Dr. med. Carsten Israel und Alexander Alexander Angleitner besprechen Analyse-Ergebnisse.

Der Erste seiner Art


Autor*in: Elena Berz

Stille. Fünf, zehn Sekunden lang. Dann räuspert sich Alexander Angleitner am anderen Ende der Telefonleitung und antwortet – die Worte sorgsam abwägend – auf die Frage, wie es sich anfühle, der erste Promovierende der Medizinischen Fakultät OWL zu sein: „Es ist schon eine Ehre und eine gewisse Freude“, sagt der 28-Jährige. „Gleichzeitig spüre ich aber auch einen kleinen Druck, denn ich möchte natürlich, dass die erste abgegebene Doktorarbeit sehr gut wird.“ Dass Angleitner sich davon nur ein bisschen stressen lässt, mag daran liegen, dass er sich in Bielefeld und insbesondere von seinem Betreuer Dr. med. Carsten Israel bestens betreut fühlt.

Läuft alles nach Plan, will Alexander Angleitner seine Dissertation im Laufe dieses Jahres beenden. Bisher sei da, sagt er, „ziemlich viel Glück dabei gewesen.“ Zum Beispiel, weil sich aus einem kleinen Projekt im Rahmen eines Praktikums in Bethel etwas Größeres, nämlich das Thema seiner Doktorarbeit, entwickelt hat. Oder weil just im richtigen Moment die Promotionsordnung an der neu gegründeten Medizinischen Fakultät OWL fertig war, sodass der Medizinstudent seine Unterlagen umstandslos einreichen konnte.

Dass er selbst sicher auch einiges Engagement bewiesen, Chancen erkannt und genutzt hat, um an den Punkt zu kommen, wo er heute ist, erwähnt er – wenn überhaupt – sehr beiläufig. Etwa wenn er im Zusammenhang mit seinem 2017 begonnen Medizinstudium ein-, zweimal betont, dass es sich um ein Zweitstudium handele. Und erst bei der anschließenden Recherche klar wird: Anscheinend ist es gar nicht so einfach, einen Platz in einem zulassungsbeschränkten Studienfach zu bekommen, wenn man bereits ein Studium abgeschlossen hat – nur drei Prozent der Studienplätze sind für Zweitstudienbewerber reserviert und ein Antrag muss gut begründet werden.

Bevor er in Homburg an der Saar Medizin studiert, hat Angleitner an der Universität Bielefeld einen Bachelor in Sportwissenschaft gemacht. Währenddessen wächst der Wunsch, über den er schon eine ganze Weile nachdenkt: Medizin zu studieren. Er recherchiert intensiv zum Thema „Zweitstudium“, hängt sich rein, um sein Sportstudium zügig abzuschließen, bewirbt sich und wird tatsächlich direkt fürs Medizinstudium in Homburg zugelassen, das er voraussichtlich im Oktober dieses Jahres beenden wird.

Dr. med. Carsten Israel und Alexander Angleitner besprechen Analyse-Ergebnisse.
Dr. med. Carsten Israel und Alexander Angleitner besprechen Analyse-Ergebnisse.

Es sei schon eher ungewöhnlich, an der einen Hochschule zu studieren und an einer anderen zu promovieren. Doch einiges sprach für Angleitner dafür, seine Dissertation an der Universität Bielefeld zu schreiben. „Ich komme gebürtig aus der Gegend. Meine Familie wohnt noch immer hier und ich würde später auch gern in der Nähe arbeiten – das hat meine Entscheidung schon beeinflusst.“ Noch stärker – das wird im Laufe des Gesprächs mehrmals deutlich – haben aber wohl Dr. med. Carsten Israel und sein Zweitbetreuer, Professor Dr. Erhard Wischmeyer, dazu beigetragen, dass Alexander Angleitner sich nun hier seiner Doktorarbeit widmet.

Der erste Kontakt entstand während eines Praktikums, das Angleitner in der kardiologischen Abteilung in Bethel absolvierte. Dr. med. Carsten Israel ist dort Chefarzt. „Ich habe Dr. Israel als unfassbar guten Lehrer kennengelernt“, sagt der Medizinstudent. „Er kümmert sich gut um die Studierenden, ist äußerst inspirierend und motivierend.“ So zögerte Angleitner nicht lange, als Israel in einer Mittagsbesprechung von einem Kongress berichtete, bei dem noch Fragen offengeblieben waren und meinte, wer Interesse daran habe, solle sich bei ihm melden. Wieder diese Mischung aus Glück und Eigeninitiative. Die beiden starteten ein kleines Pilotprojekt, trugen Daten zusammen, analysierten diese und stellten fest: Interessante Ergebnisse, da steckt noch mehr dahinter – Alexander Angleitner hatte das Thema für seine Dissertation gefunden. Zugleich Gelegenheit gehabt, seinen jetzigen Betreuer schon mal kennenzulernen. „Bei einer Doktorarbeit ist es wichtig, dass man gute Ansprechpartner hat“, so Angleitner. „Es war sehr hilfreich, dass ich mit Dr. Israel erstmal an einem kleineren Projekt gearbeitet habe und dabei gucken konnte: Läuft das konstruktiv? Läuft das erfolgreich?“ Und das tat es. „Ich bin wahnsinnig zufrieden mit meinem Betreuer und habe selten so einen kompetenten und gleichzeitig lieben Menschen getroffen.“

Vorigen Sommer ist Alexander Angleitner der Erste, der seine Promotionsunterlagen einreicht und akzeptiert wird. Der folglich erste Promovierende der Medizinischen Fakultät OWL beschäftigt sich in einer retrospektiven klinischen Studie mit dem Herzmuskelenzym Troponin T, das normalerweise bei einem Schaden des Herzens vermehrt anfällt und routinemäßig zum Beispiel beim Verdacht auf einen Herzinfarkt gemessen wird. Doch auch andere Erkrankungen können zu einer Erhöhung dieses Proteins führen.

Angleitner wertet für seine Doktorarbeit um die 5.000 Patient*innendaten aus, um herauszufinden, welche anderen Ursachen gegebenenfalls dazu führen, dass der Troponin-Wert erhöht ist und auch, um Richtwerte genauer definieren zu können, denn: „Bislang sieht man anhand der Laborwerte zwar, ob der Wert erhöht ist oder eben nicht, aber häufig ist unklar, in welchem Bereich welche Ursache am wahrscheinlichsten ist und welche Behandlung sich daraus ableitet. Unsere Idee ist: Wenn man Richtwerte genauer bestimmen kann, lässt sich beispielsweise besser einschätzen, welche Patient*innen eine Herzkatheterbehandlung brauchen und welche eher nicht.“

Die Medizinische Fakultät OWL unterstützt das Promotionsangebot für den „Dr. med.“ mit strukturierten Programmen, begleitenden Veranstaltungen und einer intensiven Betreuung. Hier finden Sie alle Informationen über die Promotionsmöglichkeiten, Bewerbungsfristen und wichtige Termine, sowie die Kontaktdaten der Ansprechpersonen.