Wie kann Rassismuskritik in Kunstausstellungen aussehen? Welche Möglichkeiten ergeben sich beim Kuratieren von Werken, die kombiniert und gegenübergestellt werden sollen? Welche Gefahren bestehen? Mit diesen Fragen befasst sich eine Diskussionsrunde am kommenden Mittwoch, 28. Februar, um 18 Uhr in der Kunsthalle Bielefeld, die in Kooperation mit dem Sonderforschungsbereich (SFB) 1288 „Praktiken des Vergleichens“ der Universität Bielefeld veranstaltet wird.
Unter dem Titel „Blickwechsel: Rassismuskritisches Kuratieren und Vergleichen von Bildern“ diskutieren Kurator Benedikt Fahrnschon von der Kunsthalle Bielefeld, die Geschichtswissenschaftlerin und Sprecherin des SFB 1288, Professorin Dr. Antje Flüchter, und die Kunsthistorikerin Tanja-Bianca Schmidt von der Technischen Universität Dresden im Vortragssaal der Kunsthalle. Moderiert wird die Diskussion von Dr. Britta Hochkirchen von der Friedrich-Schiller-Universität Jena, die als Kunsthistorikerin im SFB 1288 forscht und zu den Initiator*innen der Diskussion gehört. „Unter Umständen kann das Vergleichen von Bildern rassistische und rassifizierende Lesarten fördern, die in einem anderen Kontext oder bei der isolierten Betrachtung eines Werkes nicht auftreten würden“, sagt Hochkirchen.
© (v.l.): Meike Reiners, Philipp Ottendörfer, Tanja-Bianca Schmidt, Philipp Ottendörfer
Das Thema der Podiumsdiskussion ist für das Kuratieren und Reflektieren von Ausstellungen zentral: „Gesellschaftliche Diversität hat sich im ‚kunsthistorischen Kanon‘ und damit auch in den Sammlungsbeständen und Ausstellungsprogrammen vieler Museen lange Zeit nicht gespiegelt. In der Kunsthalle Bielefeld verstehen wir es als unsere Aufgabe, diese Fehlstelle zu beleuchten sowie kritisch und reflektiert mit ihr umzugehen. Dazu gehört auch eine Auseinandersetzung mit Rassismuskritik in der Museumsarbeit“, so Kurator Benedikt Fahrnschon.
Den Rahmen für die Podiumsdiskussion bietet die Ausstellungsreihe „miteinander gegenüber“: In der neunten Folge begegnen sich eine Fotografie aus der Serie „PROPO“ (1994) von Paul McCarthy aus der Ahlers Collection in Herford und das Gemälde „Spielzeugstillleben (New York)“ (1969) von Christa Dichgans aus der Sammlung der Kunsthalle Bielefeld. Dichgans’ Gemälde zeigt eine chaotische Anhäufung gebrauchter Spielwaren, McCarthys Fotografie eine Puppe mit Schwarzer Hautfarbe und abgetrennten Beinen, die rassifizierende Zuschreibungen aufruft. Während sich McCarthy mit Macht, Unterdrückung, Gewalt und Rassismus beschäftigt, stehen in Dichgans’ Werk die Häufung, der Überfluss und das Thema der Masse im Fokus: die Massengesellschaft, der Massenkonsum und auch der Massengeschmack. Beide Werke können als Spiegel der Gesellschaft verstanden werden.
© Marina Böddeker
Die Diskussion am 28. Februar ist Teil der Ausstellungsreihe „miteinander gegenüber“. Der Eintritt kostet fünf Euro, Studierende erhalten freien Eintritt. Die aktuelle Ausstellung „miteinander gegenüber“ #9 – Christa Dichgans | Paul McCarthy – (Un)Schuldiges Spiel?“ ist noch bis zum 3. März in der Kunsthalle Bielefeld zu sehen.