Ukraine-Kooperationen: Verbundenheit durch Austausch


Autor*in: Universität Bielefeld

Vor knapp zwei Jahren hat Russland die Ukraine überfallen. Es herrscht noch immer Krieg in der Ukraine. Studierende und Wissenschaftler*innen in der Ukraine können nur unter sehr erschwerten Bedingungen weiter forschen, lehren und lernen. In diesem Jahr konnte die Universität Bielefeld ihre ukrainischen Partner*innen mit verschiedenen Formaten unterstützen, sowie neue Austausch-, Forschungs- und Förderformate schaffen. Ein Rückblick.

Verbundenheit mit ukrainischen Partneruniversitäten

Die Universität Bielefeld pflegt Partnerschaften zur National University of Kyiv-Mohyla Academy, zur Dnipro National University und zur Zaporizhzhia National University (ZNU). Die Partnerschaft zur Universität in Zaporizhzhia nimmt dabei eine Sonderrolle ein: In diesem Jahr konnte die Universität Bielefeld aus Mitteln des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) 14 Fachveranstaltungen vor Ort in der Ukraine aufrechterhalten, indem Dozierende dafür eine Förderung erhielten. 41 Wissenschaftler*innen aus der Ukraine konnten für Forschungs- und Lehraufenthalte in verschiedene Fakultäten der Universität Bielefeld eingeladen werden.

Im November besuchten Rektor Mykola Frolov und die Prorektorin für Internationales Olena Tupakhina von der Zaporizhzhia National University die Universität Bielefeld. Im Gespräch mit Rektorin Professorin Dr. Angelika Epple schilderten sie die aktuelle Situation in ihrer Stadt: Die Zahl der Einwohner*innen hat sich in Zaporizhzhia seit Kriegsbeginn nahezu halbiert. Gleichzeitig kommen Binnenflüchtlinge aus besetzten Gebieten der Ukraine in die Stadt. Die ZNU beherbergt sie auf dem Campus und in den Wohnheimen. Universitäre Lehre für die Studierenden kann weiterhin ausschließlich online stattfinden.  

„Als Partneruniversität ist es uns weiterhin ein wichtiges Anliegen, die Kolleg*innen und Studierenden vor Ort in Zaporizhzhia zu unterstützen – sie leiden nach wie vor unter dem Krieg mit bedrückenden Auswirkungen für die Universität und auf dem Campus. In wissenschaftlichen Feldern möchten wir unsere gemeinsamen Forschungsformate auch in Zukunft weiterführen und vertiefen – in Bielefeld und bestimmt auch in Zaporizhzhia, sobald es möglich ist“, sagt Rektorin Professorin Dr. Angelika Epple.

Mykola Frolov (l.), Angelika Epple (Mitte) und Olena Tupakina (r.).
Rektor Mykola Frolov (l.) und die Prorektorin für Internationales Olena Tupakina (r.) der Zaporizhzhia National University besuchten im November die Universität Bielefeld und waren auch im Gespräch mit der Bielefelder Rektorin Angelika Epple (Mitte).

Die Universität Bielefeld konnte im Jahr 2023 trotz des Kriegs auch eine neue Partnerschaft mit einer ukrainischen Universität schließen: eine ERASMUS+ Kooperation im Fach Geschichte mit der Catholic University Lwiw. Der Austausch beschränkt sich kriegsbedingt auf die Möglichkeit der ukrainischen Studierenden, nach Bielefeld zu kommen. Gleichzeitig bemühen sich die Partner*innen darum, ein qualifiziertes Angebot für Ukrainisch als Fremdsprache für Studierende aller Fakultäten aufzusetzen.

Summer Schools für ukrainische Studierende

Die Universität Bielefeld hat in diesem Jahr verschiedene Kurzaufenthalte für ukrainische Studierende angeboten. Ein Beispiel war die vierwöchige Summer School, die von der Bielefelder Abteilung Geschichtswissenschaft realisiert wurde. 15 Studierende, fünf Doktorand*innen und fünf Lehrende von der Zaporizhzhia National University waren im Juni für einen Monat zu Gast in Bielefeld. Ihnen sollte für diesen Zeitraum eine Art „akademische Normalität“ ermöglicht werden. In dem englischsprachigen Studienprogramm lernten sie Theorieansätze und aktuelle Forschungsschwerpunkte der Bielefelder Geschichte kennen, konnten an einem intensiven Deutschsprachkurs teilnehmen und bei einer Reihe von Exkursionen die nähere und weitere Umgebung von Bielefeld kennenlernen.

Gruppe von Studierenden und Dozierenden im Kreuzgang von St. Maria im Kapitol in Köln.
Ukrainische Gaststudierende und Gastdozent*innen bei einer Exkursion im Juli nach Köln, hier im Kreuzgang von St. Maria im Kapitol. Professor Dr. Stefan Gorißen (vorne rechts kniend) hatte diesen Ausflug organisiert.

Gefördert wurde die Sommerschule aus Mitteln der Universität Bielefeld sowie der Europäischen Union.

Forschung zu ukrainischen Themen

Der Angriffskrieg stellt Forschung und Lehre mit Ukraine-Bezug vor neue Herausforderungen. Bielefelder Wissenschaftler*innen haben im Jahr 2023 dazu wissenschaftliche Tagungen mit Forschenden verschiedener Disziplinen initiiert. Ein Beispiel von vielen war das Symposium „War and Peace in Ukraine: Reflecting, Studying and Engaging across Disciplines“ (Krieg und Frieden in der Ukraine: fachübergreifend reflektieren, forschen und engagieren) im Oktober. Das Bielefelder Historiker*innen-Team um Dr. Yaroslav Zhuravlov, Professorin Dr. Kornelia Kończal und Professor Dr. Frank Grüner hat die Beziehung zwischen der Friedens- und Konfliktforschung und den Osteuropastudien in den Fokus gerückt. Zwei Forschungsdisziplinen, die seit Beginn des Angriffskrieges besonders im Fokus stehen und deren Vertreter*innen wichtige Stimmen der öffentlichen Debatte sind.

Wissenschaftler*innen diskutieren auf einem Panel.
Expert*innen der Friedens- und Konfliktforschung und aus den Osteuropastudien in einer Diskussionsrunde des Symposiums „War and Peace in Ukraine: Reflecting, Studying and Engaging across Disciplines“ im November 2023.

„Wir sind froh, dass wir so viele exzellente Kolleg*innen für unsere Konferenz gewinnen konnten – auch aus der Ukraine. Unsere Veranstaltung hat gezeigt, wie groß die Schnittmenge zwischen den beiden interdisziplinären Feldern ist und wie viel wir voneinander lernen können,“ sagt Professorin Kończal.

Weitere Unterstützung für die ukrainischen Partner*innen in Bielefeld

  • Aktuell sind rund 100 geflüchtete Studierende aus der Ukraine in Sprachkursen und im Fachstudium an der Universität Bielefeld eingeschrieben. Allen diesen Studierenden wurde ein Stipendienangebot gemacht.
  • Die Universität Bielefeld beschäftigt acht Studierende aus der Universität als Hilfskräfte.
  • Aus Mitteln der Alexander von Humboldt-Stiftung werden Wissenschaftler*innen aus der Ukraine mit einem besonderen Förderstipendium unterstützt.