Er ist ein einmaliges Erlebnis und prägt den weiteren Lebensweg: der Auslandsaufenthalt während des Studiums. Das Erasmus Student Network (ESN) der Universität Bielefeld hilft dabei, diesen so schön und reibungslos wie möglich zu gestalten. „Wir bieten kulturellen Austausch über Ländergrenzen hinweg“, sagt Student Peter Margowski, Vorsitzender des ESN. Er und sein Team sind für ihr Engagement für den Preis „Engagiert studiert“ des Ehemaligennetzwerks der Universität Bielefeld e.V. nominiert.
Im Jahr 2023 starteten 95 Erasmus-Studierende sowie vier Praktikant*innen an der Universität Bielefeld. Für sie ist der ESN ein Anlaufpunkt für alle Fragen rund um das Studium und Leben in der fremden Stadt im fremden Land. „Natürlich fehlt am Anfang immer der Anschluss, man ist eben neu“, sagt Margowski. „Studis möchten etwas unternehmen und auch mal feiern gehen, aber nicht allein.“
Das soziale Miteinander stärken, das ist vielleicht die wichtigste Aufgabe bei der Arbeit der Ehrenamtlichen. Ein Besuch im Tierpark Olderdissen, Spieleabende, Karaoke-Nächte, Tischtennis-Turniere oder Ausflüge in andere Städte und der Austausch mit anderen ESNs – Das insgesamt zehnköpfige ESN-Team bietet ein buntes Programm und vernetzt die Neuankömmlinge: „Wir schaffen einen offenen Rahmen, in dem Diskriminierung und Rassismus keinen Platz haben. Bei uns kannst du einfach sein – ohne dir Gedanken zu machen.“
Wir sind der ESN Bielefeld. Das ist die Kurzform für Erasmus Student Network Bielefeld. Wir sind ein lokaler Ableger von Europas größtem Studenten Netzwerk, das es gibt.
Unsere Hauptaufgabe ist es, internationale Studierende zu empfangen, die hier ein Auslandssemester machen und Veranstaltungen zu organisieren, wo wir uns dann treffen, kennenlernen
und sie in den Alltag des Unilebens integrieren.
Für mich persönlich und auch für viele andere war das eigene Auslandssemester oder auch der Wunsch,
ins Ausland zu gehen, so ein Impuls, dass man die schöne Erinnerung,die man dort vor Ort gemacht hat, auch irgendwie wieder hier mitnehmen möchte und genau das für andere Studierende auch ermöglicht.
Viele Erfahrungen, die jetzt Menschen die nach Bielefeld kommen, haben wir selbst schon erlebt, kann uns da gut reinversetzen und kennen uns in der Stadt aus und sind sozusagen dann gute Ansprechpersonen vor Ort.
Also uns ist es wichtig, dass wir besonders die Freizeitgestaltung unterstützen von den Studierenden. Das heißt aber nicht, dass wir nicht für administrative Sache nicht auch zur Verfügung stehen.
Uns ist es wichtig, dass die Menschen hier eine gute Zeit haben, sich kennenlernen und sich vernetzen.
Das Tolle finde ich auch ist, dass ich meine eigenen persönlichen Hobbys auch mit in den Verein einbringen kann. Also ich spiele gern Spiele, dann mache ich einen Spieleabend, ich bin kreativ, dann mache ich was Kreatives. Ich singe gern, ich gehe in die Karaokebar. Da kann im Prinzip jeder seine eigenen Leidenschaften auch nochmal ausleben.
Mir persönlich am meisten bedeutet es, so viele Menschen kennenzulernen, die so viele unterschiedliche Gedanken haben und sich selber zu hinterfragen und mal zu verstehen, dass ich größer denken kann als nur Bielefeld, NRW, Deutschland.
Ich kann europaweit denken und das verstehen und dann halt viele, viele Vernetzungen sehen in den Problemen, die wir gerade haben, die wir sowieso nur gemeinsam lösen können.
Eine der letzten Aktivitäten des ESN war eine Baumpflanz-Aktion im Europawäldchen nahe des X-Gebäudes. „Wäldchen trifft es schon ganz gut“, sagt der Lehramtsstudent und muss schmunzeln. „Das Europawäldchen ist zugegebenermaßen noch nicht so dicht. Im Sinne der Nachhaltigkeit und der Mitgestaltung des Campus haben wir dort aber eben auch zwei Bäume gepflanzt. Obstbäume, damit man irgendwann etwas davon hat.“
Neben den vielen Aktivitäten im Kalender des ESN bietet der Verein aber auch ganz praktische Starthilfe für ausländische Studierende an der Universität Bielefeld an: Was ist wo zu finden und welche Ansprechpartner helfen bei welchen Fragen? Oder braucht vielleicht noch wer einen englischsprachigen Friseur? „Solche Auskünfte wollen wir demnächst auch bieten“, kündigt Margowski an.
Und eine Tauschbörse soll es geben: Wenn internationale Studierende hier ein Zimmer beziehen, brauchen sie eine Grundausstattung: Töpfe, Wasserkocher, eine Matratze oder vielleicht eine Yogamatte. Da sammelt sich allerhand Zeugs an. „Nach einem halben Jahr nimmt das alles aber niemand wieder mit in den Flieger nach Hause. Bevor es weggeworfen wird, wollen wir all diese Dinge lieber an neue Besitzer*innen vermachen. Das wäre doch cool und vor allem nachhaltig.“
Soweit die Idee – es fehlt nur noch die Umsetzung. Der ESN ist nämlich im Vergleich mit anderen Sektionen vergleichsweise jung und will Aktionen wie die Tauschbörse in Bielefeld noch etablieren. Seit einem halben Jahr arbeitet der Verein in seiner Form als Erasmus Student Network. Im Oktober 2023 wurde aus dem Vorläufer des Bielefeld International Student e.V. der ESN. Das Format als solches existiert aber bereits seit mehr als 30 Jahren. In 44 Ländern Europas gibt es mittlerweile 513 Sektionen.
© Sarah Jonek
Bislang hat das Erasmus Student Network Bielefeld einen Instagram-Kanal und ein Postfach in den Räumen des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA). „Da kann man uns erreichen. Wir sind noch neu und haben noch nicht die Reichweite“, sagt Margowski. Manche Sektionen hätten bis zu 40 Ehrenamtliche „Ich bin froh, wenn wir noch wachsen. Aber noch schöner ist es, dass die Studis dann auch davon profitieren.“
Der Lehramtsstudent war selbst einmal Erasmus-Student im ungarischen Szeged. „Der ESN dort hat mit 50 Leuten in einer Kneipe Activity gespielt oder Lerngruppen veranstaltet. Ich glaube, ich hätte von alleine all die Menschen nie kennengelernt.“ Vor allem die unterschiedlichen Perspektiven seiner Mitstudierenden haben ihn geprägt: „Die hätte ich nie mitbekommen, wäre ich nicht in so einer bunten Truppe unterwegs gewesen. Dafür bin ich dankbar, und das möchte ich zurückgeben.“
© Universität Bielefeld
Jetzt im April startet der Bielefelder ESN in der Ersti-Woche richtig durch: Die Mitglieder informieren mit einem Stand in der Haupthalle und verteilen Flyer und Sticker, die sie selbst gestaltet haben. „Später im April können wir dann loslegen mit unserem Programm und den Aktionen. Da haben wir richtig Bock drauf.“
Sollte der ESN den Ehrenamtspreis gewinnen, würde das Preisgeld direkt an die Studierenden zurückfließen: „Deutschland ist im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ein sehr teures Land. Für internationale Studierende ist es schwierig, wenn die Lebenshaltungskosten plötzlich viel höher sind.“ Das Geld könnte dann auch die ersehnte Tauschbörse wahr werden lassen, denn noch fehlen dafür Lagerräume. Investiert werden soll laut Margowski aber auch in Werbematerial für mehr Sichtbarkeit, in Städtetrips, Museumsbesuche und viele Aktivitäten: „Unsere Grenzen sind unser eigener Kopf.“