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Sonderausgabe anlässlich der Weltgesundheitsversammlung


Autor*in: Universität Bielefeld

Um Migration und Gesundheit in Europa geht es in einer neuen Artikelserie eines Lancet-Fachmagazins. Drei Gesundheitswissenschaftler*innen der Universität gehören zu den Autor*innen. Mit einer Sonderausgabe startet die Serie. Vorgestellt wird die Ausgabe in Genf (Schweiz), parallel zu der ebenfalls dort stattfindenden Weltgesundheitsversammlung. Die Beiträge behandeln Themen wie Impfstoffgerechtigkeit, Rassismus und Diskriminierung.

An zwei der sieben Artikel der Sonderausgabe haben Professor Dr. med. Kayvan Bozorgmehr, Dr. Nora Gottlieb und Professor Dr. med. Oliver Razum, alle von der Bielefelder Fakultät für Gesundheitswissenschaften, mitgewirkt.

Collage mit Fotos von drei Forschenden
Die Gesundheitswissenschaftler*innen Prof. Dr. med. Kayvan Bozorgmehr, Dr. Nora Gottlieb und Prof. Dr. med. Oliver Razum tragen Erkenntnisse ihrer Forschung zu den Fachartikeln bei, die anlässlich der Weltgesundheitsversammlung erscheinen.

Konstruktive Narrative statt Probleme präsentieren

Nora Gottlieb als Erstautorin und Kayvan Bozorgmehr als Letztautor befassen sich in ihrem Beitrag gemeinsam mit Fachkolleg*innen damit, wie negative Narrative über Migrant*innen die öffentliche Meinung prägen können, obwohl sie oft unbegründet oder falsch sind. „Migrations- und Gesundheitsforschung kann daraus lernen“, sagt Nora Gottlieb. „Eine Erkenntnis ist zum Beispiel, dass Gefühle, Werte und persönliche Ansichten für Entscheidungen oft wichtiger sind als Evidenz.“ Laut dem Artikel zeigt sich, dass es wichtiger ist, Lösungen anzubieten – anstatt nur Probleme und Komplexität aufzuzeigen. Der Artikel gibt Empfehlungen, wie positive Narrative gefördert werden können, um die Gesundheitspolitik inklusiver zu gestalten. Kayvan Bozorgmehr: „Dazu gehört, menschenfeindliche Narrative nicht zu wiederholen und dadurch ungewollt zu stärken, sondern sie durch alternative Narrative zu ersetzen, die konstruktiv und wertebasiert sind.“

Diversität im Gesundheitssystem verankern

Migrant*innen sind oft aufgrund sozialer Benachteiligungen im Gastland schlechteren Gesundheitsbedingungen ausgesetzt. Oliver Razum ist Co-Autor eines Artikels in der Sonderausgabe und fordert, dass sich das Gesundheitswesen auf zugewanderte Menschen einstellen muss. Razum betont, dass zugewanderte Menschen Mitglieder der Sozial- und Krankenversicherung sind und die Gesundheitsdienste sich daher auf ihre Bedarfe einstellen müssen. „Dies beginnt bereits in der Ausbildung von Ärzt*innen und Gesundheitspersonal, die lernen müssen, mit zunehmender Vielfalt umzugehen.“ Als Beispiel eines Projektes für mehr Chancengleichheit in der Gesundheitsversorgung nennt Razum „Empowerment für Diversität“, in dem sich das Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Klinikum Lippe (Teil des Universitätsklinikums OWL) engagiert. „Wenn sich das Gesundheitssystem auf Vielfalt einstellt“, sagt Razum, „profitieren alle Menschen, da alle unterschiedliche Wünsche und Bedürfnisse haben, wenn es um ihre Gesundheitsversorgung geht.“

Impulse für inklusive Gesundheitsversorgung

Insgesamt erscheinen sieben Artikel in der Sonderausgabe – als Teil der Fachzeitschrift „The Lancet Regional Health Europe“. Sie werden parallel zur Weltgesundheitsversammlung veröffentlicht, die vom 27. Mai bis 1. Juni 2024 in Genf abgehalten wird. Dort kommen Vertreter*innen der Mitgliedstaaten der Weltgesundheitsorganisation WHO zusammen, um über die Prioritäten, den Haushalt und Richtlinien der WHO zu beraten.

Kayvan Bozorgmehr: „Diese Sonderausgabe bietet empirisch fundierte Impulse für den politischen Umgang mit Migration und Gesundheit in Europa. Sie dient zugleich als Aufruf zum Handeln. Wir hoffen, dass die Erkenntnisse und Empfehlungen aus unserem Beitrag und den Artikeln unserer Kolleg*innen genutzt werden, um an einer inklusiveren Gesundheitsversorgung zu arbeiten.“

Die Beiträge der Sonderausgabe sind im Open Access, also frei verfügbar. Veröffentlicht werden sie von dem Lancet Migration European Regional Hub. Das Netzwerk bringt Forschende, die Zivilgesellschaft, Nichtregierungsorganisationen, multilaterale Organisationen, politische Entscheidungsträger und Migrant*innen zusammen – mit dem Ziel, Erkenntnisse aus Wissenschaft, Politik und Praxis zu verknüpfen. Geleitet wird das Netzwerk von der Initiative Lancet Migration und dem Genfer Zentrum für humanitäre Studien. Lancet Migration stellt Forschungsergebnisse und politische Empfehlungen zu Gesundheitsbedürfnissen von Migrant*innen bereit.