Die Zukunft der Lehre an der Universität Bielefeld


Autor*in: Universität Bielefeld

In diesem Herbst blickt die Universität Bielefeld auf insgesamt drei Semester zurück, die überwiegend von Onlinelehre geprägt waren. Welche Schlüsse aus den Erfahrungen von Lehrenden und Studierenden für die zukünftige Gestaltung von Lehre an der Universität Bielefeld gezogen werden, erklären die Prorektorin für Studium und Lehre, Professorin Dr. Birgit Lütje-Klose, und der Prorektor für Informationsinfrastruktur und Wirtschaft, Professor Dr. Reinhold Decker, im Interview. Bis Ende des Jahres soll unter ihrer Schirmherrschaft eine Digitalisierungsstrategie – auch für den Bereich Studium und Lehre – entstehen.

Die Pandemie führte im letzten Jahr zu einer Ad-Hoc-Umstellung auf rein digitale Lehre. Wie geht es nach der Pandemie weiter, einmal online und zurück?

Lütje-Klose: Nein, das wollen wir auf keinen Fall. Wir haben durch die drei Semester Onlinelehre viele Erfahrungen und Aspekte für eine zukünftige Lehre an der Universität Bielefeld gesammelt. Jetzt ist es unser Ziel, die so gewonnenen Erkenntnisse in die Zukunft zu übertragen. Fest steht: Digitales Lehren und Lernen wird an Hochschulen nicht mehr wegzudenken sein. Dabei gilt es aber immer abzuwägen, wo Präsenz sinnvoll ist und wo digitale Formate der Lehre einen Mehrwert liefern können. Grundsätzlich kann festgehalten werden: Bielefeld ist und bleibt eine Präsenzuniversität, die dennoch der zunehmenden Digitalität Rechnung trägt.

Birgit Lütje-Klose
Prof’in Dr. Birgit Lütje-Klose, Prorektorin für Studium und Lehre. Foto: Universität Bielefeld/J. Diekmann

Können Sie kurz erläutern, was das konkret bedeutet?

Wir alle müssen ausloten, wie eine gute Balance von Präsenzlehre und digitaler Lehre zukünftig aussehen soll. Aus diesem Grund haben wir mit Lehrenden, Studierenden und Mitarbeiter*innen im Juni zwei Workshops durchgeführt und damit an den im Jahr 2018 begonnenen Strategieprozesses „Studium und Lehre im digitalen Wandel“ angeknüpft. Ziel der Workshops war es, erste Eckpunkte zu erarbeiten, wie wir uns langfristig an dieser Universität Lehr- und Lernsettings vorstellen.

Welche Erkenntnisse haben Sie durch die Workshops und den laufenden Strategieprozess bisher gewinnen können?

Lütje-Klose: Die Beteiligten waren sich einig, dass bei allen Prozessen rund um Lehren, Lernen und Prüfen das erfolgreiche Lernen der Studierenden im Mittelpunkt stehen muss. Digitalisierung der Lehre ja – aber nicht zum Selbstzweck, sondern als produktive Ergänzung! Zudem ist es bei einer gemeinsamen Strategie für die Bereiche Studium und Lehre sehr wichtig, dass die fachspezifische Differenzierung bei der Ausgestaltung der Lehrveranstaltungen erhalten bleibt. Als Fazit können wir festhalten, dass bereits viele erfolgreiche Umsetzungsformate zu digitaler Lehre und digitalen Prüfungen vorliegen, wir aber in Zukunft eine Basis schaffen wollen, um auch neue digitale Optionen zu erproben.

Decker: Als Hochschulleitung sehen wir uns in der Pflicht, hierfür die erforderlichen Voraussetzungen zu schaffen. Für eine bestmögliche operative Unterstützung der Lehrenden und Studierenden ist eine funktionierende Infrastruktur unverzichtbar. Erste, hybrid durchgeführte Informationsveranstaltungen für interessierte Lehrende zu technischen Aspekten und Austauschformaten zur didaktischen Gestaltung haben bereits stattgefunden. Aber auch das Digital Learning Lab, das im Rahmen des Projekts BiLinked auf dem Campus und virtuell aufgebaut werden soll, ist hier zu nennen. Dort können Studierende und Lehrende zukünftig gemeinsam digitale Tools, Lehr- und Lernszenarien sowie projektförmiges Arbeiten erproben und in die eigene Lehre integrieren.

Wie wollen Sie sicherstellen, dass eine Strategie für die (digitale) Lehre an der Universität Bielefeld auch in der Praxis trägt?

Lütje-Klose: Das geht nur über die Einbindung möglichst vieler Akteur*innen. Bereits 2019 wurde gemeinsam mit Vertreter*innen unterschiedlicher Statusgruppen, Studierenden und Lehrenden im Rahmen der Peer-to-Peer-Beratung des Hochschulforums Digitalisierung über die zukünftige Ausrichtung der (digitalen) Lehre gesprochen. Im Juni 2021 haben wir diesen Prozess fortgesetzt und wieder darauf geachtet, dass möglichst viele Angehörige der Universität mitdiskutieren konnten. Es hat sich gezeigt: Wir haben an unserer Universität bereits viele positive Beispiele, wie das Digitale und Präsenz in Lehrveranstaltungen umgesetzt werden können.

Professor Dr. Reinhold Decker, Foto der Person
Professor Dr. Reinhold Decker, Foto: Universität Bielefeld

Decker: Und ich möchte ergänzen: Wir haben in den letzten Jahren bereits damit begonnen, gezielt notwendige Infrastruktur und Support aufzubauen und bereitzustellen, auch mit Blick über die pandemiebedingte Distanzlehre hinaus. Neben den bereits etablierten Formaten zur Förderung von innovativen (digitalen) Vorhaben haben wir jüngst das Portal Digitale Lehre ins Leben gerufen. Hier wurde insbesondere auch die Möglichkeit zur Veröffentlichung von Good-Practice Beispielen geschaffen. Das Portal wird sich dynamisch weiterentwickeln und es sollen weitere Maßnahmen und Angebote folgen: Sie dürfen also gespannt sein!

Wie sehen Sie auf das kommende Wintersemester? Können Sie uns etwas zu der Möglichkeit erzählen, Lehrveranstaltungen hybrid umzusetzen? Was genau ist darunter zu verstehen? Und wo steht die Universität aktuell?

Lütje-Klose: Also zunächst einmal: Ich freue mich, dass wir unsere Studierenden auch wieder in Präsenz sehen können. Trotzdem müssen wir alle die geltenden Pandemieregelungen weiterhin einhalten. Um möglichst vielen Studierenden eine Möglichkeit zu bieten, auch vor Ort an Lehrveranstaltungen teilzunehmen, setzen wir im kommenden Semester, unter anderem, auf hybride Lehrveranstaltungen. Konkret bedeutet dies: Ein Teil der Studierenden nimmt per Zoom zum Beispiel von zu Hause an der Lehrveranstaltung teil und andere Studierende können zeitgleich vor Ort im Hörsaal oder Seminarraum die Veranstaltung verfolgen.

Decker: Im kommenden Wintersemester werden große Veranstaltungen wohl überwiegend digital oder hybrid durchgeführt. Die hybriden Formate, so hoffen wir, werden uns eine skalierbare Rückkehr ermöglichen. Für deren Umsetzung hat die Universität 50 mobile All-in-One-Videokonferenzlösungen und 100 Kamera-/Mikrofon-Einheiten angeschafft. Diese mobilen Lösungen können flexibel in den Hörsälen und Seminarräumen eingesetzt werden.

Ausblick: Wie geht es im Strategieprozess nun weiter?

Lütje-Klose: Uns ist es ein zentrales Anliegen, weiter im Gespräch zu bleiben. Hierzu möchten wir schon jetzt zum Bi.teach – Tag der Lehre am 17. November 2021 einladen. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion wird ein Entwurf der Digitalisierungsstrategie für die Bereiche Studium und Lehre vorgestellt und diskutiert. Der diesjährige Bi.teach wird erstmals als hybrides Format geplant.

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