Europäische Hochschulen starten Internationalisierungsturbo


Autor*in: Jan Henning Rogge

Ein halbes oder ein Jahr im Ausland – das Erasmus+ Programm der Europäischen Union ist für viele Studierende und Forschende das Tor nach Europa. An der Universität Bielefeld wird es dabei nicht bleiben: Das europäische Hochschulnetzwerk „NEOLAiA“ hebt die europäische Zusammenarbeit ab sofort auf eine neue Stufe – mit Fördermitteln in Millionenhöhe, die die grenzüberschreitende Zusammenarbeit auf neue Füße stellt. Die Allianz verknüpft neun über den Kontinent verteilte Universitäten zu einem Netz für Studierende, Lehrende und Forschende.

Diese Nachricht zählt für die beteiligten Universitäten zu den wohl wichtigsten des Jahres: Die internationale Hochschulallianz NEOLAiA wird als Europäischen Hochschule gefördert. Damit kann die Vernetzung der Universitäten Bielefeld, Jaén (Spanien), Nikosia (Zypern), Örebro (Schweden), Ostrava (Tschechische Republik), Salerno (Italien), Tours (Frankreich), der Suceava (Rumänien) und Siauliai (Litauen) auf ein neues Niveau gehoben.

Karte mit allen NEOLAiA Partnern.
Die NEOLAiA Universitäten.

„Dies bedeutet einen immensen Schub für unsere Internationalisierung und eine neue Sichtbarkeit in Europa“, sagt Professorin Dr. Angelika Epple, neue Rektorin der Universität Bielefeld. „Auch Bielefeld und Ostwestfalen-Lippe werden davon profitieren, denn Unternehmen und andere Institutionen benötigen international gebildete Fachkräfte.“

Allen Hochschulen im NEOLAiA-Verbund ist gemein, dass es sich um regional verwurzelte Universitäten kleinerer bis mittlerer Größe handelt. Bereits seit 2019 werden die Kontakte und Kooperationen zwischen den neun Hochschulen intensiviert und erweitert. Die Auswahl der Universitäten, die zu dem Verbund gehören, ist nicht zufällig, erklärt die Rektoratsbeauftrage für Internationale Netzwerke Professorin Dr. Michaela Vogt. „NEOLAiA ist ein gewachsenes Netzwerk. Es ist das Resultat aus vielseitigen Kooperationen, Forschungs- und Lehraktivitäten, die bereits vor der Allianzgründung bestanden haben. Ein Beispiel hierfür sind die Universitäten Bielefeld und Örebro. Das macht die Allianz besonders stabil und bildet die Basis für eine gleichberechtigte und allseitig engagierte Zusammenarbeit aller Partner miteinander.“

Professorin Dr. Michaela Vogt
Professorin Dr. Michaela Vogt ist Erziehungswissenschaftlerin und Rektoratsbeauftrage für Internationale Netzwerke.

In der Allianz zeichnet sich jede Mitgliedshochschule für ein bestimmtes Themenfeld verantwortlich. Beispiele hierfür sind Verbesserung des Lehrens und Lernens, Interkulturalität und Mehrsprachigkeit, Exzellente Forschung und Forschungsinitiativen, Open Science, Entrepreneurship, Digitale Transformation und verbesserte internationale Mobilität von Studierenden, Lehrenden und Beschäftigten. Die Universität Bielefeld koordiniert innerhalb der Allianz unter Leitung von Michaela Vogt das Themenfeld „Vielfalt und Inklusion“. Die Federführung des Gesamtprojektes liegt derzeit bei Jaén, wird später nach Örebro wechseln.

Die Europäische Hochschulinitiative ist im Bereich Erasmus angesiedelt, sie ist eine Art Weiterführung des europäischen Austauschprogramms. „Die Initiative ist aber viel ambitionierter“, sagt Dr. Markus Symmank, Leiter des International Office der Universität. „Erasmus geht der Bologna-Prozess voraus, der eine Vergleichbarkeit von Studienleistungen wie Creditpoints und von Abschlüssen wie Bachelor und Master hervorgebracht hat. Durch die Hochschulinitiative wird es mehr Joint- oder Double-Degrees geben oder Europäische Masterprogramme.“

In der Europäischen Hochschulinitiative beschreibt die EU, wie sie sich die Zukunft der europäischen Hochschulen vorstellt. „Kurz gesagt geht es darum, das Niveau aller beteiligten Hochschulen in wichtigen Funktionen zu verbessern“, sagt Markus Symmank. Eine solche Verbesserung hat NEOLAiA zum Ziel.
„Wir sind in Bielefeld nicht erst seit der Bewilligung der Gelder Teil einer Europäischen Hochschule, sondern seit mehreren Jahren im Kontakt. NEOLAiA ist schon lange Realität und hätte sich auch ohne Förderung weiterentwickelt“, sagt Michaela Vogt. „Aus der Allianz wird aber jetzt, da die Fördermittel bewilligt sind, ein strukturierter Entwicklungsprozess, der auch in Bielefeld universitätsintern Veränderungen mit dem Ziel einer internationalen Öffnung vorantreiben wird. Die Fördermittel machen es möglich, Dinge in Angriff zu nehmen, Wege zu explorieren und gemeinsam die nächsten Schritte zu planen. Sie sind ein Katalysator und Beschleuniger.“

Als Synergieeffekt wirkt sich die Internationalisierung positiv auf die Attraktivität der Universität aus und trägt dazu bei, ein für Lernende, Lehrende wie ebenso auch Forschende interessanteres Umfeld zu bieten – ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Spitzenuni. „Exzellenz ist ein zentrales Ziel der Uni Bielefeld“, erklärt Rektorin Angelika Epple. „Durch die europäische Allianz gibt es nun wesentlich bessere Möglichkeiten, Fördermittel einzuwerben. Die Forschung profitiert davon, dass man sich mit den Allianzmitgliedern vielseitig wie niederschwellig vernetzen kann, auch weit über Forschungsaufenthalte hinaus – das ist ein zentraler Baustein für die Exzellenzstrategie.“

• NEOLAiA wurde im Mai 2019 von einer Gruppe von Universitäten aus Spanien, Tschechien, Schweden und Deutschland gegründet, um eine strategische Zusammenarbeit zu ermöglichen.

• Die Allianz wuchs in den folgenden Jahren um Universitäten aus Italien, Litauen, Rumänien, Frankreich und Zypern.

• 2022 wurde die Allianz von einem internationalen Gremium unabhängiger Expert*innen in einem wettbewerbsintensiven Bewertungsverfahren als qualitativ hochwertig anerkannt. Aufgrund von Haushaltsbeschränkungen konnte sie jedoch nicht als Europäische Hochschule finanziert werden.

• 2023 wurden von der Europäische Kommission dann sieben neue Allianzen für die Förderung als „Europäische Hochschule“ ausgewählt. Eine davon: das NEOLAiA-Konsortium.

• Die Allianz wird für vier Jahre mit insgesamt 14,4 Millionen Euro aus EU-Mitteln gefördert. Die Universität Bielefeld erhält dabei eine Förderung von 1,7 Millionen Euro.

• Die einzelnen Universitäten sind für verschiedene Arbeitspakete verantwortlich: Internationale Mobilität von Studierenden und Beschäftigten, Lehre, Forschung, Unternehmertum, Vielfalt und Inklusion, Interkulturalität und Mehrsprachigkeit, digitale Transformation sowie Nachhaltigkeit. Die Universität Bielefeld koordiniert das Themenfeld „Vielfalt und Inklusion“. Ziel der Netzwerkpartner*innen ist es, in diesen Bereichen Kooperationsstrukturen aufzubauen und Synergien zu schaffen.

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