Wie frei kann Wissenschaft sein? Das thematisieren die Konfliktakademie „ConflictA“ der Universität Bielefeld und das Historische Museum Bielefeld. Mit dem Verbundprojekt „WiFrei – Wie Freiheit Wissen schafft“ wollen sie Bürger*innen die Bedeutung von Wissenschaftsfreiheit nahebringen. Eine Ausstellung im Museum und an öffentlichen Orten, Filmreihen sowie Dialog-Veranstaltungen widmen sich dem Dilemma zwischen Freiheit und Sicherheit in der Forschung. Das Projekt ist Teil des Wissenschaftsjahres 2024, das anlässlich von 75 Jahren Grundgesetz und 35 Jahren Mauerfall unter dem Schlagwort „Freiheit“ steht. Das Wissenschaftsjahr ist eine Initiative vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und Wissenschaft im Dialog.
In Zeiten von Krisen und Konflikten gerät die im Grundgesetz verankerte Freiheit der Wissenschaft unter Druck. So werden etwa Sicherheitsaspekte als Argument herangezogen, das Grundrecht der Forschungsfreiheit einzuschränken. „Mit solchen Herausforderungen, die zu Konflikten führen, muss die Wissenschaft immer wieder umgehen“, sagt der Projektkoordinator Prof. Dr. Andreas Zick. Das Projektteam von WiFrei möchte aufklären. „Wir wollen veranschaulichen, warum Freiheit für Wissenschaftler*innen essenziell ist – warum freie Forschung nötig ist, um weitreichende Erkenntnisse zu gewinnen und Lösungen für große Herausforderungen zu entwickeln“, so Andreas Zick. Der Konfliktforscher leitet die ConflictA und das Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld. Zick verweist mit Blick auf das Projekt insbesondere auf Forschende, die aus Gesellschaften fliehen müssen, weil sie bedroht und verfolgt werden.
© Foto li.: Universität Bielefeld/Michael Adamski, Foto re.: Universität Bielefeld
Historische und aktuelle Perspektiven
Ab Anfang Oktober zeigt die Ausstellung im Historischen Museum Biografien von Forscher*innen, die unter Einschränkungen zu leiden hatten. „Die Schicksale dieser Wissenschaftler*innen 2/3 machen greifbar, dass eingeschränkte Forschungsfreiheit letztlich uns allen schadet“, sagt Esther Rüßler, die das Projekt seitens der ConflictA koordiniert. Ergänzt wird die Ausstellung durch sechs Stationen im Bielefelder Stadtgebiet, die Statements und Installationen zu aktuellen Konflikten um Wissenschaftsfreiheit präsentieren.
Im Dialog mit der Öffentlichkeit Freiheitsfragen ansprechen
„Eine freie Wissenschaft lebt vom öffentlichen Diskurs“, sagt Andreas Zick. Deshalb suchen die Beteiligten von „WiFrei“ den Dialog mit Bürger*innen. Im Herbst wird eine achtteilige Filmreihe gezeigt, zu der jeweils eine Diskussion in dem Kinosaal gehört. Außerdem sind Projektwochen mit Schulklassen geplant. Mit Blick auf den Austausch mit der Öffentlichkeit sagt Dr. Constanze Döhrer, Leiterin des Historischen Museums Bielefeld: „Gemeinsam wollen wir herausfinden, wie wichtig Wissenschaft für unsere Gesellschaft ist, und erkunden, wie stark wissenschaftliche Entwicklungen unseren Alltag prägen.“ Bei „WiFrei“ handelt es sich um eines von zwei Bielefelder Projekten zum Wissenschaftsjahr 2024 – Freiheit. Der Podcast „Autonomie & Algorithmen“ von Prof. Dr. Benjamin Paaßen (Universität Bielefeld) und Dr. Christiane Attig (Universität zu Lübeck) beschäftigt sich damit, wie der Einsatz Künstlicher Intelligenz die menschliche Autonomie beeinflusst und wie ein selbstbestimmter Umgang damit ermöglicht werden kann.