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Sprachliche Entwicklungschancen schon in der Kita fördern


Autor*in: Universität Bielefeld

Das von der Universität Bielefeld koordinierte Projekt „Kleine Sprachfüchse“ hilft Kita-Kindern dabei, die deutsche Sprache spielerisch zu erlernen. Unter wissenschaftlicher Leitung regen Studierende mit Gesprächen über Bilder die sprachliche und literarisch-mediale Entwicklung der Kinder an. Das 2021 angelaufene Projekt hat seine Arbeit dank kontinuierlicher Förderung – seit diesem Jahr rund 190.000 Euro jährlich – auf inzwischen 26 Kita-Gruppen in Bielefeld ausgeweitet.

Die Studierenden begleiten über mehrere Monate eine feste Kita-Gruppe und regen mit Bildern, später auch mit Bilderbüchern, Gesprächssituationen an. „Der gesprächsorientierte Ansatz greift die natürlichen Sprachlernprozesse auf und nutzt den Austausch über das, was auf Bildern zu sehen oder eben nicht zu sehen ist, und was man sich dazu denken kann. So werden Sprachkompetenzen immer weiter ausgebaut“, sagt Dr. Beate Lingnau von der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft. Sie leitet das Projekt gemeinsam mit Professorin Dr. Ulrike Preußer und Miriam Kodoll. Bilder schrittweise gemeinsam zu betrachten, infrage zu stellen, Assoziationen zu ihnen zuzulassen und das Geäußerte immer wieder an die für alle sichtbaren Bildelemente zurückzubinden, erfordert viel Aufmerksamkeit und regt zum Versprachlichen von dabei entstehenden inneren Bildern an. Ulrike Preußer: „Auf diese Weise docken wir zum einen ganz natürlich an die Sprachentwicklung an, weil die Kinder über Themen reden, die ihnen nahe sind und für die sie sich begeistern. Zum anderen lernen die Kinder, dass es auf Bildern mehr zu entdecken gibt, als der erste Blick offenbart und es nicht nur eine einzige gültige Sinnzuschreibung gibt.“

Im Projektverlauf zeigt sich, dass sich die Sprach- und Konzentrationsfähigkeiten der geförderten Kinder ebenso wie die sprachförderlichen Fähigkeiten der Förderkräfte spürbar erweitern. Darüber hinaus sind die Kinder mehr und mehr dazu in der Lage, einzelne Bildelemente aufeinander zu beziehen, Sinn in die gemeinsam besprochenen Bilder hineinzulesen, aber auch einander zuzuhören und aufeinander einzugehen. Die überwiegend aus mehrsprachigen Familien stammenden Kinder werden dadurch auf die sprachlichen, sozialen und literarisch-medialen Anforderungen der Schule vorbereitet. Die Gespräche dienen sowohl als Diagnose- wie als Förderinstrumente und werden wissenschaftlich ausgewertet.

Drei Porträts vor verschwommenem Hintergrund: Die Projektverantwortlichen der "Kleinen Sprachfüch-se": Dr. Beate Lingnau, Prof’in Dr. Ulrike Preußer und Miriam Kodoll (v.l.).
Die Projektverantwortlichen der “Kleinen Sprachfüchse”: Dr. Beate Lingnau, Prof’in Dr. Ulrike Preußer und Miriam Kodoll (v.l.). (Fotos: Universität Bielefeld/Gregor Herse (l.), privat, privat)

Praxiserfahrung für Studierende

Insbesondere Lehramts- und Linguistik-Studierende können als bezahlte Hilfskräfte bei den „Kleinen Sprachfüchsen“ mitwirken. Sie werden methodisch geschult und fachlich eng betreut. Seit Oktober 2023 können Lehramtsstudierende auch ihre berufsfeldbezogene Praxisstudie im Projekt absolvieren.

Von kleinen Anfängen zum langfristigen Projekt

Initiiert wurde „Kleine Sprachfüchse“ gemeinsam mit der Martini-Stiftung und der Stadt Bielefeld als langfristig angelegtes Gemeinschaftsprojekt. Es startete im April 2021 mit sechs Förderkräften in fünf Bielefelder Kindertagesstätten. Die Förderung wird seit Beginn des Projekts in Quartieren durchgeführt, die mithilfe des Lebenslagenberichts der Stadt Bielefeld ausgewählt wurden. Inzwischen fördern die Martini-Stiftung und weiteren Bielefelder Stiftungen das Projekt jährlich mit rund 100.000 Euro, weitere 90.000 Euro kommen von der Stadt. Das ermöglicht, dass mittlerweile rund 30 studentische Förderkräfte und eine wissenschaftliche Mitarbeiterin, Miriam Kodoll, für das Projekt tätig sind. Sie sind in elf Kindertagesstätten in 26 Gruppen in den Stadtteilen Baumheide und Sieker im Einsatz.

Weitere Informationen:

Faktenblatt zum Projekt „Kleine Sprachfüchse“