Wie Gesundheitssysteme unsicheren Situationen standhalten


Autor*in: Universität Bielefeld

Lange herrschte die Vorstellung vor, dass öffentliche Gesundheitssysteme fähig sind, die Menschen einer Gesellschaft zuverlässig vor gesundheitlichen Gefahren zu schützen und sie im Notfall medizinisch zu versorgen. Die Covid-19-Pandemie hat jedoch die Grenzen von Systemen aufgezeigt, die Gewissheit und Sicherheit versprechen. Wie gelingt es Gesundheitspolitik und -versorgung, mit unsicheren Situationen zurechtzukommen? Das sollen Doktorand*innen in der neuen Graduiertenschule „Health Policy and Systems in Uncertainties“ (Gesundheitspolitik und -systeme unter Unsicherheit) untersuchen. Eingerichtet wurde sie von der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld.

„Unsichere Situationen sind durch einen Mangel an Wissen gekennzeichnet“, sagt Professor Dr. Kayvan Bozorgmehr, Prodekan der Fakultät für Gesundheitswissenschaften und Leiter der künftigen Graduiertenschule. „Die Frage ist, wie Individuen und Institutionen Unsicherheit verstehen und wie sie wirksam darüber kommunizieren und darauf reagieren.“ Gesundheitspolitik und Gesundheitssysteme sind ständig mit komplexen Unsicherheiten konfrontiert. „Doch bislang ist das akademische Konzept der Ungewissheit kaum in Bezug auf das Gesundheitswesen untersucht und angewandt worden.“

Die Graduiertenschule befasst sich damit, wie Gesundheitssysteme Unsicherheiten nutzen, produzieren oder reproduzieren. Insbesondere geht es darum, wie die Handlungsfähigkeit der Gesundheitssysteme unter Unsicherheit verbessert werden kann. „Die Studien sollen sich auf internationale und europäische Krisen konzentrieren – von der Covid-19-Pandemie über Klimawandel bis hin zu Migration und Krieg“, erklärt Dr. Jörn Knobloch, Politikwissenschaftler und Koordinator des Graduiertenkollegs.

Ab 2024 fördert die Graduiertenschule über drei Jahre acht Doktorand*innen, die aus theoretischer, empirischer oder lösungsorientierter Perspektive untersuchen, wie Gesundheitspolitik und Gesundheitssysteme mit Unsicherheiten umgehen. Wissenschaftler*innen können sich derzeit mit Promotionsprojekten bewerben, die sich mit Unsicherheit im Gesundheitswesen, ihrer Bewertung und Messung beschäftigen.