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Großtagung zu Geisteswissenschaften und KI in Bielefeld


Autor*in: Dr. Kristina Nienhaus

Unter dem Titel „Under Construction. Geisteswissenschaften und Data Humanities“ gastiert die Jahrestagung „Digital Humanities im deutschsprachigen Raum“ (DHd) an der Universität Bielefeld. Vom 3. bis 7. März widmet sich die DHd 2025 der Frage, wie Wissen in einer zunehmend digitalisierten Welt konstruiert und verstanden wird. Wissenschaftler*innen beleuchten interdisziplinäre Ansätze, um Daten als Kern geisteswissenschaftlicher Forschung zu nutzen.

Die Tagung richtet den Blick auf die fortschreitende Datafizierung von Kultur und Gesellschaft und fragt nach den Potenzialen und Herausforderungen digitaler Forschungsansätze. „Wir befinden uns – nicht nur durch die Verbreitung der sogenannten Künstlichen Intelligenz – in einer Phase des Umbruchs, in der Gesellschaft und Wissenschaft neu gedacht werden müssen“, sagt die Bielefelder Professorin Dr. Berenike Herrmann, Sprecherin der örtlichen Organisator*innen. Die Tagung lädt dazu ein, die Verzahnung von Geistes-, Kultur- und Datenwissenschaften zu diskutieren und dabei innovative Methoden und Ansätze zu entwickeln. Im Mittelpunkt stehen dabei die Fragen, wie Daten als Basis geisteswissenschaftlicher Erkenntnis genutzt werden können und welche neuen Erkenntnismöglichkeiten sich durch die Digital Humanities ergeben.

Portraitfoto der Person
Die Literaturwissenschaftlerin Prof’in Dr. Berenike Herrmann von der Universität Bielefeld ist Sprecherin der örtlichen Organisator*innen der Konferenz zu Geisteswissenschaften und KI.

Wenn KI-Chatbots wissenschaftliches Forschen unterstützen

Die Veranstalter*innen rechnen mit etwa 500 Teilnehmenden. Das Programm umfasst rund 150 Beiträge, darunter Vorträge, Paneldiskussionen, Workshops, Praxisanleitungen und wissenschaftliche Poster. Themen wie Künstliche Intelligenz, Netz- und virtuelle Realität sowie Daten- und Methodenkritik spielen darin eine zentrale Rolle. Ein Vortrag thematisiert beispielsweise die Frage: „Voll automatisiert die Natur in historischen Reiseberichten erkennen? Entzauberung von KI-Werkzeugen und ihr Nutzen für die Geisteswissenschaften“. Ein Panel diskutiert den kritischen Einsatz von KI in digitalen Texteditionen. Ein Workshop widmet sich der Optimierung von Instruktionen (Prompts) für KI-Chatbots zur wissenschaftlichen Textproduktion. Und ein Workshop zur strategischen Audio-Wissenschaftskommunikation vermittelt Methoden, um Erkenntnisse aus den digitalen Geisteswissenschaften zu verbreiten.

Nutzung von KI-Werkzeugen kritisch angehen

Mitorganisator Professor Dr. Hendrik Buschmeier von der Universität Bielefeld betont: „Große Sprachmodelle und Computer-Vision-Methoden ermöglichen neue Zugänge zu Themen der Geisteswissenschaften, erfordern aber eine interdisziplinäre Herangehensweise, die einerseits sicherstellt, dass diese Methoden richtig angewendet werden, und andererseits, dass die Fragestellungen sinnvoll gewählt und die Ergebnisse verlässlich und konsistent sind.“

Bielefelder Forschung regt zu interdisziplinären Fragestellungen an

Das Thema der Tagung, das auch an der Hochschule Bielefeld und vom dortigen Mitveranstalter Professor Dr. Anant Patel verfolgt wird, ist nicht von ungefähr am Wissenschaftsstandort Bielefeld entstanden. Die Organisator*innen wurden durch ihre Forschung dazu angeregt, jeweils interdisziplinäre Aspekte des „Being Under Construction“ mitzudenken – dazu gehört die Forschung in zwei Sonderforschungsbereichen der Universität, „Praktiken des Vergleichens“ (SFB 1288) und „Sprachliche Kreativität in der Kommunikation“ (SFB 1646), sowie im universitären Center for Uncertainty Studies (CeUS).

Rahmenprogramm verbindet Theorie und Praxis

Mitorganisiert wird die Tagung unter anderem von Professorin Dr. Silke Schwandt, die mit der Fachgesellschaft das vielfältige wissenschaftliche Programm koordiniert. Begleitet wird die Veranstaltung von einem breiten Rahmenprogramm, das die Verbindung von Wissenschaft und Praxis sowie die Rolle von Daten in der modernen Kultur untersucht. So konzipiert ein Tanztheater eine Choreographie zum Thema der Konferenz. Geplant ist auch eine Kooperationsveranstaltung mit der Wissenswerkstadt Bielefeld. Die DHd 2025 (Anmeldung hier) bietet eine Plattform für interdisziplinäre Diskussionen und lädt Forschende dazu ein, gemeinsam neue Perspektiven für die Geistes- und Kulturwissenschaften im digitalen Zeitalter zu entwickeln.