Die Vorgänge im Körper besser verstehen, bis hinab auf die Eben der Moleküle: Immer feinere Analyseverfahren und viel interdisziplinäre Zusammenarbeit machen dies möglich, zum Beispiel in der jungen Disziplin Molekulare Medizin. Am 30. Januar werden die Biomedizinerin Dr. Laura-Sophie Landwehr (Universitätsklinikum Würzburg) und der Biochemiker Professor Dr. Sven Thoms (Medizinische Fakultät OWL, Universität Bielefeld) in zwei öffentlichen Vorträgen am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld aus der neuen Welt der Molekularen Medizin berichten und ihr Potenzial für die moderne Gesundheitsforschung beleuchten. Im Vorfeld erklären sie, was es mit der Molekularen Medizin auf sich hat.
Was ist eigentlich Molekulare Medizin?
Laura-Sopie Landwehr: Molekulare Medizin entschlüsselt die geheimen Codes unseres Körpers, indem sie die molekularen Grundlagen von Krankheiten aufdeckt. Dazu werden Gene, Proteine und anderen Zellbestandteile auf molekularer Ebene präzise analysiert. Molekularen Medizin bewegt sich zwischen Grundlagenforschung und angewandter Wissenschaft.
© K. Linkamp/UKW
Was verspricht man sich davon?
Sven Thoms: Man verspricht sich davon ein tieferes Verständnis komplexer Krankheitsmechanismen, genauere, innovative Diagnosen und individuelle, maßgeschneiderte Therapien, die direkt an den molekularen Ursachen von Krankheiten ansetzen. Molekulare Medizin verspricht zudem die Chance, Krankheiten schon im Frühstadium zu erkennen und effektiv zu bekämpfen. Außerdem bietet sie die Chance, Therapien für Erkrankungen zu entwickeln, die so selten sind, dass die pharmazeutische Industrie kein Interesse an ihnen hat.
© Universität Bielefeld
Welche Rolle spielt interdisziplinäre Zusammenarbeit dabei?
Laura-Sopie Landwehr: Molekulare Medizin zeigt, wie stark Teamwork sein kann. Die Zusammenarbeit verschiedener Fachgebiete ist in der Molekularen Medizin von entscheidender Bedeutung, da sie unter anderem die Disziplinen Genetik, Biochemie, Biotechnologie, Informatik und klinische Medizin vereint. Erst durch den Austausch dieser Perspektiven können komplexe biologische Prozesse und Krankheitsmechanismen vollständig verstanden werden. Dies eröffnet die Möglichkeit, effektive, ganzheitliche Lösungen zu entwickeln, die sowohl auf molekularer Ebene als auch in der praktischen Anwendung wirksam sind.