehen, u.a. “The Plan”, der über den Alltag in der Ukraine erzählt. Er entstand kurz vor Ausbruch des Krieges und wurde zunächst in der Zeitschrift des Museum of Modern Art New York veröffentlicht.
Anna Sarvira (geb. in Kiew, Ukraine) ist Illustratorin, Kuratorin und Mitgründerin des Pictoric Illustrators Club (2014) und lebt aktuell in Köln. Sie ist Absolventin der ukrainischen National Academy of Fine Arts and Architecture. Ihre Grafiken und Illustrationen wurden vielfach ausgezeichnet und weltweit ausgestellt, u.a. im Itabashi Museum in Tokyo, im Museu Nacional d’Art de Catalunya in Barcelona und auf der Pictoplasma Conference in Berlin. Sie hat u.a. mit UNICEF, mit dem Museum of Modern Art New York, mit dem Goethe Institute und dem British Council zusammengearbeitet.
Am Freitag, 31.1. und Samstag, 1.2. führen Studierende des Fachbereiches Gestaltung der HSBI zur Mittagszeit durch alle vier Ausstellungen. Treffpunkt um 12.00 Uhr an der Tourist Information in der Wissenswerkstadt.