Entwicklung und Lehrinnovationen in der Lehrkräftebildung


Autor*in: Universität Bielefeld

Die vom Bund und den Ländern geförderten Projekte „BiProfessional“ und „ComeIn“ an der Universität Bielefeld enden mit dem laufenden Jahr. In den im Rahmen der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ (QLB) mit knapp zehn Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekten konnten wertvolle Erkenntnisse und digitale Ressourcen für die Lehrkräftebildung erarbeitet werden. Mit „BiProfessional“ wurden in den vergangenen sieben Jahren innovative Lehr- und Lernformate untersucht und die Strukturen der Bielefelder Lehrkräftebildung weiterentwickelt. Auch das NRW-weite Verbundprojekt „ComeIn“, in dem der Fokus auf der phasenübergreifenden Entwicklung von Fortbildungskonzepten und -materialien zum Thema Digitalisierung lag, kommt nach dreieinhalb Jahren Laufzeit zu einem erfolgreichen Abschluss.

Im zum Jahresende auslaufenden Bielefelder Projekt „BiProfessional“ konnten in der siebenjährigen Laufzeit in vielen Teilprojekten innovative Lehr- und Lernformate forschungsbasiert entwickelt und in den lehrkräftebildenden Fakultäten implementiert werden. Dabei lagen die Schwerpunkte auf einem vermehrten Praxisbezug, einer zunehmend forschungs- und inklusionsorientierten Ausrichtung des Lehramtsstudiums sowie einer phasenübergreifenden Lehrkräftebildung. Hervorzuheben ist insbesondere die interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb der Teilprojekte. Für den Universitätsstandort Bielefeld fasst der geschäftsführende Leiter der Bielefeld School of Education (BiSEd) Dr. Norbert Jacke zusammen: „Die Kolleginnen und Kollegen kannten sich zwar auch vorher schon, aber der Integrationsmodus ist ein deutlich anderer. Den größten Unterschied zu der Zeit vor BiProfessional sehe ich darin, dass nun durch ein gemeinsames Projekt nicht mehr nur ein gegenseitiges Informieren in verschiedenen Austauschformaten stattfindet, sondern sich wirklich eine gemeinsame wissenschaftliche Arbeit vollzieht.“

Praxisorientiert, forschungsbasiert, inklusionssensibel, phasenübergreifend

Damit die Projektergebnisse nachhaltig gebündelt werden und der Transfer der Erkenntnisse und Formate unterstützt wird, wurden innerhalb der Projektförderung an der BiSEd vier Forschungs- und Entwicklungszentren (FuE-Zentren) mit den Schwerpunkten Praxisreflexion, Forschendes Lernen, inklusionssensible sowie phasenübergreifende Lehrkräftebildung geschaffen. Als Anlaufstelle schaffen sie Transparenz über standortbezogene Aktivitäten, als Austauschort koordinieren sie Vorhaben und als Entwicklungslabor initiieren sie neue Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Der Leiter der Bielefelder QLB-Projekte Professor Dr. Martin Heinrich führt mit Blick auf die derzeitige Krise der Lehrkräftebildung (Stichwort: Lehrkräftemangel) aus: „Gerade jetzt sind wir an der Universität Bielefeld froh, dass wir diese Diskursstrukturen aufgebaut haben, um damit den Herausforderungen der nächsten Jahre mit einer noch heterogeneren Studierendenschaft und sich weiter ausdifferenzierenden Qualifikationsangeboten vom Studium bis zur Fort- und Weiterbildung adäquat begegnen zu können.“

Portrait von Prof. Dr. Martin Heinrich
Prof. Dr. Martin Heinrich ist Professor für Schulentwicklung und Schulforschung an der Universität Bielefeld.

ComeIn – Stärkung der Digitalisierung

Im Zuge einer weiteren Förderlinie der QLB kam zu BiProfessional im März 2020 das Verbundprojekt „ComeIn“ (Communities of Practice für eine innovative Lehrerbildung) hinzu, an dem alle zwölf lehrkräftebildenden Hochschulen in NRW beteiligt waren. In diesem Projekt arbeiteten Vertreter*innen aus allen drei Phasen der Lehrkräftebildung – sprich Universität, Vorbereitungsdienst und Lehrkräftefortbildung – zusammen. Unter Konsortialführung der Universität Duisburg-Essen kooperierten die Beteiligten dabei eng mit den beiden Ministerien für Schule und Bildung und für Kultur und Wissenschaft NRW, den fünf Bezirksregierungen NRWs und der Qualitäts- und Unterstützung-Agentur – Landesinstitut für Schule NRW (QUA-LiS), um die Frage zu beantworten, wie Digitalisierung gewinnbringend in Schule und Unterricht genutzt werden kann.

In sogenannten Communities of Practice (CoP) konnten sich Expert*innen und Entscheider*innen aller drei Phasen der Lehrkräftebildung vernetzen, um gemeinsam digitalisierungsbezogene Fragestellungen (wie z.B. die für Lehrer*innen erforderliche Kompetenzen) zu diskutieren und um Konzepte und Materialien für die Lehrkräftebildung zu entwickeln. In Bielefeld wurden dabei drei Fachperspektiven fokussiert und mitverantwortet: Deutsch als Zweitsprache, Kunst/Musik sowie Inklusion/Umgang mit Heterogenität. Die Resultate von ComeIn fließen in eine neue Förderung vom Bund ein, die den Aufbau von „Kompetenzzentren lernen:digital“ zum Ziel hat. Die Universität Bielefeld ist hier an den Verbundprojekten ComeMINT, ComeArts und ComeSport beteiligt, indem die Transferstelle Bielefeld Bildung digital (TraBBi_digital) die bundeslandübergreifenden Transferaktivitäten bündelt. Zudem schließen sich die Projekte „WÖRLD“ (Wirtschaftspädagogik und Ökonomische Bildung: Lehrkräftebildung und Unterricht digital), LFB-Labs-digital (Schülerlabore als Ort der Lehrkräftefortbildung in der digitalen Welt) sowie „LeadCom“ (Digital Leadership & Kommunikations- und Kooperationsentwicklung) an.

Filmischer Rückblick auf die „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“

Im Rahmen des Abschlusskongresses der QLB wurde Anfang Oktober 2023 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ein Filmbeitrag präsentiert, in dem Politik und Hochschulen auf das Förderprogramm zurückblicken. Dort durfte die Bielefelder Lehrkräftebildung mit BiProfessional das Handlungsfeld „Heterogenität und Inklusion“ vertreten. So berichtet Professorin Dr. Birgit Lütje-Klose im Film in ihrer Rolle als Teilprojektleitung von in BiProfessional entwickelten Lehrkonzepten zur Förderung einer inklusionssensiblen Lehrkräftebildung, den geschaffenen nachhaltigen Strukturen dank der Zentrumsgründungen und dem Transfer der Projektergebnisse entlang der Bielefelder Online-Journale. Der Filmbeitrag „Die Qualitätsoffensive Lehrerbildung – Entwicklungssprung in der Lehrkräftebildung“ kann hier abgerufen werden.